Tausende Jesiden und Kurden gehen in Hannover auf die Straße, um gegen die gewaltsamen Übergriffe der Terrormiliz „Islamischer Staat“ im Nordirak zu demonstrieren.
Hannover. Tausende Jesiden und Kurden haben in Hannover gegen gewaltsame Übergriffe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf Minderheiten im Nordirak protestiert. Demonstranten hielten am Sonnabend Fotos von Kindern mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Höhe, auf Plakaten stand „Stoppt den Terror“ oder „Stoppt den Völkermord“. Zu dem friedlichen Protestmarsch waren Teilnehmer aus ganz Deutschland angereist. Die Polizei zählte rund 11 000 Teilnehmer, nach Angaben der Organisatoren waren es mehr als fünfmal so viele.
„Die Situation in den betroffenen Gebieten ist immer noch sehr kritisch“, sagte Yilmaz Kaba aus Celle, einer der Organisatoren der Demonstration. Es gebe Berichte von Massakern. Außerdem sei ein ganzes Dorf von den IS-Milizen vor ein Ultimatum gestellt worden. „Den Bewohnern wurde damit gedroht, dass sie getötet werden, wenn sie nicht zum Islam übertreten“, sagte Kaba.
Die religiöse Minderheit der Jesiden stammt aus dem Irak, Syrien, der Türkei und aus Iran. Wegen ihrer Verfolgung vor allem im Irak sind viele Anhänger dieser Religion ins Ausland geflohen. In Deutschland leben zwischen 50 000 und 90 000 Jesiden, überwiegend in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Zu der Demonstration in Hannover hatten jesidische und kurdische Gruppen aufgerufen. In anderen deutschen Städten sollte es am Sonnabend ebenfalls Protestkundgebungen und Mahnwachen geben.
Die Demonstranten appellierten an die Bundesregierung, den Terror zu bekämpfen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) besuchte am Sonnabend den Irak und sicherte den Kurden im Norden des Landes Unterstützung im Kampf gegen die islamistischen Terroristen zu.
Die niedersächsische Landesregierung will 200 000 Euro für Hilfsprojekte in den kurdischen Gebieten im Irak und den angrenzenden Ländern spenden, wie Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Dienstag ankündigte. Der Verband Kurdischer Ärzte in Deutschland reist mit einer Gruppe von Medizinern in den kommenden Tagen in das Krisengebiet, um dort humanitäre Hilfe zu leisten.