In dem einsturzgefährdeten Atommülllager bei Wolfenbüttel befinden sich neben radioaktiven Abfällen auch tonnenweise Giftstoffe wie arsenhaltige Pflanzenschutzmittel. Jetzt will die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl Aufklärung durch den Umweltausschuss des Bundestages...

Wolfenbüttel. Nach den neuen Giftfunden im maroden Atommülllager Asse fordert die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl Aufklärung durch den Umweltausschuss des Bundestages. "Es ist eine ungemütliche Vorstellung, dass neben den chemisch-toxischen Stoffen des radioaktiven Mülls in Asse nun auch hochgiftige Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser gelangen könnten", sagte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion. Wie diese Stoffe in die Schachtanlage gekommen sein könnten, erschließe sich ihr nicht, sagte Kotting-Uhl. "Wahrscheinlich steckt aber auch hinter dieser Entdeckung eine unschöne Wahrheit."

Auch ein Vertreter des Helmholtz Zentrums müsse vor den Umweltausschuss geladen werden, forderte Kotting-Uhl. Unter der Verantwortung des zum Jahreswechsel abgelösten ehemaligen Betreibers habe es in dem ehemaligen Salzbergwerk nahe Wolfenbüttel einige Pannen wie etwa Laugeneinbrüche gegeben. "Deshalb ist es notwendig, dass sie nun auch Rede und Antwort stehen."

Der Vorsitzende der niedersächsischen Grünen-Landtagsfraktion, Stefan Wenzel, forderte erneut einen Untersuchungsausschuss zur Asse. Dieser solle "Licht in alle Facetten dieses Skandals" bringen, sagte er. Wenzel kritisierte die Landesregierung, die Atom- und Bergaufsicht sowie das Helmholtz Zentrum, da sie die Aufklärung behinderten. "Sie werfen nach wie vor Nebelkerzen. Wir haben immer noch nicht alle Akten vorliegen, die wir per Akteneinsicht angefordert haben", sagte Wenzel. Er sprach von einem "Kampf um jedes Schriftstück".

Wenzel begrüßte, dass das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als neuer Betreiber mit einer Bestandsaufnahme und Neubewertung der eingelagerten Abfälle begonnen habe. Das BfS hatte jetzt bestätigt, dass in der Asse neben radioaktiven Abfällen unter anderem auch arsenhaltige Pflanzenschutzmittel lagern. Der Hannoveraner Grünen-Fraktionschef sprach sich für eine Rückholung des Mülls aus. Es sei zweifelhaft, ob andere Lösungen eine höhere Sicherheit nachweisen könnten.

In der Asse wurden bis Ende der 1970er-Jahre rund 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen eingelagert. Das offiziell ehemals als "Forschungsbergwerk" deklarierte Atommülllager muss saniert werden, da es durch einsickerndes Wasser und Gesteinslasten zunehmend instabil wird. Das Bundesumweltministerium, das zum Jahreswechsel die Aufsicht vom Bundesforschungsministerium übernommen hat, schätzt die Kosten dafür auf mehrere Millionen Euro.