Wentorf. Die Tatarenkos übernehmen frühere Oil-Station in Wentorf. Welchen Plan B sie haben, wenn Autofahrer immer weniger Benzin brauchen.
Der Zeitplan ist sportlich und wird Autofahrer – zumindest die, deren Wagen mit Verbrennermotor angetrieben werden – freuen: Am 1. April eröffnet die Tankstelle an der Wentorfer Straße wieder. „Bis dahin ist noch jede Menge zu tun“, sagt Julia Tatarenko, die neue Besitzerin. Das Dach muss noch in den neuen Farben Orange-Grau gestrichen werden, die Anzeigen müssen erneuert und die Regale im Verkaufsraum eingeräumt werden.
Seit November wird die in die Jahre gekommene Tankstelle aufwendig umgebaut, wurden die fünf Tanksäulen samt Unterbau und Zuleitungen erneuert. Dafür musste die komplette Bodendecke hochgenommen werden.
Wentorf: Ehepaar investiert in Tankstelle – das ist der Plan B
Mit Tankstellen hatte die 42-Jährige beruflich bisher wenig zu tun. Die Hamburg-Hornerin ist eigentlich gelernte Arzthelferin. „In dem Beruf habe ich seit zwölf Jahren nicht mehr gearbeitet und mich um unsere drei Kinder gekümmert“, sagt sie.
Als sie und ihr Ehemann Sergej Tatarenko die Verkaufsanzeige für die Tankstelle im vergangenen Frühjahr sahen, waren sie sofort Feuer und Flamme – auch von dem Standort an der stark befahrenen Durchgangsstraße zwischen Bergedorf und Wentorf – und ließen sich trotz Gegenwind aus dem Familien- und Bekanntenkreises nicht von einem Kauf abhalten. „Einige halten uns für verrückt, jetzt noch in eine Tankstelle zu investieren“, sagt Sergej Tatarenko.
Doch der 44 Jahre alte Maschinenbauingenieur und seine Frau sind überzeugt, dass die Mobilitätswende nicht über Nacht vonstatten geht und länger dauert, als viele sich vielleicht wünschen. Sie selbst sind stolze Besitzer zweier Oldtimer – ein Renault 11 GTL und ein Mercedes S-Klasse (beide Baujahr 1988) – mit Verbrennermotor. „Wir schließen aber nicht aus, auch Ladesäulen für E-Fahrzeuge aufzustellen“, sagt Tatarenko. Über PV-Anlagen auf dem großen Tankstellenvordach denken sie ebenfalls nach.
Mineralölkonzern als Partner war leicht zu finden
Die könnten dann den Strom für die neuen LED-Lampen und die energiesparenden Kühlgeräte im modernisierten Verkaufsraum liefern. Konkrete Pläne für die weitere Nutzung der einstigen Halle der Waschanlage gibt es noch nicht. Fest steht, die Bürsten und Schläuche werden abgebaut, und die Anlage bleibt außer Betrieb. „Zu energiefressend“, sagt Julia Tatarenko.
Einen Mineralölkonzern für ihr Vorhaben zu finden, war übrigens alles andere als schwierig: Statt Oil beliefert nun Rheinland Kraftstoff, eine Tochter von Shell, die Wentorfer Tankstelle. Der Vertrag wurde auf zehn Jahre geschlossen. Die Modernisierung der Säulen hat das Gelsenkirchener Unternehmen übernommen. „Und sollten die Autofahrer doch schneller wegbleiben als erwartet, eröffnen wir hier ein Eiscafé“, sagt Julia Tatarenko zuversichtlich.
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Der Bebauungsplan würde es hergeben. Sogar Wohnbebauung, ein Handwerksbetrieb oder ein Nahversorger wären möglich. Wohnbebauung schließt das Ehepaar jetzt erst einmal aus. Der vorherige, langjährige Besitzer der Tankstelle wohnt weiterhin neben der Tankstelle. Weniger schwierig als gedacht war auch die Personalsuche: Die sieben Mitarbeiter wurden übernommen.