Schwarzenbek. Gesundheits- und Rehakurse boomen beim TSV Schwarzenbek. Doch es fehlt an medizinischer Betreuung. Woran es liegt.

Rund 4500 Schwarzenbeker gehören der Generation 60plus an – Tendenz steigend. Aber auch die Bevölkerungszahl steigt. Aktuell liegt sie bei 17.500 Einwohnern. Somit wächst naturgemäß auch der Bedarf an Angeboten für Gesundheitskurse und Rehabilitation. „Wir haben zwei Herzsportgruppen und mittlerweile sogar sechs Kurse im Rehabilitationssport“, sagt Florian Leibold, Geschäftsführer des TSV Schwarzenbek.

Neu hinzugekommen ist auch ein Angebot, das sich speziell an Menschen richtet, die an Long Covid – also Langzeitfolgen des Coronavirus – leiden. Bei diesem Kursus wird versucht, das Lungenvolumen zu trainieren.

Herzsportler brauchen einen Arzt für ihr Training

Aber gerade die Herzsportler stehen vor einem großen Problem: Es fehlt an Ärzten, die die Trainingseinheiten der 66 Mitglieder begleiten. „Wir brauchen dringend einen oder mehrere Mediziner für die Herzsportler. Aktuell behelfen wir uns mit ausgebildeten Rettungssanitätern, die unserem Verein angehören. Das ist aber keine Dauerlösung“, so Leibold weiter.

Bei jeder dieser beiden Herzsportgruppen muss aus rechtlichen Gründen ein Arzt oder Sanitäter anwesend sein. „Es würde schon ausreichen, wenn einmal im Monat eine Ärztin oder ein Arzt in die Sporthalle kommen würde. Eine besondere Qualifikation ist nicht erforderlich“, betont der TSV-Geschäftsführer. Auch Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand, in Elternzeit oder Teilzeit sind herzlich willkommen.

Wichtig ist die medizinische Begleitung bei der Aufnahmeuntersuchung

Diese Tätigkeit kann ehrenamtlich oder gegen Honorar ausgeübt werden. „Besonders wichtig ist die medizinische Begleitung bei der sogenannten Aufnahmeuntersuchung, um die Belastbarkeit der Patienten einzuordnen“, betont Melany Matthiessen, die das Training der Herzsportler betreut.

Die ärztliche Versorgung in der Herzsportgruppe ist seit Längerem ein Problem. Viele Jahre hat sich der mittlerweile verstorbene Allgemeinmediziner Dr. Jens-Peter Frank in diesem Bereich engagiert und ein entsprechendes Ärzteteam um sich geschart. Auch der seit längerem Pensionierte Frauenarzt Dr. Entscho Wladow hat einige Jahre Herzsportler betreut, steht aber ebenfalls nicht mehr zur Verfügung.

Aufnahmestopp bei Schwarzenbeks Allgemeinmedizinern

Das Problem wird sich nicht so leicht lösen lassen, denn in der Europastadt gibt es ohnehin nicht ausreichend Mediziner. Die fünf Allgemeinmediziner haben bereits einen Aufnahmestopp für neue Patienten verfügt. Die Stadt ist im Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung, um eine Verbesserung bei der medizinischen Versorgung Schwarzenbeks zu erzielen. „Es ist klar, dass die verfügbaren Mediziner nicht noch weitere Aufgaben übernehmen können. Aber möglicherweise gibt es ja Ärzte im Ruhestand oder Mediziner aus der Region, die in Schwarzenbek leben und Interesse an dieser Aufgabe haben“, so Leibold.

Viele Herzsportgruppen im Norden mussten bereits aufgelöst werden, weil entsprechende Ärzte oder Trainer fehlen. So hat beispielsweise auch im vergangenen Jahr das vor 23 Jahren gegründete Herz- und Rehasportzentrum von Elfriede Augustin seine Aktivitäten eingestellt. Die Schwarzenbekerin hatte die Führung im Sommer 2021 aus Altersgründen an Dieter Nehlsen weitergegeben, der dann aber wenig später aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste. Ein Nachfolger hat sich nicht gefunden.

Trainingsstunde beginn mit dem Messen der Pulsfrequenz

„Herzgruppen betreuen chronisch Herzkranke im Sinne einer lebenslangen Rehabilitation am Heimatort. Die Selbstwahrnehmung und Belastbarkeit des einzelnen Patienten soll geweckt und gestärkt werden, damit er als Fachmann seiner Krankheit kompetent Selbstverantwortung übernehmen kann“, erläutert TSV-Trainerin Christin Scherrer das Konzept. Damit sich beim Sport niemand übernimmt, beginnt die Trainingsstunde mit dem Messen der Pulsfrequenz.

Viele Mitglieder der Gruppen haben aber mittlerweile auch eine eigene Pulsuhr und kennen ihren Grenzpuls, den ein Kardiologe individuell für sie ermittelt hat. „Wir prüfen den Puls zum Anfang des Trainings und mittendrin. Die Ergebnisse werden auch dokumentiert“, sagt Melany Mathiessen. „Da wir in enger Abstimmung mit den Krankenkassen arbeiten, wissen wir auch, welche Medikamente ein Patient im Notfall benötigt. Das Training ist immer sehr eng an die persönliche Belastbarkeit eines Teilnehmers angepasst“, sagt Christin Scheerer, die beim TSV für Herz- und Rehasport verantwortlich ist.

Krankenkassen übernehmen Kosten für Herz- und Reha-Patienten

Ein Defibrillator ist für den Fall der Fälle immer in der Nähe. Sämtliche Reha- und Herzsportangebote des TSV tragen zur Verbesserung der Gesundheit bei und können über ärztliche Verordnungen mit den jeweiligen Krankenkassen der Sportler abgerechnet werden.

Das Herzsportangebot des Vereins ist für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von großer Bedeutung und wichtig für die gesundheitliche Entwicklung. Wer den Betroffenen in den Reha-Gruppen oder beim Herzsport helfen möchte oder aber auch selbst Hilfe nach einem Arbeitsunfall oder einer Corona-Erkrankung benötigt, erreicht die Geschäftsführungs des TSV Schwarzenbek telefonisch unter 04151/79 32 oder per Mail an .