Fredeburg. Wie Wallhecken Sandstürme vermeiden helfen und warum Schleswig-Holstein das Land der Knicks ist, erfahren Teilnehmer einer Führung.

Ihre Geschichte reicht weiter zurück, doch die Knicks, die heute große Teile Schleswig-Holsteins prägen, haben aktuell eine mindestens ebenso große Bedeutung wie in der Vergangenheit.

Was diese Wälle mit ihren Buschreihen heute für die Landschaft leisten, wie andererseits Knicks erhalten und gepflegt werden, darüber informiert ein geführter Spaziergang auf der Domäne Fredeburg. Teilnehmer erfahren auch, wie sie auch heute noch ganz praktisch von Menschen genutzt werden.

Spazierganz in der Domäne Fredeburg: Warum sind Knicks so wichtig?

Experten des Naturparks Lauenburgische Seen und des Fachdienstes Naturschutz der Kreisverwaltung bieten unter dem Motto „Kannste knicken“ gemeinsame eine Führung. Sie startet am Sonnabend, 23. September, um 13 Uhr auf dem Parkplatz der Domäne Fredeburg.

„Das Angebot richtet sich nicht vorrangig an Menschen, die selbst Knicks unterhalten oder pflegen, sie ist für jeden Interessierten gedacht“, sagt Kreissprecher Karten Steffen.

Früher Grenze und zugleich Viehgatter

Viele Knicks oder Wallhecken in Schleswig-Holstein sind um die 200 Jahre alt. Damals wurden sie auf Anweisung der Obrigkeit angelegt, um Flächen, die zuvor gemeinschaftlichen genutzt wurden, in Parzellen zu unterteilen. Sie schützten zugleich Äcker vor in der Nachbarschaft weidendem Vieh.

Im 20. Jahrhundert sind viele Knicks verschwunden, häufig weil sie dem Einsatz immer größerer landwirtschaftlicher Maschinen im Weg standen. Inzwischen werden Knicks wieder hergestellt, teils sogar neu angelegt. So auch auf dem Domänengelände in Fredeburg.

Wallhecken schützen vor Erosion und Sandstürmen

Wer im Sommer mit offenen Augen durch Schleswig-Holstein und das benachbarte Mecklenburg-Vorpommern fährt, kann einen deutlichen Unterschied erleben. In der ausgeräumten Kulturlandschaft des östlichen Nachbarn reichen schon zwei drei bis Wochen Trockenheit und mäßiger Wind über Riesenfeldern mit leichten Böden aus, um mächtige Staubwolken zu produzieren.

In Schleswig-Holstein sind nicht nur die Felder in der Regel kleiner: Die stärker gegliederte Landschaft mit ihren Knicks und Wäldern, mit Bächen und vielen Seen verhindert eine derart starke Erosion der Böden.

Knicks werden heute nur noch in Ausnahmefällen gerodet, etwa für den Bau einer Straße oder eines Kreisels wie bei Schwarzenbek. Ersatzpflanzungen sind dann an der Tagesordnung.
Knicks werden heute nur noch in Ausnahmefällen gerodet, etwa für den Bau einer Straße oder eines Kreisels wie bei Schwarzenbek. Ersatzpflanzungen sind dann an der Tagesordnung. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Die Knicks bieten zudem vielen Tieren Unterschlupf und Lebensraum, seltenen Echsen und Amphibien sowie Insekten ebenso wie Kleinsäugern. Mehr noch, sie verbinden bestehende Lebensräume wie Wiesen, Buschlandschaften oder Wälder miteinander. Knicks sorgen dafür, dass genetischer Austausch möglich bleibt, der ein Überleben vieler Arten überhaupt erst möglich macht.

Lebensraum und Verbindungsweg für seltene Tiere

Wer an der Führung teilnimmt, kann selbst ausprobieren, wie Menschen früher die Knicks genutzt haben, nicht nur als naher Lieferant für Brennstoff, wenn Büsche und kleine Bäume alle paar Jahre geknickt, also gestutzt wurden. „Wer hat schon mal Eschensamen probiert?“, fragt Karsten Steffen. Sie schmecken herb-würzig, recht kräftig, „zerstoßen und damit Tee bereitet sind sie angenehmer als geknabbert“.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Wer mitmachen möchte, sollte sich rechtzeitig bis Donnerstag, 21. September, anmelden. Entweder unter Telefon 04541/ 88 84 77 oder per E-Mail an info@naturpark-lauenburgische-seen.de. Die Gebühr beträgt fünf Euro je Person.