Gülzow. Obwohl das Café Stullenland längst geschlossen ist, treffen sich Anwohner weiterhin in den Räumen. Wie es dort nun weitergehen soll.
„Hmm – lecker Kaffee.“ Es ist kurz nach acht Uhr morgens und Berthold Kruse schnuppert an seinem dampfenden Kaffeebecher. Mit Ehefrau Sabine ist er Stammgast im Café des Gülzower Markttreffs – obwohl das eigentlich geschlossen ist. Von 2020 bis zum Mai 2023 hatte der Kollower Peter Kleiber sein Café Stullenland dort betrieben.
Weil die Küche gastronomischen Anforderungen nicht genügt, hatte er das Café geschlossen und in Trittau ein anderes Restaurant übernommen. Für die Gülzower keine ungewohnte Situation: Seit der Eröffnung des Markttreffs im Jahr 2005 hatten die Betreiber im Café häufiger gewechselt. Und wenn gerade kein Pächter vorhanden war, sprangen die Bürger ein und kochten ihren Kaffee halt selbst.
Der ehrenamtliche Kaffee ist konkurrenzlos günstig
So auch diesmal: „Einer von uns ist immer schon um Viertel vor Acht hier“, sagt Sabine Foth. Sie füllt
gerade die Gastro-Kaffeemaschine vom Typ Bartscher Contessa 1000 mit frischem Wasser und Kaffeepulver. „Ein Durchgang reicht für zwei Kannen“, sagt Foth. Die ersten beiden Kannen stehen bereits auf dem mit Blumen gedeckten Frühstückstisch, die beiden neuen Kannen sind für eventuelle weitere Besucher, die im Laufe des Tages Kaffeedurst verspüren.
„Nachmittags kommen manchmal die Strickdamen zum Klönen. Auch die Mitarbeiter von Tante Enso oder Lkw-Fahrer kommen manchmal zur Kaffeepause“, weiß die Gülzowerin. Kein Wunder: Mit einem Euro pro Becher ist der Kaffee hier konkurrenzlos günstig. Das gilt auch für Tee sowie gekühlte Getränkeflaschen aus dem Kühlschrank. Bezahlt wird über eine „Kasse des Vertrauens“: eine rote Geldkassette, die per Kette gesichert ist.
Ehrenamtliches Engagement ist in Gülzow selbstverständlich
„Dass die Bürger im Markttreff ehrenamtlich Kaffee kochen ist für uns nichts Neues“, sagt Bürgermeister Wolfgang Schmahl. Nach der Eröffnung vor 18 Jahren betrieb zunächst die Lebenshilfe sowohl den kleinen Supermarkt als auch das Café, dann sprang die Gemeinde ein.
Als 2018 der Supermarkt geschlossen wurde, wurde erstmals ehrenamtlich Kaffee gekocht. Dann übernahm ein Pächter das Café, sprang aber bald wieder ab – und wieder bereiteten die Bürger ihren Kaffee selber zu. Möglicherweise ist damit bald Schluss: Die Gemeindevertretung hat beschlossen, eine größere Küche samt Dunstabsaugung einzubauen, die Gastronomie-Standards erfüllt – und hofft, dann einen Pächter zu finden.
Gäste sind an der Kaffeetafel willkommen
Bis es so weit ist, kochen Foth und ihre Bekannten weiterhin selber den Kaffee. An diesem Tag waren drei weitere Gäste zum Frühstücken gekommen. „Kaffeepulver und Milch stellt die Gemeinde, wir müssen nur kochen“, erläutert Foth. Wer frühstücken möchte, bringt sich Butter, Käse, Wurst und Marmelade von zu Hause mit – oder kauft bei Tante Enso ein.
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Der kleine Supermarkt im Markttreff ist mit Benutzerkarte rund um die Uhr geöffnet und bietet morgens Brötchen und Brote von der Bäckerei Dittmer aus Geesthacht. Dienstags und donnerstags kommen bis zu zehn Personen zum Frühstück, an den anderen Wochentagen sind es weniger. Wer Lust hat, gemeinsam zu frühstücken und sich dabei über die Ereignisse auf den Dörfern auszutauschen, ist im Markttreff (Hauptstraße 21) willkommen. Die Kaffeetafel öffnet um 8 Uhr, der Eingang zum Café befindet sich auf der Rückseite des Gebäudes.