Schwarzenbek. Obwohl auf der Fläche Trinkwasserbrunnen stehen, soll dort gebaut werden. Ist der Grund ein Versäumnis des Landes Schleswig-Holstein?
Dauerbrennerthema Müssener Wiese: Die als Grünland genutzte Fläche von Bauer Rüdiger Steffen, angrenzend an die Feuerwache an der Lauenburger Straße und gegenüber von Meiereitunnel und Nordöl-Tankstelle (ehemals Lotherol), kommt immer wieder in die Diskussion, wenn es um künftiges Bauland geht. Einer der heftigsten Kritiker und Gegner ist Klaus Kamm, der direkt an dieser Fläche wohnt.
Jetzt hat der Leiter der TSV-Schwimmabteilung und Umweltschützer eine Liste mit 67 Unterschriften an Bürgermeister Norbert Lütjens am Rande der letzten Stadtvertretersitzung vor der Kommunalwahl überreicht. Darin lehnen die Unterzeichner die weitere Bebauung der Fläche ab.
Unterschriftenaktion gegen Bebauung des Grünlandes
Bereits seit 2016 schwelt ein Streit zwischen Stadt und Anwohnern über die Bebauung der Fläche, die als Einzugsgebiet für das Trinkwasser der Stadt gilt. Allerdings liegen die vier Brunnen des Schwarzenbeker Wasserwerks nicht direkt unter dem Gelände, sondern daneben. Aber die Grundwasser- und Tiefenwasserströme fließen dort entlang. Das Wasser wird in einer Tiefe von 102 bis 147 Metern gefördert.
Erstmals kam die mehrere Hektar große Fläche im Jahr 2016 als potenzieller Bauplatz für die neue Kita Kichererbse in Betracht. Daraufhin hatte sich unter Regie von Klaus Kamm eine Initiative „Schützt unser Trinkwasser“ gegründet und dazu beigetragen, dass der Bau verhindert wurde. Rund um die Kita sollte auch ein Baugebiet entstehen.
Flächennutzungsplan sieht Bebauung des Müssener Wiese vor
Die Kita steht mittlerweile an der Buschkoppel neben der Sporthalle des TSV Schwarzenbek. Die Müssener Wiesen sind aber nie aus dem Fokus von Planern und Kommunalpolitik geraten. Aktuell laufen die Planungen für einen Neubau der Feuerwache auf dem Gelände. Allerdings werden dafür nur 8000 Quadratmeter am Rand in Richtung der bestehenden Feuerwache benötigt, die auch bereits in städtischem Besitz sind und für die ein B-Plan-Verfahren läuft. Auch Teile des Kreisverkehrs, der den Meiereitunnel besser an den Verkehr anbinden soll, werden auf dem Gebiet der Müssener Wiese verlaufen.
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Der jetzt von den Politikern beschlossene Flächennutzungsplan sieht eine weitere Bebauung der Müssener Wiese vor. Und genau dagegen wehren sich Klaus Kamm und seine Mitstreiter. „Der Entwurf des neuen Flächennutzungsplans sieht für künftige Bebauung noch nicht geplante 523 neue Wohneinheiten im Stadtgebiet Schwarzenbek vor, um weiteren Neubürgern den Zuzug zu ermöglichen. Hiervon entfallen über 50 Prozent, nämlich 267 Einheiten, auf die Potenzialflächen Müssener Wiesen und Uhlenhorst Mitte. Bei allen Flächen handelt es sich um besonders geschütztes Grün- und Ackerland, dem jetzigen Wassereinzugsgebiet mit seinen vier Tiefbrunnen für das Schwarzenbeker Trinkwasser“, betont Kamm.
Land will Flächen in ein Wasserschutzgebiet umwandeln
Bereits seit 2017 plant das Land Schleswig-Holstein, diese Flächen in ein Wasserschutzgebiet umzuwandeln. Das ist allerdings bislang nicht erfolgt. „Nach Auslegung des neuen Flächennutzungsplans wurden nicht nur von den direkten Anliegern, sondern von insgesamt, 67 besorgten Bürgern dieser Stadt, die umfangreichen Anregungen und Bedenken gegen diese massive Bebauung der noch unversiegelten Flächen des Wassereinzugsgebietes Müssener Wiesen unterschrieben“, sagt Klaus Kamm.
Bürgermeister Norbert Lütjens nahm die Unterschriftenliste entgegen und wird sie Politikern und seinen Verwaltungsmitarbeitern zur Kenntnis geben. Wie weiter damit verfahren wird, bleibt zunächst offen.