Schwarzenbek. Seit vier Jahren ist Klaus Gawlik Behindertenbeauftragter in Schwarzenbek. Viel hat er erreicht, viel Arbeit liegt noch vor ihm.
Die Planung der Räume im Generationenpark Dreiangel, das neue Gewerbegebiet von Grabau, Barrierefreiheit im Stadtgebiet, diverse Anfragen von Menschen mit Behinderungen oder auch die Neugestaltung des Stadtparks: Es gibt kaum ein Thema, an dem Klaus Gawlik als ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter der Stadt Schwarzenbek nicht aktiv mitwirkt. Seit vier Jahren ist der 71-jährige Schwarzenbeker für die Interessen der rund 3200 Menschen mit Behinderungen in der Europastadt aktiv und er hat noch viel vor. Seit Kurzem bietet er auch wieder Präsenztermine für die Beratung von Menschen mit Behinderungen an.
Enge Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung hilft bei der Lösung vieler Probleme
„Ich bin froh, dass meine Arbeit den Betroffenen hilft und ich auch in der Stadtverwaltung sowie bei den Institutionen genug Mitstreiter finde. Mit der Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer und Martin Schulte vom Bauamt habe ich feste Ansprechpartner, die sofort alle Anliegen unbürokratisch umsetzen. Was noch fehlt, ist ein Mitspracherecht in den Ausschüssen, wie es der Seniorenbeirat hat“, sagt Gawlik.
Auf seiner Wunschliste ganz oben steht nach wie vor ein Inklusionsbüro, in dem alle Aktivitäten rund um Rente, Betreuung, barrierefreies Wohnen, Rehabilitation und viele andere Themen gebündelt werden können.
Der Wunsch nach einem Inklusionsbüro steht weiter oben auf der Agenda
Zwei Anläufe hat Gawlik während seiner vierjährigen Amtszeit in diesem Punkt unternommen. Bislang sind diese Optionen an den Kosten, aber auch am politischen Willen gescheitert. „Noch einmal setze ich mich nicht noch einmal wochenlang hin, um Konzepte für einen neuen Standort zu entwickeln. Dafür müsste ein ganz klares Signal seitens der Politik für eine Unterstützung kommen“, betont der 71-Jährige.
Eine Option für die ferne Zukunft könnte der Umbau der ehemaligen Realschule in ein Bildungs-/Bürgerzentrum sein. Dort wäre der ideale Platz für ein Inklusionsbüro, in dem Menschen mit allen Fragen zu Rente, Rehabilitation, Pflege und Behinderungen Ansprechpartner finden könnten. Aber das ist erst einmal Zukunftsmusik.
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„Es fehlt an Wohnungen für Menschen mit Behinderungen“
Wesentlich konkreter wird die Beteiligung von Menschen mit Handicaps bei aktuellen Planungen. „Es fehlt an Wohnungen für Menschen mit Behinderungen. Zwar werden teilweise Wohnungen mit breiteren Türen und behindertengerechten Sanitäranlagen umgerüstet oder gebaut. Aber die Probleme gehen dann schon in der Küche weiter. Es gibt praktisch keine Wohnungen mit vorversetzter Arbeitsplatte, an der auch ein Mensch mit Rollstuhl Speisen zubereiten und kochen kann“, erläutert Gawlik.
Auch Wohnungsbaugesellschaften tun sich nach seiner Erfahrung schwer damit, bestehende Wohnungen behindertengerecht umzurüsten – obwohl der Bedarf da ist und es keinen Mangel an Folgemietern geben würde.
Das Gewerbegebiet in Grabau ist auch für Behinderte problemlos zu besuchen
Mitgearbeitet hat Gawlik unter anderem an der Planung für den Generationenpark Dreiangel von der Firma Semmelhaack, die gegenüber dem Lupuspark 245 Wohnungen geschaffen hat, von denen ein Großteil barrierearm ist. Auch bei der Entwicklung des zehn Hektar großen Gewerbegebiets von Grabau direkt angrenzend an den Lupuspark an der Bundesstraße 207 hat der rüstige Pensionär mitgemischt.
„Es ging unter anderem um die Gestaltung der Bushaltestelle und der Gehwege, die mit sogenannten taktilen Platten für Sehbehinderte (ein Leitsystem mit Erhebungen aus dem Beton) versehen wurden. Problematisch ist es auch, wenn die taktilen Platten an Bushaltestellen zu dicht am Fahrbahnrand liegen. Es ist schon passiert, dass Sehbehinderte von den Außenspiegeln von Bussen erfasst und schwer verletzt wurden, weil sie zu dicht am Fahrbahnrand standen“, so Gawlik.
Freie Fahrt für Rollis auf dem Fahrradparcours geplant
Aktuell ist er im sogenannten ISEK-Verfahren (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) in Schwarzenbek damit befasst, wie die Umgestaltung des Stadtparks für alle Altersgruppen, aber auch für Menschen mit Behinderungen aussehen könnte. „Ich bin in enger Abstimmung mit Stadtjugendpfleger Sven Kaulbars, der unter anderem einen speziellen Parcours, einen sogenannten Pumptrack, für Fahrradfahrer einrichten möchte, damit diese sich dort austoben können. Das wäre auch etwas für Rollstuhlfahrer und rüstige Senioren mit Rollator. Dafür müssen aber die Anlagen entsprechend ausgelegt sein und Zeitfenster eingerichtet werden, damit sich jugendliche Biker und gehbehinderte Menschen nicht ins Gehege kommen“, so der Behindertenbeauftragte.
Ein wesentlich aktuelleres Thema ist der Fußgängerüberweg an der Compestraße über den Ritter-Wulf-Platz zu den Arztpraxen. „Dort ist das Pflaster extrem uneben. Mit dem Rollator ist das eine Stolperfalle. Ich hatte bereits einen Ortstermin mit Martin Schulte vom Bauamt. Dort soll Abhilfe geschaffen werden“, betont Gawlik.
Auch an der Bike & Ride-Anlage am Bahnhof steht ein Ortstermin an. An dieser Stelle gibt es Probleme, Fahrräder mit breiter Spur und drei Rädern unterzubringen, wie sie von Menschen mit Behinderungen genutzt werden. Auch klappt die Anbindung von Bussen an die Regionalbahnen nicht immer. „Die Zeiten für das Umsteigen sind für Rollstuhlfahrer kaum zu schaffen. Ich bin in diesem Punkt im Gespräch mit Petra Scheerer vom Ordnungsamt“, so Gawlik.
Barrierefreie Grundschulen werden ein Zukunftsthema
Ein Zukunftsthema wird der Bau der Grundschulen in Schwarzenbek sein. „Wenn die Pläne vorliegen, werde ich sie mir ansehen und Anregungen geben, ob eventuell noch etwas behindertengerecht nachgebessert werden könnte. Schließlich spielt bei Schulen der inklusive Gedanke eine wachsende Rolle. Auch die Compeschule wurde auf meine Anregung barrierefrei umgerüstet, weil es eine Schülerin mit Rollstuhl gab“, sagt Gawlik. Der 71-Jährige arbeitet auch eng mit dem neugewählten Seniorenbeirat zusammen. „Viele Menschen mit Behinderungen sind auch etwas älter. Von daher haben wir große Schnittmengen bei unseren Zielgruppen“, sagt der Behindertenbeauftragte.
Klaus Gawlik ist seit 2018 ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter in Schwarzenbek. Er ist selbst schwerbehindert, hat eine Sehschwäche und leidet an Diabetes. Er hat nach seiner Pensionierung für die Lebenshilfe Behinderte zu den Werkstätten gefahren. Der Rentner ist gelernter Metallbauer und war nach einem Rückenleiden als Vertriebsaußendienstler tätig. Gawlik ist unter 01520/2 65 55 13 zu erreichen. Seine Sprechstunde ist jeden zweiten Donnerstag im Monat von 14 bis 16 Uhr im Raum 416 des Rathauses.