Ratzeburg. Zwei Monate werden Dorfwiesen im Herzogtum Lauenburg zum Kinosaal. Und: Mehr als einmal sind Filme vor dem Bundesstart zu sehen.

Rasanter Start in die Open-Air-Kinosaison: Zwei Tage vor dem Bundesstart des Filmes eröffnet das Norddeutsche Freiluftkino seine mittlerweile 22. Spielzeit mit „Mission Impossible 7“ im Ratzeburger Kurpark zwischen der ehemaligen Realschule und dem Burgtheater. Bis zum 26. August gibt es 18 Filme an 16 verschiedenen Orten im Herzogtum Lauenburg und darüber hinaus zu sehen.

Im Kinojahr 2023 kehrt Tom Cruise in seiner Paraderolle als Ethan Hunt zurück auf die Leinwand. Waghalsige Stunts, handgemachte Verfolgungsjagden, Verkleidungen, doppeltes Spiel und internationale Schauplätze inklusive. Die siebte Auflage „Mission: Impossible“ verspricht genauso bombastisch zu werden wie der Vorgänger. Und die Besucher können bei der Preview mit die ersten sein, die das Leinwandabenteuer sehen. Denn der offizielle Kinostart ist erst am Donnerstag, 13. Juli.

Norddeutsches Freiluftkino: Filmstart nach der Dämmerung

Los geht es wegen der späten Dämmerung um 21.45 Uhr. Bis zum Saisonende Anfang September verschieben sich die Anfangszeiten immer weiter nach vorne. „Wir setzen zwar mittlerweile einen besonders lichtstarken Laserprojektor ein, aber trotzdem brauchen wir Dunkelheit, damit die Bilder schön scharf zu sehen sind“, erläutert Kinochefin Annika Tonn.

Das norddeutsche Freiluftkino geht in die 22. Auflage (v. l.): Kinochefin Annika Tonn, Maria Turowski, Greta Kömme, Martin Turwoski mit Sohn Leonardo, Ekaterina Turowski und Cheftechniker Jörg Baudach freuen sich auf die neue Spielzeit.
Das norddeutsche Freiluftkino geht in die 22. Auflage (v. l.): Kinochefin Annika Tonn, Maria Turowski, Greta Kömme, Martin Turwoski mit Sohn Leonardo, Ekaterina Turowski und Cheftechniker Jörg Baudach freuen sich auf die neue Spielzeit. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Bei der Technik hat das Team rund um Geschäftsführer Martin Turowski in der vergangenen Saison bereits nachgelegt und den Laserprojektor sowie zwei große, aufblasbare Leinwände angeschafft. Bei der Zahl der Filme und der Spielstätten haben die Initiatoren ebenfalls noch draufgelegt: Es gibt Kinospaß an 16 Orten und diesmal 18 Filme. Im Vorjahr waren es 16, zum Standardprogramm gehörten ehemals zwölf Vorführungen. „Die Nachfrage aus den Dörfern ist riesig. Wir haben mehr Nachfragen aus potenziellen Spielorten, als wir bedienen können“, so Martin Turowski, der auch die Kinos in Ratzeburg und Mölln leitet.

In den Sommermonaten schauen Kinofans die Blockbuster lieber unter freiem Himmel

In den Sommermonaten zieht es trotz Klimatisierung nicht so viele Besucher in geschlossene Säle. Das Flair unter freiem Himmel lockt indes pro Vorstellung mehrere Hundert Besucher – im Zweifelsfall auch mit Regenumhang. „Wir spielen bei jedem Wetter“, sagt Turowski. Denn der teure Projektor steht geschützt im Kinomobil, einem speziell für das Freiluftkino umgebauten Kleinlaster. Der Leinwand schadet Regen ebenfalls nicht und bei Sturm wird sie mit massiven Heringen und dicken Gurten fest mit dem Boden verankert. Aber wie das Wetter auch wird: Regenschirme sind Tabu beim Freiluftkino, weil sonst die Besucher in den hinteren Reihen nichts mehr sehen.

So kommt das Kino auf die Wiesen: Eberhofer-Premiere im Sommer 2022 beim Ruderclub Ratzeburg. Die Leinwand wiegt 180 Kilo und wird aufgeblasen. Dafür läuft permanent ein Kompressor wie bei einer Hüpfburg. 
So kommt das Kino auf die Wiesen: Eberhofer-Premiere im Sommer 2022 beim Ruderclub Ratzeburg. Die Leinwand wiegt 180 Kilo und wird aufgeblasen. Dafür läuft permanent ein Kompressor wie bei einer Hüpfburg.  © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Wasser macht der aufblasbaren Leinwand nichts aus. Sie ist sogar so konstruiert, dass sie schwimmen kann. Diese Technik kommt bei den Vorführungen beim CVJM (5. August, „Das Lehrerzimmer) und voraussichtlich auch beim Ruderclub Ratzeburg zur Vorpremiere des neuen Eberhofer-Krimis „Rehragout-Rendezvous“ am 4. August (Alfred-Block-Allee 5, 21.15 Uhr) zum Einsatz. Damit wird der Kinogenuss unter freiem Himmel noch einzigartiger. Seit Jahren können Kinofans die neuen Eberhofer-Krimis im Freiluftkino eine Woche vor dem Start in Norddeutschland zeitgleich mit den bayerischen Fans des kauzigen Kultpolizisten sehen.

Neue Spielstätten gibt es in Büchen und im Naturpark Uhlenkolk

Eine neue Spielstätte ist der Schützenplatz in Büchen. Dort können sich die Besucher bei der Komödie „Triangle of Sadness“ am 14. Juli (21.45 Uhr) auf eine Kreuzfahrt der etwas anderen Art entführen lassen. Ein weiterer neuer Spielort ist das Naturerlebniszentrum „Uhlenkolk“ in Mölln. Am Waldhallenweg 11 ist am 23. Juli bereits um 21.30 Uhr der 80-minütige Naturfilm „Die Eiche – mein Zuhause“ zu sehen. „Wir dachten, dieser Film passt perfekt zum neuen Spielort“, sagt Cheftechniker Jörg Baudach.

Nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr mit „Downtown Abbey II“ ist Gut Basthorst zum zweiten Mal Spielort für das Sommerkino. Auch diesmal hat das Team passend zum altehrwürdigen Adelslandsitz einen Film mit historischer Handlung ausgewählt. Zu sehen ist „Mrs. Harris und ein Kleid von Dior“ am 30. Juli um 21.30 Uhr. Die Besucher werden dabei in das London der 1950er-Jahre entführt.

Vorpremiere von „Nord bei Nordwest“ mit Hinnerk Schönemann als Stargast

Noch nicht im Programm aufgenommen, aber fest eingeplant, ist die Vorpremiere einer neuen Folge von „Nord bei Nordwest“, die am 1. September, voraussichtlich um 20.30 Uhr im Ratzeburger Kurpark zu sehen ist. Mit dabei wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder Hinnerk Schönemann sein, der neben seiner Hauptrolle als Polizist und Tierarzt Hauke Jacobs zum zweiten Mal Regie geführt hat. „Er war bereits im vergangenen Jahr bei uns zu Gast, als er das erste Mal Regie geführt hat, und es gefiel ihm so gut, dass er wiederkommen möchte“, verrät Turowski.

Das komplette Programm gibt es im Internet unter der Adresse www.freiluftkino.de. Dort können auch die Karten online gebucht werden. Tickets gibt es aber auch an der Abendkasse. Die Karten kosten 10,50 Euro, das sind 50 Cent mehr als im Vorjahr, weil die Kosten gestiegen sind. „Dafür entfällt aber die Vorverkaufsgebühr bei online-Buchungen. Also unter dem Strich sind die Preise gleich geblieben“, so Turowski.

Die Veranstaltungsorte sind so gewählt, dass die Infrastruktur von den Gastgebern – meistens Vereinsheime, Feuerwehren oder Dorfgemeinschaftshäuser – genutzt werden kann. Toiletten und eine begrenzte Zahl von Parkplätzen stehen zur Verfügung. Einen Imbiss und Getränke gibt es fast immer auch. Picknick ist aber ausdrücklich erwünscht, und die Stühle müssen die Besucher ohnehin selbst mitbringen. Denn der Veranstaltungsort ist immer eine Wiese oder wie im Uhlenkolk eine Waldlichtung.