Der Landkreis Lüneburg bewertet Angebote der Gemeinden zu Kindergärten. Zenker-Bruns: “Kitas sind die ersten Bildungseinrichtungen.“
Lüneburg. Spätestens seitdem der Rechtsanspruch für jedes Kind ab drei Jahre gesetzlich verankert ist, sind Kindertagesstätten ein großes Thema. Standen bisher vor allem der Auf- und Ausbau vorhandener Kapazitäten im Fokus der Aufmerksamkeit, soll zukünftig auch die Qualität der Inhalte in den Kindertagesstätten (Kitas) gehen. "Eine Trennung zwischen Betreuung und Bildung ist meiner Ansicht nach längst nicht mehr zeitgemäß. Kitas sind die ersten Bildungseinrichtungen", sagt Karsten Zenker-Bruns, Fachdienstleiter Jugendhilfe und Sport beim Landkreis Lüneburg. Aus diesem Grund hat der Landkreis Lüneburg 2008 mit den Gemeinden einen Vertrag geschlossen, der ein kontinuierliches Qualitätsmanagement in den Einrichtungen als Ziel nennt.
Grundlage des Vertrages sind die strengen Anforderungen des Nationalen Kriterienkataloges, der bundesweit als Orientierungshilfe gilt. In die dort beschriebenen Methoden frühkindlicher Pädagogik fließen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnissen ein, das gesamte Instrumentarium wird fortlaufend aktualisiert.
An der Qualitätsoffensive beteiligen sich derzeit 46 kommunale Einrichtungen im Landkreis, in denen Mädchen und Jungen vom Krippen- bis zum Vorschulalter betreut werden. "Allein, dass wir uns im Rahmen dieses Prozesses jetzt untereinander austauschen, hat neuen Schwung in die Debatte gebracht", sagt Ute Schulz, die die Kindertagesstätte in Deutsch Evern leitet. "Es geht nicht um ein einzelnes Konzept, sondern um einen gemeinsamen Horizont in dieser Frage im Landkreis", ergänzt Agathe Bruns, Leiterin der Kita in Südergellersen.
Mitarbeiter der Verwaltung, Pädagogen und Erzieher haben dafür einen Arbeitskreis gegründet, in dem Erfahrungen gesammelt, ausgetauscht und ausgewertet werden. Um die Situation und die Möglichkeiten zur Unterstützung genau kennen zu lernen, soll jede der 46 Einrichtungen besucht werden. Außerdem werden für die Leiterinnen der Einrichtungen spezielle Fortbildungen angeboten und fünf Qualitätszirkel gegründet, die sich jeweils um einen Themenkomplex kümmern.
Intensiv bearbeitet werden unter anderem die Themen Elternarbeit oder Lernwerkstätten . "Wir haben im Vergleich zur Schule keinen Lehrplan, den wir mit den Kindern abarbeiten. Wir müssen uns die Instrumente und Strukturen selbst schaffen", beschreibt Agathe Bruns die Schwierigkeiten, die Kita-Mitarbeitern entstehen, denn sie sind verpflichtet den Bildungsweg jedes Kindes genau zu dokumentieren.
Damit der Übergang von der Kita in die Grundschule möglichst reibungslos verläuft, setzten die Pädagogen und Erzieher auf Modelle, die den Kindern früh die Lust am Lernen erhalten sollen. In sogenannten Lernwerkstätten beschäftigen sich Mädchen und Jungen ohne Anleitung oder Kontrolle durch Erzieher völlig eigenständig damit, Aufgaben zu lösen. Dahinter steht sehr konsequent das Prinzip der Freiwilligkeit. Die Kinder suchen sich selbst aus, was sie machen wollen. "Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich die neuronalen Netze bei Kindern, die selbstbestimmt lernen, leichter ausbilden", sagt Agathe Bruns über den Ansatz der Lernwerkstätten.
"Bislang haben wir uns etwa die Hälfte der Kitas angeschaut. Dort verteilen wir Fragebögen an die Mitarbeiter, um die spezifische Situation dort zu erfragen", sagt Rebecca Harneit, die im Familienservicebüro des Landkreises arbeitet.
Aber nicht nur Eltern und Erzieher, sondern auch die Kommunen wollen sich für gute Qualität in den Kitas des Landkreises stark machen. Dies gilt nicht zuletzt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels. "Wir müssen den Kindern im ländlichen Raum dieselben Bildungsangebote machen können, wie in der Stadt und deshalb brauchen wir eine gute Qualität", sagt Helmut Völker, Bürgermeister der Samtgemeinde Amelinghausen. Geplant ist zudem, einen Kompetenzpool einzurichten. Dort sollen Pädagogen und Erzieher mit Spezialwissen für Anfragen der beteiligten Einrichtungen bereitstehen und nach dem Gegenseitigkeitsprinzip ihre Hilfe anbieten.