Wentorf. Online startet der Song von Spitzenkandidat Maurice Küchenmeister durch. In Wentorf kommt er nicht so gut an. Das hat nun Folgen.

Irgendwie scheint Politik dem Wentorfer Maurice Küchenmeister kein Glück zu bringen. Nach den Querelen bei der Bürgermeisterwahl – Küchenmeister war als CDU-Mitglied gegen die Wunschkandidatin der Wentorfer CDU Katrin Schöning angetreten und kam einem Ausschlussverfahren aus der Partei mit einem Austritt zuvor – gibt es nun auch Knatsch mit seiner neuer politischen Heimat, der Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf, bei der sich Küchenmeister seit November engagiert und mit 27 Jahren als Jüngster in den Vorstand gewählt wurde.

Grund dafür ist das Mitte April unter seinem Familiennamen veröffentlichte Lied mit dem einschlägigen Titel „Einmal richtig saufen“. Der Text zu der mit Bässen durchzogenen Melodie ist kurz: „Wir wollen einmal richtig, einmal richtig saufen, Sex am Strand und Sonnenbrillen kaufen“.

In den sozialen Medien geht der Ballermann-Song nach Angaben von Maurice Küchenmeister durch die Decke und landete nach Veröffentlichung auf Platz 70 der I-Tunes-Charts (von insgesamt 100). In den ersten Diskotheken wie im Funpark Trittau haben die Gäste danach schon getanzt. Der Erfolg habe ihn selbst überrascht, sagt der 27-Jährige.

Sauflied: Zeitpunkt der Veröffentlichung unglücklich gewählt

Vor Ort in Wentorf, der Wahlheimat des gebürtigen Bergedorfers, kommt der Ballermann-Song aber nicht ganz so gut an. „Maurice Küchenmeister kann in seiner Freizeit tun und lassen, was er möchte. So ein Lied inmitten des Wahlkampfes zu veröffentlichen, ist alles andere als glücklich“, sagt Ute Berns von der Wählergemeinschaft Zukunft. Das hätten die vielen kritischen Reaktionen auf den ersten Zeitungsartikel über die Veröffentlichung des Sauflieds gezeigt.

Deshalb hat sich die Wählergemeinschaft nun entschlossen, ihren Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl aus der Schusslinie zu nehmen: „Maurice Küchenmeister hat im beiderseitigen Einvernehmen am Dienstagabend erklärt, dass er zum jetzigen Zeitpunkt zunächst seinen Fokus auf seine neue kreative Chance legen möchte und daher von seinem jetzigen Amt in der Wählergemeinschaft zurücktritt. Wir bedauern diese Entscheidung.(...) Die Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf wünscht Maurice Küchenmeister eine erfolgreiche Zukunft“, heißt es in der am Dienstagabend veröffentlichten Pressemitteilung.

Zukunft Wentorf setzt sich für Politik mit Weitsicht ein

Was wie ein Rücktritt klingt, ist in Wirklichkeit keiner, sondern lediglich ein Versuch, zu retten, was noch zu retten ist. Denn die Wahllisten sind eingereicht und genehmigt, die Plakate sind gedruckt, der Wahlkampf läuft auf Hochtouren. Und danach bleibt Maurice Küchenmeister weiterhin der Spitzenkandidat von Zukunft Wentorf und wird weiterhin im Wahlkreis zehn (Feuerwehrgerätehaus) versuchen, Stimmen für die Wählergemeinschaft zu ergattern. Küchenmeister legt jetzt lediglich seinen Posten im Vorstand der Wählergemeinschaft nieder. Aus dem Dreier-Team wird nun wieder ein Zweier-Team mit Susanne Lummitsch und Ute Berns.

Die Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf tritt das erste Mal bei einer Kommunalwahl an. Langjährige politische Erfahrung haben ein Großteil der 15 Mitstreiter aber dennoch. Sie saßen für die CDU oder die Grünen in der Gemeindevertretung, bis 2020 ein Eklat zum Austritt und zur Neugründung der Wählergemeinschaft Zukunft Wentorf führte.

Grund dafür war der wenig konstruktive Umgangston zwischen Politik und Verwaltung. Die Abtrünnigen warfen ihren Fraktionen Blockadehaltung vor und werben nun für „Politik mit Weitsicht, die ausschließlich dem Gemeindewohl verpflichtet ist, einem lösungsorientierten Diskurs und vernunftbasierten Entscheidungen“.

Küchenmeister: „Liedtext nicht zu ernst nehmen“

Vernünftig und konstruktiv sei die Zusammenarbeit mit Maurice Küchenmeister im Vorstand bislang immer gewesen und sie könne sich eine weitere Zusammenarbeit auch in Zukunft gut vorstellen, betont Ute Berns. Nur der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Sauflieds so kurz vor der Wahl sei unglücklich gewählt gewesen.

„Dem stimme ich zu 100 Prozent zu“, sagt der 27-Jährige, der in einer Hamburger PR-Agentur sein Geld verdient. Allerdings habe er auf den Zeitpunkt wenig Einfluss gehabt und sei auf die Vorgaben seines Labels angewiesen gewesen.

Ob sich die wertkonservativen und meist älteren Wentorfer bei einer Veröffentlichung zu einem späteren Zeitpunkt weniger an dem Lied gestört hätten, vermag Küchenmeister nicht zu sagen. In jedem Fall bittet der bekennende Abstinenzler und Sportfreak darum, die Liedzeile „Einmal richtig saufen“ nicht zu ernst zu nehmen. „Den Text sollte man mit einem Augenzwinkern hören“, betont er erneut. Der Text stammt übrigens nicht von ihm, sondern von einem Songwriter in Paderborn.

Mit der Veröffentlichung des Ballermanns-Lieds ist für den Wentorfer ein seit 2014 langgehegter Traum in Erfüllung gegangen. Trotz hoher Klickzahlen verdiene er damit noch kein Geld. Sollte der Erfolg aber anhalten, könne er sich gut vorstellen, weitere Songs zu veröffentlichen und einen neuen Weg einzuschlagen.