Schwarzenbek. Noch vor einem Jahr hatten sich Schwarzenbeks Politiker auf eine Prioritätenliste von Projekten geeinigt – ein Bad zählte nicht dazu.
Angesichts einer Investitionssumme von mindestens 50 Millionen Euro für eine neue Feuerwache, zwei neue Grundschulen und den Umbau der ehemaligen Realschule zum Servicezentrum hatten sich die Politiker parteiübergreifend verständigt, welche Projekte Priorität genießen sollen und welche auf Eis gelegt werden sollen – darunter die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes sowie ein Hallenbadneubau. Jetzt hat die CDU diesen Konsens aufgekündigt, setzt sich im Wahlkampf sowohl für Umbauten am Bahnhof als auch für ein Hallenbad ein. Vor allem das hochemotionale Thema Hallenbad – bis 2003 gab es in der Europastadt das einzige Hallenbad im Südkreis – könnte den Christdemokraten Wählerstimmen bringen.
Vorerst hagelt es aber Kritik, vor allem von der SPD. Von „Wolkenkuckucksheim“ und „Realitätsferne“ spricht der SPD-Vorsitzende Candy Rudolph und weist die Christdemokraten auf die Priorisierungsliste hin: „Ich bin sehr irritiert über die 180 Grad-Drehung der CDU.“ Die Christdemokraten sollten den Bürgern dann doch bitte erklären, auf welches der anstehenden Projekte sie verzichten möchten: Feuerwehrgerätehaus, neue Kita oder die Neuplanung der Grundschulen? Die SPD habe hingegen in ihr Wahlprogramm aufgenommen, die Prüfung eines Lehrschwimmbeckens beim Bau der Grundschulen zu prüfen.
Kommunalwahl: CDU will ein Lehrschwimmbecken für Kinder im Südkreis
Genau das lehnt Hans-Jürgen Stribrny, Fraktionschef der CDU, aber ab: „Dann hätten wir die Kosten dafür an der Backe.“ Auch den Begriff Hallenbad mag Stribrny nicht verwenden: „Das klingt viel zu groß und ist illusorisch. Wir wollen mit einem Lehrschwimmbecken die Möglichkeit schaffen, dass Kinder schwimmen lernen können.“ Die alten Hallenbad-Pläne sahen vier 25-Meter-Bahnen vor. Neben den Baukosten von rund sieben Millionen Euro hatten Gutachter jährliche Kosten von 756.000 Euro errechnet, bei Einnahmen von 130.000 Euro.
„Wir alleine als Stadt können das nicht schaffen. Wenn überhaupt, geht es nur als Gemeinschaftsaktion von Kreis sowie den Städten und Dörfern im Südkreis“, sagt Stribrny und argumentiert, dass die Zurückstellung des Projekts nur für die aktuelle Wahlperiode gegolten haben. Nun habe aber die Kreis-CDU die Forderung nach einem Hallenbad für den Südkreis in ihr Wahlprogramm aufgenommen. „Das haben wir übernommen“, so Stribrny, denn sollten die Planungen wieder aufgenommen werden, sei Schwarzenbek ein idealer Standort.
Verbesserungen im Bahnverkehr gefordert
Auch die Initiative für Verbesserungen im Bahnverkehr der CDU sei keine Rückkehr zu den alten Planungen, vielmehr gehe es dabei um kleine Nachjustierungen, so der CDU-Fraktionschef. Anfang April hatten sich Christdemokraten gemeinsam mit dem Verein Aktive Senioren und Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heyde (CDU) den Bahnhof angesehen, der täglich von 2000 Pendlern genutzt wird. Vor allem die Senioren kritisierten Stolperfallen, mangelnde Beleuchtung in der Unterführung und immer wieder defekte Fahrstühle. „Abends nach einem Theaterbesuch in Hamburg ist das ein echter Angstraum“, so Ursula Behnke.
Von der Heydes Tipp, Mängel notieren und Briefe schreiben, haben CDU und Aktive Senioren aufgegriffen und sammeln nun Unterschriften. „Uns geht es um einen höheren Takt sowie Verbesserungen bei der digitalen Anzeige, den Fahrstühlen oder dem Kartenverkauf“, erläutert Stribrny. So hatten vor allem ältere Mitbürger bei der „Hör-zu-Tour“ der Christdemokraten die Menüführung der Fahrkartenautomaten beklagt. Weitere Forderung der CDU: Fahrradboxen, wie sie bereits auf der Südseite des Bahnhofes stehen, müssen auch an der Nordseite angelegt werden.