Was den Ombudsfrauen von Opfern von sexuellem Missbrauch in der Nordelbischen Kirche anvertraut wird, soll deren Verschwiegenheit unterliegen.

Kiel. Die nordelbische evangelische Kirche setzt zwei Ombudsfrauen für Missbrauchsopfer ein. Für Schleswig-Holstein wurde Ursula Schele benannt, Geschäftsführerin des „Petze“-Institut für Gewaltprävention des Frauennotrufs in Kiel. Für Hamburg die ehemalige Bürgerschaftsdirektorin Ulrike Stapelfeldt. Die Ernennung zum 1. August solle helfen, die Missbrauchsfälle in der Kirche aufzuarbeiten, teilte die Landeskirche am Montag mit. Am Wochenende war die Hamburger Bischöfin Maria Jespen zurückgetreten. Ihr war vorgeworfen worden, auf einen Fall von Kindesmissbrauch unangemessen reagiert zu haben.

Bei den Ombudsfrauen können sich Missbrauchsopfer melden, die sich nicht unmittelbar an die Polizei oder kirchliche Stellen wenden wollen. Alle Angaben dort unterliegen der Verschwiegenheit, auch gegenüber kirchlichen Stellen. Die Schweigepflicht könne aber von den Opfern selbst aufgehoben werden, wenn diese eine Aufklärung und Verfolgung der Taten wünschten, hieß es weiter. Nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Hilfesuchenden werde der Kontakt zu kirchlichen und staatlichen Stellen vermittelt.

„Sexueller Missbrauch darf in unserer Kirche keinen Platz haben“, sagte Bischof Gerhard Ulrich, Vorsitzender der Kirchenleitung. Wenn es entsprechende Vorwürfe gebe, werde ihnen gewissenhaft und konsequent nachgegangen. Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs sollten bei der Polizei angezeigt werden. Es könne aber Fälle geben, in denen Opfer gerade bei lange zurückliegenden Taten zunächst rechtliche oder psychosoziale Beratung suchen.

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Gegenwärtig führt die nordelbische Kirche nach eigenen Angaben vier Disziplinarverfahren gegen Pastoren, denen sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Die Vorwürfe beziehen sich überwiegend auf Fälle, die lange zurückliegen. Ein weiteres Disziplinarverfahren wird gegen einen Pastor geführt, dem der Besitz von Kinderpornografie vorgeworfen wird. Alle beschuldigten Pastoren üben ihren Dienst nicht mehr aus. Zu den Missbrauchsfällen in Ahrensburg soll bis Ende Juli ein erster Zwischenbericht vorliegen.