Alle Gymnasien haben die Wahl, ob sie das Turbo-Abitur einführen oder nicht. Damit nähert sich das Land dem zweigliedrigen Schulsystem.
Kiel. Schleswig-Holstein nähert sich einem zweigliedrigen Schulsystem. In einer Beratungsrunde zum neuen Schulgesetz einigten sich die Regierungsfraktionen darauf, allen Gymnasien die Wahl zwischen Turbo- und Langsam-Abitur (G8 oder G9) zu überlassen und die Strukturen von Gemeinschafts- und Regionalschulen anzugleichen. "Das Schulgesetz ist auf allerbestem Weg", sagte Thomas Schunck, Sprecher des Bildungsministeriums. Die Fraktionen von CDU und FDP hätten sich verständigt. Geht alles nach Plan, soll das Kabinett das Schulgesetz am 21. September durchwinken. Es könnte im Frühjahr beschlossen werden.
In ihrer Übereinkunft sammeln CDU und FDP die ursprünglichen wie umstrittenen Pläne ein, dass etwa 20 ländliche Gymnasien G8 und G9 anbieten müssen. Nach der Neufassung sollen künftig die Schulleiter "im Einvernehmen" mit Schulkonferenz und Schulträger entscheiden, ob das Gymnasium bei G8 bleibt, zu G9 zurückkehrt oder beide Wege zum Abi anbietet.
CDU und FDP steckten zudem für Regional- und Gemeinschaftsschulen einen gemeinsamen Rahmen ab. Demnach darf jede der Schulen selbst entscheiden, ob sie Kinder ab Klasse fünf gemeinsam unterrichtet, sie nach Leistung in Lerngruppen oder sogar in abschlussbezogene Klassen aufteilt. Damit könnte es unter einem Schuldach wieder Haupt- und Realschulklassen geben. Ein Unterschied bleibt: Gemeinschaftsschulen können eine gymnasiale Oberstufe erhalten, allerdings nur, wenn ein "öffentliches Bedürfnis" besteht, etwa benachbarte Gymnasien überfüllt sind.