Ratzeburg. Ein neues Programm ist gestartet. Nutznießer müssen im Gegenzug Erhalt und Pflege der neu angelegten grünen Wälle garantieren.

Noch vor 50 Jahren waren sie in großen Teilen Schleswig-Holsteins allgegenwärtig, inzwischen sind sie in manchen Regionen jedoch zur Seltenheit geworden: Knicks. Der Kreis Herzogtum Lauenburg startet jetzt ein Programm, mit dem die Neuanlage gefördert werden soll. Wer den Zuschlag erhält, kann vom Kreis Geld erhalten – oder ihm sogar die Planung und Realisierung überlassen. „Die Eigentümer der neuen Knicks müssen sich dafür dauerhaft für den Erhalt und die Pflege von ihnen verpflichten“ erläutert Kreissprecher Tobias Frohnert die Spielregeln.

Kreis Herzogtum Lauenburg fördert jetzt Knicks

Die von Büschen und häufig auch Bäumen bestandenen Wälle waren meist Begrenzungen von Flächen unterschiedlicher Eigentümer. Mit dem Höfe-Sterben sowie dem fortschreitenden Einsatz immer größerer Maschinen in der Landwirtschaft waren sie vielerorts im Wege und verschwanden.

Was zunächst Umwelt- und Tierschützer kritisierten, hat sich in manchen Regionen längst zu einem Riesenproblem für die Landwirtschaft selbst entwickelt. Besonders auf leichten, sandigen Böden haben Wind und Regen jetzt leichtes Spiel.

Versandungen wie in Brandenburg sind eine Folge von fehlenden Knicks

Inzwischen vergeht kein Sommer, in dem über Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg nicht Sandstürme ganze Regionen einhüllen. Massive Sichtbehinderungen bis zu zeitweiligen Sperrungen von Straßen und Autobahnen sind die bekannteste Folge.

Aber nicht die einzige. Ebenso schwerwiegend: Die Landwirtschaft leidet unter dem Verlust wertvollen Ackerbodens, der vom Wind verweht oder von Regengüssen weggespült wird.

Erosion durch Wind und Regen schädigt die Äcker im Osten

In der DDR waren für den Einsatz großer Maschinen Riesenflächen zusammengelegt worden. Der Zwangskollektivierung der Bauern in LPGs fielen meist auch Büsche und Bäume auf den Feldern und vor allem Zigtausende Kilometer Ackerrandstreifen zum Opfer. Damit ging nicht nur Lebensraum ­vieler Tiere verloren: Die lebenswichtigen Verbindungen unterschiedlicher Populationen wurden dauerhaft unterbrochen, das Artensterben damit begünstigt.

Die Kieler Landesregierung hat beschlossen, gegenzuhalten. Knicks sind zwar generell geschützt, wenn sie jedoch zum Beispiel neuen Bau- oder Gewerbegebieten im Weg sind oder deren Verkehrsanbindung, werden Ausnahmen gemacht. Investoren, die in der jeweiligen Region nicht für Ersatz sorgen können, werden dann zur Kasse gebeten, müssen für Ausgleichsmaßnahmen zahlen.

Anträge auf Förderung können bis zum 20. Dezember gestellt werden

Aus diesem Topf stellt der Kreis Herzogtum Lauenburg zum Programmstart dieses Jahr 100.000 Euro bereit. Um Förderung bewerben können sich Flächeneigentümer. Doch die Interessenten müssen sich beeilen, sie haben nur bis zum 20. Dezember Zeit, ihren Antrag zu stellen. Ansprechpartner ist Volker Rudolph, Fachdienst Naturschutz, unter Telefon 04541/ 88 94 77.

Kreissprecher Frohnert rät Interessenten, frühzeitig Kontakt zu Volker Rudolph aufzunehmen. Noch vor der Klärung von Details steht die Frage, wer auf Geld und in welchem Umfang hoffen darf. „Eine Förderung können sowohl private als auch öffentlich-rechtliche Flächeneigentümer beantragen, die Förderquote ist bei öffentlich-rechtlichen Körperschaften jedoch auf 50 Prozent der Investitions­kosten begrenzt. Ausgeschlossen sind Einrichtungen, deren institutionelle Aufgabe ohnehin im Bereich Naturschutz liegt.“

Ein Meter neuer Knick kostet rund 100 Euro

Wie weit das Geld reicht, wird sich zeigen. Die Experten im Ratzeburger Kreishaus rechnen mit Kosten von gut 100 Euro für einen Meter neuen Knick. Mit der aktuell bereitgestellten Summe könnte demnach im Kreisgebiet knapp ein Kilometer neu angelegt werden. „Die Summe wird in den kommenden Jahren variabel sein, je nach Nachfrage“, sagt Frohnert. Von 2022 soll auch der Antragszeitraum verlängert werden.