Der Betreiber des einsturzgefährdeten Atommülllagers Asse rechnet damit, dass bei der Aufarbeitung der Vorgänge unter Tage weitere neue Erkenntnisse ans Licht kommen. „Wir müssen uns auf Überraschungen einstellen“, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS).

Der Betreiber des einsturzgefährdeten Atommülllagers Asse rechnet damit, dass bei der Aufarbeitung der Vorgänge unter Tage weitere neue Erkenntnisse ans Licht kommen. "Wir müssen uns auf Überraschungen einstellen", sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter. Die Fachleute durchforsten Akten und überprüfen Inventarlisten. Das BfS übernahm zum Jahresanfang die Verantwortung für die Asse bei Wolfenbüttel. Der frühere Betreiber, das Helmholtz Zentrum, wurde wegen des sorglosen Umgangs mit den gefährlichen Stoffen abgelöst.

Auch das niedersächsische Umweltministerium rechnet mit weiteren Überraschungen. "Im Statusbericht haben wir immer wieder gesagt, dass das sicherlich nicht der endgültige Stand der Dinge ist. Dass das BfS weitere Vorkommnisse durch Mitarbeiterbefragung herausgefunden hat, wundert uns nicht", sagte eine Sprecherin.

In der Asse wurde anscheinend schon viel früher als bislang angenommen nachlässig mit radioaktiv belasteter Lauge umgegangen. Das BfS teilte nach neuen Erkenntnissen mit, dass bereits 1988 Lösung aus 750 Metern Tiefe in eine höher gelegene Bergwerks-Kammer gekippt wurde. Dem niedersächsischen Umweltministerium war dieser Fall nach eigenen Angaben nicht bekannt.

Der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, will sich an diesem Donnerstagabend in Schöppenstedt den Fragen der Bevölkerung in der Region stellen. Die Behörde erwartet einige hundert Bürger. Am Freitag dann wird König im Umweltausschuss des Landtages in Hannover erwartet. Auch ein Vertreter des Bundesumweltministeriums soll in der Sitzung zur Asse Stellung nehmen.

Bisher war nur bekannt, dass seit dem Jahr 2005 Lauge, deren radioaktive Belastung die Grenzwerte weit überschreitet, in tiefere Schichten gepumpt wurde. Nach den Erkenntnissen des BfS wurden die Lösungen aber schon seit 1988 umgelagert und in einem anderen Stockwerk entsorgt. Diese Praxis des Helmholtz Zentrums bewertete das Landesumweltministerium als Schlamperei.

Der BfS-Sprecher sagte, es werde nun geprüft, ob die radioaktive Belastung dieser Laugen die zulässigen Grenzwerte überschritten habe. "Von 1988 bis 2005 könnte sich der Laugensumpf ja erheblich angereichert haben."

Die Grünen fordern erneut einen Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Missstände. Die Umweltexpertin der SPD im niedersächsischen Landtag, Petra Emmerich-Kopatsch, sagte, dies sei für sie derzeit kein Thema. Sie hält es aber wie die Grünen für sinnvoll, eine Untersuchung der Gesundheitsgefahren für Asse-Beschäftigte auf den Weg zu bringen. Die Gesundheitsbehörden müssten dies jetzt veranlassen, um zu prüfen, ob es zu einer Häufung von bestimmten Krankheiten gekommen sei. Ein ehemaliger Asse-Mitarbeiter führt seine Leukämie-Erkrankung auf seine Arbeit in dem Bergwerk zurück.