Zwei Windhosen haben in Schleswig-Holstein teils heftige Zerstörungen hinterlassen. Eine breite Schneise der Verwüstung zog ein Wirbelsturm am späten Dienstagabend durch Großsolt (Kreis Schleswig-Flensburg).

Großsolt/Neumünster. Menschen wurden nicht verletzt. Insgesamt elf Häuser wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen und viele Dächer abgedeckt. Die Feuerwehr schätzte den Schaden auf mehrere hunderttausend Euro. Glimpflicher verlief das Unwetter in Neumünster: Gegen 19.30 Uhr wirbelte dort ein Tornado durch den Stadtteil Gartenstadt, knickte etwa zehn Bäume um und beschädigte das Dach eines Pferdestalls.

Nach Angaben von Feuerwehr-Einsatzleiter Erich Lassen gab es in Großsolt bei Flensburg zunächst ein kleines Gewitter. Anschließend sei der Tornado in einer Breite von rund 500 Metern drei Kilometer weit über den Ort gezogen. „Man sah ihn ankommen wie einen Turm“, sagte er. Ein Strommast sei abgeknickt, die Leitung gerissen. Anschließend habe es einen riesengroßen Blitz gegeben. Das Unwetter habe nur rund zehn Minuten gedauert. „Bei einem Haus wurde das Dach komplett angehoben, bei einem anderen eine Wand schwer beschädigt“, sagte der Einsatzleiter. Von einem Haus zog die Windhose ein etwa 150 Kilogramm schweres Trampolin mit sich, von dem zunächst nur Stangen wiedergefunden werden konnten.

In Großsolt knickten zudem mehrere bis zu 100 Jahre alte Bäume mit bis zu 60 Zentimetern Stammdurchmesser wie Streichhölzer um. „Eine komplette Baumkrone war vom Stamm abgedreht worden und auf eine Stromleitung geflogen. Die mussten wir mit einem Kran herunterheben“, sagte Lassen. Insgesamt waren rund 50 Feuerwehrleute im Einsatz. Gemeinsam mit drei Dachdeckerfirmen deckten sie beschädigte Dächer provisorisch mit Planen ab. Die Dachdecker waren bis Mitternacht im Einsatz. Am Mittwoch liefen in der Gemeinde Reparatur- und Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Freunde und Verwandte von Betroffenen kamen in das 2000-Einwohner-Dorf, um zu helfen.

In Neumünster hatten die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei die Straßen bis 21 Uhr bereits wieder freigeräumt. Auch hier wurde niemand verletzt. Im Zusammenhang mit Sommergewittern sind Windhosen nach Angaben des Meteorologen Günther Fleischhauer vom Deutschen Wetterdienst (DWD) im Norden nicht ungewöhnlich.


Das Phänomen werde von großen Druckunterschiede verursacht, trete plötzlich und nur kurzzeitig am Rand von Gewitterzonen auf – anders als die über größere Strecken wandernden Tornados in den USA. Eine Vorhersage sei daher praktisch unmöglich, betonte Fleischhauer.