Zollenspieker. . Wind of Change Dr. Ulrich Papenburg hat vertikales Windrad konstruiert – Vortrag in Zollenspieker
Seine Erfindung gilt als Innovation im Bereich erneuerbare Energien: Das Mini-Windrad „Wind of Change“. 98 Kilo schwer, 1,40 Meter im Durchmesser und 2,1 Meter hoch passt die Turbine der Firma Techcarbon auf jedes Hausdach. Am 27. Juli ist Dr. Ulrich Papenburg (52) von 19 Uhr an zu Gast im Zollenspieker Fährhaus. Wir haben dem Ingenieur der Luft- und Raumfahrttechnik aus dem bayrischen Unterschleißheim vorab Fragen zu seiner Erfindung gestellt.
bz:Wie sind Sie auf die Idee zu dem Mini-Windrad gekommen?
Dr. Ulrich Papenburg: Es war bei einem Urlaub in Ungarn. Dort haben meine Schwiegereltern ein Ferienhaus ohne Stromanschluss. Aber irgendwann möchte man ja doch mal einen Espresso trinken. Neben Photovoltaik musste es da noch mehr Möglichkeiten zur Stromerzeugung geben. So bin ich auf die Idee zum vertikalen Windrad gekommen. Von der ersten Idee bis zum Prototyp dauerte es vier Jahre. Bisher sind sieben Anlagen in Betrieb, allerdings alle rund um München.
Sie haben die Helix-Turbine „Wind of Change“ genannt. Sind Sie ein Fan der Scorpions? Oder was bedeutet der Name für Sie?
Der Name soll den neuen Weg in der Energiewende symbolisieren. Wer etwas in der Welt ändern möchte, bekommt dadurch die Möglichkeit, selbst Energie zu erzeugen.
Wie funktioniert „Wind of Change“?
Das Konzept basiert auf dem Savonius-Rotor und wird aus Leichtbau-Materialien hergestellt. Die Helix-Windturbine besteht aus zwei an einer vertikalen Rotorachse angebrachten waagerechten Scheiben, zwischen denen vier Schaufeln senkrecht montiert sind. Die Schaufeln sind gegeneinander versetzt angeordnet, sodass ein Teil des Windes von den rechts und links zur Strömung offenen Schaufelseiten umgeleitet wird und auf die Rückseite einer der dort konkaven Schaufeln einwirken kann.
Was sind die Unterschiede zum horizontalen Windrad?
Der Vorteil des vertikalen Windrades ist, dass es immer im Wind steht, keine Getriebe benötigt werden und bei starken Windböen oder Sturm nicht abgeschaltet werden muss, wie bei einem horizontalen Windrad. Zudem wirft es keine Schatten und ist fast geräuschlos. Da es im Vergleich zu den horizontalen Windrädern ein sogenannter „Langsam-Läufer“ ist (im Vergleich zur hohen Geschwindigkeit der Flügelspitzen), werden auch keine Vögel oder Fledermäuse durch die vertikale Windturbine in Mittenleidenschaft gezogen.
Wie kann der private Hausbesitzer davon profitieren?
Der erzeugte Storm wird direkt für den eigenen Verbrauch in das Hausnetz eingespeist. Vor allem zur Deckung des Grundverbrauchs ist das nützlich, denn 300 Watt Leistung werden pro Stunde im Haushalt immer verbraucht, egal ob die Bewohner zu Hause sind oder nicht, weil beispielsweise der Kühlschrank immer läuft.
Wie viel Strom lässt sich mit der Helix-Windturbine erzeugen?
Das ist extrem Standortabhängig, ob die Windturbine frei anströmbar ist oder nicht. Schon ab 10 km/h Wind beginnt die Stromerzeugung und bei 50 km/h Windgeschwindigkeit rechnen wir mit 1000 Watt pro Stunde. Mit steigender Windgeschwindigkeit steigt die Stromerzeugung mit der dritten Potenz an.
Was kostet die Anlage und wie lange dauert es, bis die Ausgaben sich amortisiert haben?
Die Anlage kostet brutto 9800 Euro. Die Zeit, bis sich die Kosten amortisiert haben, ist ebenfalls standortabhängig. In Bayern in der Windzone 1 rechnen wir etwa mit 15 bis 20 Jahren, in der Windzone 3 und 4 in Norddeutschland mit 7 bis 14 Jahren.
Wie schätzen Sie das Potenzial der Helix-Windturbine in den Vier- und Marschlanden ein? Passt die Windturbine hier her, wenn ja warum?
Die Anlage passt ideal in die Vier- und Marschlande, weil in dem Gebiet durchschnittlich fünf bis sieben Meter Wind pro Sekunde wehen. In der freien Landschaft ohne Turbulenzen kann der Wind die Turbine gut erreichen.