Schwarzenbek. Als Bürgervorsteher war der heute 90-Jährige Anfang der 1980er-Jahre am Bau beteiligt. Was er zur heutigen Entwicklung sagt.

„Das Rathaus hat Potenzial für die Zukunft, das nicht genug ausgenutzt wird.“ Das ist die These von Eberhard Schröder, der 1946 als Flüchtlingskind nach Schwarzenbek kam und die Stadtpolitik fünf Jahrzehnte mit geprägt hat. Er war unter anderem am Bau des Verwaltungsgebäudes auf dem Ritter-Wulf-Platz und der Gestaltung der Brücke über die Bahnlinie Hamburg-Berlin maßgeblich beteiligt.

Nun genießt Eberhard Schröder, langjähriges Mitglied der FDP und Gründer der Wählergemeinschaft „Freie Wähler Schwarzenbek“ (FWS) seinen Ruhestand. Der pensionierte Bankkaufmann sprach jetzt mit unserer Redaktion über seine Erfahrungen und Ansichten zur Stadtpolitik. Zentrales Thema dabei war das Verwaltungsgebäude, das in diesem Sommer 40 Jahre alt wird.

Verwaltungsgebäude war damals für 50 Mitarbeiter ausgerichtet

„Das Rathaus war bereits bei seiner Einweihung 1983 ein schlichter Zweckbau, der für eine Verwaltung für 10.000 Einwohner und eine entsprechende Zahl von damals gut 50 Mitarbeitern ausgerichtet war. Die Raumnot war in der Schwarzenbeker Verwaltung nach Umzügen von der ehemaligen Villa an der Pröschstraße in das ehemalige Postgebäude auf dem alten Markt ein Grund für den Bau. Und jetzt ist sie wieder ein Thema. Wir haben allerdings schon damals für die Zukunft gebaut und Erweiterungsmöglichkeiten eingeplant“, sagt der Pensionär, der in einem alten Wohnviertel von Schwarzenbek lebt. Denn heute hat die Kernverwaltung mehr als 100 Mitarbeiter, von denen ein Teil in angemieteten Räume an der Allensteiner Straße arbeitet.

Eberhard Schröder ist Politik-Urgestein in Schwarzenbek. Fünf Jahrzehnte wirkte der 90-Jährige aktiv in bei der Gestaltung der Europastadt mit.
Eberhard Schröder ist Politik-Urgestein in Schwarzenbek. Fünf Jahrzehnte wirkte der 90-Jährige aktiv in bei der Gestaltung der Europastadt mit. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Anfang der 1980er-Jahren wurden die Weichen für das neue Gebäude gestellt

Schröder – damals noch FDP-Mitglied – war in der Zeit von 1978 bis 1982 Bürgervorsteher. Damals wurden die Weichen für den Bau des Rathauses gestellt. „Sowohl die Verwaltungsmitarbeiter, aber auch wir als Politiker hatten keinen Platz in der alten Post, die als Rathaus diente. Wenn ich als Bürgervorsteher den Magistrat einberufen habe, mussten wir uns ein freies Büro suchen. Auch für die Fraktionen gab es keinen Platz. Diese Raumnot sowohl für Verwaltung als auch für Politik war nicht hinnehmbar“, so der 90-Jährige.

Damals fiel die Entscheidung für den Neubau auf dem Ritter-Wulf-Platz, weil dieses Gelände bereits seit 1967 durch den Brand im ehemaligen Bismarckschen Vorwerk für eine neue Nutzung zur Verfügung stand. Das Gebäude-Ensemble war abgebrannt, weil damals ein 15-Jähriger aus einer angesehenen Schwarzenbeker Familie dort gezündelt hatte.

Viele Jahre gab es aber keine Einigung, was mit der brachliegenden Fläche am damaligen Rand des Zentrums geschehen sollte. Dann fiel die Entscheidung für den Rathausneubau und ein Gesamtkonzept mit dem Ärztehaus, Wohnungen und dem Supermarktzentrum.

Bürgermeister Ralph Schnack legte den Grundstein

1981 legte Bürgermeister Ralph Schnack nach umfangreichen politischen Beratungen den Grundstein. „Den Auftrag für den Bau habe ich unterzeichnet. Die Urkunde hängt heute noch im Foyer“, berichtet der Pensionär Schröder. Zwei Jahre später war das Rathaus fertig. Von Spöttern wegen seiner Betonoptik und den blauen Verkleidungen unterhalb der Fenster als „Blaue Moschee“ bezeichnet. Eingeweiht wurde es im August 1983. Damals war nach der Kommunalwahl im Jahr 1982 bereits der Christdemokrat Hans-Joachim Delfs Bürgervorsteher.

Das Verwaltungsgebäude ist heute trotz diverser Umbauten ein schwerer Sanierungsfall. Aktuell entsteht am Rathaus ein zweiter Rettungsweg in Stahlbauweise, der frei auf der Westseite des Gebäudes vor der Bibliothek an der sogenannten Klagemauer steht. Kostenpunkt 600.000 Euro. Außerdem wird in diesem und im nächsten Jahr der Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht. Neue Zwischentüren, Decken und eine bessere Lautsprecheranlage für die Alarmierung von Mitarbeitern und Besuchern im Brandfall werden installiert. Auch das wird mehrere Hunderttausend Euro kosten.

Da in den vergangenen Jahren auch die Dächer saniert, die Wärmedämmung verbessert und eine neue Feuertreppe nebst breiterer Fluchttür am Festsaal gebaut werden mussten, hatten Politiker wie Heinz-Werner-Rose (SPD) sogar darüber spekuliert, ob ein Abriss und Neubau nicht die kostengünstigere Variante wäre.

Schon bei der Planung wurde an spätere Erweiterung gedacht

Ein Dauerbrenner in der Diskussion um das Gebäude ist die Raumnot. „Wir haben damals bei der Planung den Dachstuhl als Ausbaureserve konzipiert. Außerdem haben wir Platz nach Westen in Richtung der Bundesstraße 207 für eine mögliche Erweiterung gelassen“, sagt Schröder. Nach seinen Vorstellungen hätte es keine Fluchttreppe, wie sie jetzt gebaut wird, sondern einen Anbau mit einem zweiten Treppenhaus und Fahrstuhl geben sollen.

„Das ganze hätte dann bis zum Dach fortgesetzt werden können, damit die Ausbaureserve im Dach genutzt werden könnte. Das wäre deutlich teurer als die jetzige Variante, aber eine Lösung für die kommenden Jahre. Es ergibt keinen Sinn, immer weitere Räume extern anzumieten“, betonte der Pensionär, der seit der Legislaturperiode 2018 nicht mehr in der Politik mitmischt. Allerdings war der Dachausbau zuletzt im Jahr 2017 thematisiert und aus Kostengründen mehrheitlich abgelehnt worden. Damals spielten auch der Zugang zum Obergeschoss und der zweite Rettungsweg eine Rolle.

Brücke über die Bahnlinie sollte ein hässlicher Betonklotz werden

Eine entscheidende Rolle hat der Pensionär nach eigenen Worten auch bei dem 1983 beschlossenen Bau der Brücke über die Bahnlinie Hamburg-Berlin gehabt. „Die Bahn hat die Stadt geteilt. Die Autos standen ewig vor den Schranken. Ein Lösung wäre ein Tunnel gewesen. Wegen des hohen Grundwasserspiegels hätte es aber erhebliche Probleme mit Feuchtigkeit gegeben. Deshalb fiel die Entscheidung für eine Brücke“, so Schröder.

Allerdings wäre diese – da es sich bei der B207 um eine Bundesstraße handelt – nach der damaligen Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums eine sehr simple Betonkonstruktion gewesen. „Ich hatte Kontakte nach Bonn. Gemeinsam mit einigen anderen Kollegen aus der Politik haben wir den zuständigen Staatssekretär davon überzeugt, dass ein Architekt eine vernünftige Planung machen soll, weil die Brücke schließlich mitten in der Stadt stand. Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, so Schröder.

Während seiner aktiven Zeit als Politiker hat Schwarzenbek sein Gesicht massiv geändert. Es entstanden unter anderem die Wohngebiete Nordost und Mühlenkamp, aber auch der politisch damals umstrittene Lupuspark auf dem Gelände des Bundesgrenzschutzes.

Ehepaar Schröder stellte sein Leben in ehrenamtliches Engagement für die Stadt

Das Ehepaar Eberhard und Waltraud Schröder hat sein Leben der Europastadt gewidmet. Waltraud Schröder war im DRK-Bereitschaftsdienst aktiv und hat die ersten Botschaftsflüchtlinge im Sommer 1989 in Prag mit betreut und dort auch den damaligen Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) getroffen. Außerdem organisierte die gebürtige Ostpreußin 1990 Hilfskonvois nach Russland. Sie verstarb 2020 im Alter von 84 Jahren.

Eberhard Schröder hat sich mehr als 50 Jahre kommunalpolitisch für seine neue Heimat Schwarzenbek engagiert, in die er 1946 als Kind nach der Flucht aus Stettin gelangte. Kurz vor dem Jahreswechsel feierte er seinen 90. Geburtstag.