Nordsee-Windpark “alpha ventus“ produziert mehr Strom als erwartet. Theoretisch könnten die Windräder 50.000 Haushalte versorgen.

Norddeich. Deutschlands erster Nordsee-Windpark "alpha ventus“ produziert 14 Monate nach seiner Eröffnung mehr Strom als erwartet. Mit 190 Gigawattstunden in den vergangenen neun Monaten liege die Windausbeute fünf Prozent über den Erwartungen, sagte am Mittwoch ein Sprecher des Projektes der Unternehmen EWE, Eon und Vattenfall. In dem Testfeld rund 45 Kilometer nördlich von Borkum drehen sich zwölf Anlagen der 5-Megawatt-Klasse. Mit einer Nennleistung von 60 Megawatt hofft das Konsortium auf einen jährlichen Energieertrag von rund 220 Gigawattstunden. Theoretisch lassen sich damit 50.000 Haushalte mit drei Personen versorgen.

Nach Anlaufen des ersten Windrads im August 2009 hat der Windpark bisher mehr als 330 Gigawattstunden eingespeist. Der kurze Betriebszeitraum lasse jedoch noch keine verlässliche Prognose für geplante Offshore-Windparks zu, sagte Geschäftsführer Claus Burkhardt von der Deutschen Offshore-Testfeld und Infrastruktur GmbH (DOTI). "Wir vermuten jedoch, dass die Windeinspeisung von Anlagen im Meer erfolgversprechender als bei Land-Anlagen ist.“

Burkhardt rechnet mit doppelt so hohem Windertrag gegenüber Land-Windparks, aber auch mit doppelt so hohen Investitionskosten. Offshore-Windparks müssten daher deutlich mehr Wind einspeisen, um wirtschaftlich zu sein. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern müssten Offshore-Windparks weiter von der Küste entfernt in tieferem Wasser stehen. Das bedeute höhere Stahlpreise und aufwendigere Technik beim Bau sowie Spezialschiffe. Daher brauche die Offshore-Industrie in Deutschland Finanzhilfen wie eine höhere Einspeisevergütung. "Mit derzeit 15 Cent nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) kommen wir auf Dauer nicht hin“, sagte Burkhardt.

Nach technischen Problemen in der Anfangsphase seien die Anlagen an fast 98 Prozent aller Tage einsatzbereit gewesen, sagte der DOTI-Geschäftsführer. 2010 waren sechs tonnenschwere Gondeln ausgetauscht worden, nachdem sich ein Gleitlager durch Materialfehler stark erhitzt hatte. Die Kosten trug der Hersteller Areva.

Burkhardt und auch DOTI-Geschäftsführer Bent Johansen von Vattenfall sind optimistisch, dass bis zum Jahr 2030 Anlagen mit rund 25.000 Megawatt Leistung installiert werden können. "Damit kämen wir auch in den Grundlastbereich hinein“, sagte Burkhardt. Johansen erwartet bis dahin auch Fortschritte bei der bisher ungeklärten Frage nach Speichermöglichkeiten: "Das Problem lässt sich in der Zukunft durch intelligente Netze lösen.“ (abendblatt.de/dpa)