Cuxhaven. 25 Ehrenamtliche heißen die Schiffe in Cuxhaven willkommen. Und die ganze Welt kann über das Internet zuhören.
Es ist der schönste Arbeitsplatz in Cuxhaven, sagt Peter Boeck. Das kann durchaus sein. Denn der 70-Jährige schaut direkt auf die Nordsee und die Elbmündung. Aber Arbeit ist das, was er macht, doch eigentlich nicht. Eher Leidenschaft und Hobby: Peter Boeck ist einer von 25 Männern und drei Frauen, die ehrenamtlich beim Schiffsansagedienst die Daten der Schiffe durchgeben, die vor seiner großen Fensterscheibe in die Elbe hinein- und herausfahren. Per Lautsprecher auf die Seebäderbrücke, am Anleger „Alte Liebe“ und per Internet in die ganze Welt.
Es hat etwas ganz Friedliches und Spannendes zugleich, wenn Peter Boeck ins Mikrofon spricht. Vor ihm zeigen ihm drei Bildschirme an, welche Schiffe passieren und liefern ihm die dazugehörigen Daten. Mit seiner Gleitsichtbrille schaut er dann im Wechsel auf das Wasser und auf den Bildschirm.
Schifffahrt: Vom Schiffsansagedienst in Cuxhaven begrüßt
Herr Boeck sagt dann in einem ruhigen professionellen Sprecherton zum Beispiel wie an diesem Nachmittag: „Und jetzt haben wir ein Schiffgetümmmel auf der Elbe. Einmal ist es der RoRo-Frachter Autostar, der hat ja gerade in Cuxport abgelegt und ist auf der Reise nach Southampton. Autostar ist 140 Meter lang, 23 Meter breit und hat einen Tiefgang von 6,8 Meter. Im Jahr 2000 wurde dieses Schiff in Japan erbaut, fährt unter der Flagge von Portugal und ist in Madeira registriert. Bei einer Maschinenleistung von 8400 kw ist dieses Schiff mit 15,7 Knoten elbabwärts unterwegs. Die Gesamttragfähigkeit von diesem Schiffsrumpf wird mit 6670 Tonnen angegeben, 2080 Pkw kann dieses Schiff befördern, und RoRo steht für 'Roll-on Roll-off', das heißt die Ladung wird in das Schiff hinein- und herausgerollt. Gut zu erkennen an den großen Heckladerampen.“
Elbe: Eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt
Elbabwärts fahrend passiert das Museumsschiff der Dampfeisbrecher Stettin Richtung Flensburg. "Die Stettin ist 52 Meter lang, 14 Meter breit, hat einen Tiefgang von 5,6 Metern und wurde 1933 in Stettin erbaut, es fährt unter deutscher Flagge und ist mit 6,5 Knoten unterwegs. Zur Erinnerung: ein Knoten gleich 1,852 Kilometer pro Stunde.“
Langweiliges Technikzeugs? Überhaupt nicht. So wie Herr Boeck die Schiffe moderiert und die Sätze betont, könnte man ihm stundenlang zu hören, und es ist ja auch spannend, mehr über die Schiffe zu erfahren. Immerhin ist die Elbe zwischen Hamburg und Cuxhaven eine der meistbefahrenen Wasserstraßen der Welt. Und so nah wie in Cuxhaven kommt man den großen Pötten selten. „Die Frequenz an Schiffen ist hier besonders hoch“, sagt Reinhard Linke, Erster Vorsitzender des Schiffsansagedienst Cuxhaven e.V. Der 74-Jährige war Marineoffizier.
- Cuxhaven – was der Küstenort Sylt & Co. voraus hat
- Durchs Watt nach Neuwerk – auf neuer, sicherer Route
- 833. Hafengeburtstag – jetzt steht das Programm fest
Peter Boeck war bis zu seiner Pensionierung stellvertretender Leiter der Berufsfeuerwehr und zuständig für Schiffsbrandbekämpfung auf der Elbe. Seit zwei Jahren macht er das hier, „als Freizeitvertreib“ wie er sagt. Selbst zur See gefahren ist er nie, aber an Schiffen interessiert war er schon immer. Andere Ehrenamtliche, die hier seit 2011 an sieben Tagen in der Woche jeweils von zehn bis 19 Uhr von April bis Oktober die Schiffe ansagen, fuhren selbst zur See oder waren wie die eine Kollegin Funkerin auf einem Schiff. Was Herrn Boeck besonders an seinem Dienst gefällt: „Schifffahrt strahlt eine unglaubliche Ruhe aus, es rast ja keiner vorbei.“ Er mag auch den Kontakt zum Publikum. Diese klopfen auch schon mal an seine Scheibe und fragen nach mehr Details.
Es sind viele Containerschiffe, die passieren, RoRo-Schiffe, Kreuzfahrtschiffe und Tanker – eben alles, was auf den Weltmeeren unterwegs ist. „Segelboote sagen wir aber nicht an, das wären zu viele.“ Die Queen Mary 2 hat Peter Boeck jedes Mal verpasst. „Die fährt immer dann vorbei, wenn ich frei habe“, sagt er und lacht. „Die habe ich mir dann von der Couch aus angesehen.“ Denn Webcams übertragen die Schiffsbewegungen live ins Internet.
Reinhard Linke: „Wir haben eine Kamera und eine Mitarbeiterin, die, wenn sie Zeit hat, das Schiff fixiert und verfolgt.“ Diese ehrenamtliche Mitarbeiterin wiederum sitzt im Ruhrgebiet. Jeder, der interessiert ist und gerade nicht in Cuxhaven live dabei sein kann, kann im Internet unter www.schiffsansagedienst-cuxhaven.de die Schiffsbewegungen und die Positionen verfolgen.