Der 32 Jahre alte Mann war früher Soldat. Er galt als unerschrockener Experte. Der Sicherheitsfachmann Rouven B. hinterlässt eine Frau.

Hamburg/Kundus. Rouven B. war ein echter „Haudegen-Soldat“, wie ein Freund von ihm sagt. Ein Unerschrockener, der auch nach seiner Bundeswehrlaufbahn in Krisengebiete reiste, um dort mit seiner Erfahrung über Sicherheit und Gefahrenabwehr Geld zu verdienen.

Seit etwa eineinhalb Monaten arbeitete Rouven B. nach Aussage von Klaus Marker (Name geändert) im afghanischen Kundus für die US-Entwicklungshilfeorganisation USAID als Sicherheitsberater. Am Freitag wurde ihm dieser Job zum Verhängnis, als die Taliban die Niederlassung der Organisation stürmten und sprengten. Zu Hause im schleswig-holsteinischen Owschlag wartete seine Frau auf ihn.

Als Gesellschafter einer Sicherheitsfirma mit Sitz im bayerischen Kasendorf hat Rouven B. weltweit Gefahrenanalysen für Privatpersonen und Unternehmen, Gefahrenabwehrpläne, Reiseplanungen, Vermittlungen und Verhandlungen bei Lösegeldforderungen und Personenschutz angeboten. Spezialisiert war der ehemalige Marinesoldat dabei vor allem auf Hafensicherheit und Anti-Piraterie-Stategien. So präsentierte er sich auf dem Internetportal Xing.

Danach lagen seine Interessen in den Krisengebieten dieser Welt, vor allem in Afrika und dem Nahen Osten. Er mochte die Analysen des Nahost-Experten Peter Scholl-Latour, interessierte sich für Militärgeschichte und fuhr gern Motorrad.

Ende 2008 verließ Rouven nach zehn Jahren als Zeitsoldat die Bundeswehr. Dort war er zuletzt beim Feldnachrichtenzug Spezialist in Informationsgewinnung. Er habe bei der Marine keine Perspektive mehr gesehen, meint sein Freund Klaus Marker – und sie deswegen in der Selbstständigkeit gesucht. Zuletzt sei er in Eckernförde stationiert gewesen.

Auf der Internetseite de FDP Owschlag sieht den Betrachter ein entschlossener junger Mann an. Dort engagierte sich Rouven B. im Ortsverband. Die Haare kurz, den Bart gestutzt. Dort wollten seine Parteifreunde gestern nur seinen Tod bestätigen und sich aus Rücksicht auf seine Witwe nicht weiter äußern.

Das Auswärtige Amt bestätigte lediglich, dass bei dem Taliban-Angriff in Kundus ein 32 Jahre alter Mann aus Schleswig-Holstein getötet worden war. Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag „in aller Schärfe“. Der Gouverneur der Provinz Kundus, Mohammad Omar, sagte, auch ein Brite und ein Philippiner seien getötet worden.

Der Bundeswehr-Sprecher in Kundus, Paul-Georg Weber, sagte, die Bundeswehr sei an den mehrstündigen Gefechten nicht beteiligt gewesen. US-Truppen hätten die afghanischen Sicherheitskräfte unterstützt. Die Aufständischen hätten gegen 3.20 Uhr (Ortszeit) zunächst eine Autobombe gezündet, um sich Zugang zum Firmengelände zu verschaffen. Dann hätten Taliban-Kämpfer die unteren Stockwerke des Gebäudes besetzt.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bedauerte „zutiefst“ den Tod eines deutschen Staatsangehörigen bei dem Taliban-Angriff. „Den Angehörigen gilt sein tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünscht er möglichst rasche Genesung.“

Taliban-Kämpfer griffen am Freitag auch eine Patrouille der Bundeswehr an. Am Vormittag seien deutsche und US-Soldaten etwa zehn Kilometer nordwestlich des Regionalen Aufbauteams Kundus mit Hand- und Panzerabwehrwaffen beschossen worden, teilte das Einsatzführungskommando in Potsdam mit. Dabei sei niemand verwundet worden, auch Schäden am Fahrzeug seien nicht festgestellt worden.