Käßmann war als Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten, nachdem sie mit 1,54 Promille am Steuer gestoppt worden war.
Hannover. Nach dem Rücktritt von Margot Käßmann als Bischöfin von Hannover hat ihr Stellvertreter für einen Nachfolger plädiert, der nicht ständig im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht. „Die öffentliche Präsenz war Margot Käßmann auf den Leib geschneidert, und wir haben alle miterlebt, dass sie dadurch viel bewegt und der evangelischen Kirche kaum zu überschätzende Sympathien erworben hat“, sagte Bischofsvikar Hans-Hermann Jantzen am Freitag. „Aber das andere ist eben auch schlagartig deutlich geworden: die öffentliche, mediale Fokussierung auf eine Person kann sehr unbarmherzig sein und die Erwartungen ins Unermessliche steigen lassen.“
Käßmann war am 24. Februar als Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zurückgetreten. Sie war an einer roten Ampel weitergefahren und dann mit 1,54 Promille am Steuer gestoppt worden. Die Landeskirche hat die Kandidatensuche für ihre Nachfolge bereits begonnen, die Wahl ist im Herbst geplant. Käßmann selber hatte eine von Kirchenmitarbeitern geforderte Rückkehr ins Amt am Mittwoch abgelehnt.
„Sie hat unsere Kirche geöffnet für viele, die sich schon weit von ihr entfernt hatten“, sagte Jantzen vor dem Kirchenparlament in Hannover. Es sei kein Wunder, dass viele Menschen auch ein gutes Vierteljahr nach ihrem Rücktritt noch Trauer und Enttäuschung empfänden. „Zu sehr war Margot Käßmann zur Identifikationsfigur geworden, und das nicht nur für Frauen.“
Nötig sei eine Entschleunigung des Bischofsamtes, sagte Jantzen. „Nur so kann die Kirche langfristig bewahrt werden.“ Die sei in der modernen Mediengesellschaft schwer zu vermitteln. „Aber müssen wir den als lutherische Kirche den Gesetzen des Medienmarktes in jeder Hinsicht folgen?“ Der medial geförderten öffentlichen Meinung, es hänge einzig und allein von der persönlichen Authentizität ab, ob eine Botschaft rüberkomme, müsse theologisch energisch widersprochen werden. „Niemand kann mit seiner Person für die Wahrheit, für das Leben, für die Liebe gerade stehen.“