Wentorf. Auf Mallorca ist der Song des 27-Jährigen ein Hit, in Wentorf hingegen hat er sich damit ins politische Aus manövriert.

Sein Song „Einmal richtig saufen“ klettert jede Woche höher in den offiziellen Ballermann-Radiocharts, doch fernab von Mallorca sorgen in Wentorf die musikalischen Ambitionen von Maurice Küchenmeister für Verstimmung.

Das geht so weit, dass der 27-jährige Wentorfer am Donnerstag, 15. Juni, nicht dabei sein wird, wenn die neue Gemeindevertretung zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommt. Dabei war der Social-Media-Manager einer Agentur bei der Kommunalwahl im Mai als Spitzenkandidat der Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf ins Rennen gegangen. Die hat 14 Prozent der Stimmen geholt und darf nun mit vier Kandidaten in die neue Gemeindevertretung einziehen. Darunter sollte eigentlich auch ihr Spitzenkandidat Maurice Küchenmeister sein.

Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf: Verstimmung wegen Ballermannsong

Doch der Ex-Bürgermeisterkandidat erklärt nun gegenüber unserer Zeitung: „Ich gebe mein Mandat an einen anderen Kandidaten weiter.“ Und klingt dabei nicht ganz glücklich. Warum dann der Schritt? Weil einige Mitglieder von Zukunft Wentorf offenbar um den Ruf ihrer Wählergemeinschaft fürchteten und sich nicht schon zu Beginn der politischen Arbeit wegen des neuen Mitglieds zerstreiten wollen. „Politik zu machen um jeden Preis, ist nicht meine Art“, sagt Küchenmeister, „ich setze auf Zusammenarbeit.“ Leicht sei ihm der Schritt nicht gefallen, gibt er zu.

Auch Ute Berns, die sich mit Simone Lummitsch den Vorsitz der Wählergemeinschaft teilt, ist Zusammenarbeit wichtig. Allerdings hat der Spitzenkandidat sie im vorab nicht über die Veröffentlichung seines Ballermann-Songs informiert. „Der Medienrummel darum hat den Wahlkampf schon massiv gestört“, sagt die 62-Jährige.

Zukunft Wentorf: Bis April mischte Maurice Küchenmeister im Vorsitz der Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf mit. Nach der Veröffentlichung seines Songs schied er aus. Seitdem teilen sich Ute Berns (l.) und Simone Lummitsch den Vorsitz.
Zukunft Wentorf: Bis April mischte Maurice Küchenmeister im Vorsitz der Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf mit. Nach der Veröffentlichung seines Songs schied er aus. Seitdem teilen sich Ute Berns (l.) und Simone Lummitsch den Vorsitz. © Zukunft Wentorf/privat

Küchenmeister hingegen freut sich über seine neue Popularität als Sänger und hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrere Auftritte auf Mallorca. Dennoch liegt ihm auch viel an der politischen Arbeit in seiner Heimatgemeinde. „Hätte ich vorher gewusst, dass das Lied hier so hohe Wellen schlägt, hätte ich es entweder später oder nie veröffentlicht“, sagt Küchenmeister. Doch nun gelte es, von der noch jungen Wählergemeinschaft Schaden abzuwenden.

14 Prozent für Zukunft Wentorf – trotz oder wegen des Songs?

Nun soll Jens Gehring für Küchenmeister in die neue Gemeindevertretung nachrücken. Der 62-jährige Kaufmann und Fotograf findet es persönlich schade, dass Maurice Küchenmeister sich zu dem Schritt entschieden hat, will nun aber alles tun, damit Zukunft Wentorf gut und vereint in die neue Legislatur startet.

Zukunft Wentorf wurde erst vor drei Jahren von abtrünnigen Grünen gegründet, die mit der Politik und dem Umgangston unter- und miteinander unzufrieden waren. Jens Gehring ist einer der Gründungsmitglieder und ein erfahrener Kommunalpolitiker. Für Zukunft Wentorf war es die erste Wahl, an der die Wählergemeinschaft teilgenommen hat.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Sie holte auf Anhieb 14 Prozent der Stimmen und landete knapp hinter der SPD (15,6 Prozent) – trotz des Sauflieds ihres Spitzenkandidaten. Oder gerade deswegen? „Das lässt sich nicht herausfinden“, sagt Berns, das sei reine Spekulation. Viel mehr freue sich die Office-Managerin darüber, dass Küchenmeister und die Mitglieder von Zukunft Wentorf weiterhin freundschaftlich verbunden sind und sich der 27-Jährige auch eine Mitarbeit als bürgerliches Mitglied in einem Ausschuss vorstellen kann.

Küchenmeister will noch in diesem Sommer „unverfänglichen“ Song veröffentlichen

Vor seinem Eintritt bei Zukunft Wentorf war Küchenmeister lange Jahre CDU-Mitglied, leitete sogar den Ortsverband in Bergedorf. Dann trat er als CDU-Mann, aber nicht für den Wentorfer CDU-Ortsverband bei der Bürgermeisterwahl im November an. Das sorgte für Verstimmung, Küchenmeister kehrte seiner Partei den Rücken, verlor die Wahl und entschied sich aus voller Überzeugung für die kleine Wählergemeinschaft.

„Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, haben uns gut verstanden“, sagt Küchenmeister, der sich an viele „konstruktive Gespräche“ erinnert. In einer Stichwahl gegen Jens Gehring haben ihn die Mitglieder im Januar dann sogar zu ihrem Spitzenkandidaten gewählt.

Nun soll erst einmal ein wenig Ruhe einkehren. Nach der Sommerpause werden alle fünf Fraktionen die Arbeit aufnehmen. Zu tun gebe es in der Gemeinde genug, sind sich alle einig. Maurice Küchenmeister will die Zeit nutzen, um weiter an seiner musikalischen Karriere zu arbeiten. Zu „Einmal richtig saufen“ sollen weitere Lieder hinzukommen. Noch in diesem Sommer will er einen weiteren Song veröffentlichen. Der soll dann aber unverfänglicher sein und das gute Mallorca-Feeling der Sonneninsel einfangen.