Schwarzenbek. Moderne Öfen sind immer effektiver, das Heizen mit Holz ist aber auch komplizierter geworden. Und längst nicht alles darf ins Feuer.
Die Temperaturen sinken, gleichzeitig steigt die Nachfrage für Heizöl und Gas – eigentlich wie jedes Jahr. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise. Auf der Suche nach Alternativen zur Zentralheizung erleben Ofenbauer und -anbieter derzeit eine kaum noch zu bedienende Nachfrage nach Kaminöfen.
„Kaminöfen haben aktuell eine Lieferzeit von einem dreiviertel bis zu einem Jahr“, sagt Friedrich Haese, der seit 17 Jahren als Fachhändler selbstständig ist. Gleich nach Beginn des Krieges habe die Nachfrage schlagartig zugenommen, erinnert sich Haese, der mit Ehefrau Regina seit 2009 die Ofenschmiede (Hamburger Straße 36) in Schwarzenbek betreibt. Ebenso die Nachfrage nach Holz.
Energiekrise: Tipps für das Heizen mit Holz im Kaminofen
„Sogar aus Österreich haben Menschen auf der Suche nach einem schnell lieferbaren Kaminofen angerufen“, sagt Haese. Mittlerweile habe sich die Lage etwas entspannt: Jetzt kämen Kunden, die wissen, dass sie nach der letzten Stufe der Kaminofenverordnung ab 2025 ihre alte Feuerstelle nicht mehr betreiben dürfen. „Die kennen sich generell mit Kaminöfen aus, ich erkläre ihnen aber, was sich seither alles getan hat in puncto Technik und Effizienz“, sagt Haese.
Und das ist eine ganze Menge: Die Brennwerttechnik hat auch im Kaminofenbau Einzug gehalten. Holz wird in neuen Kaminöfen nicht nur effizienter verbrannt, es erzeugt auch weniger Ruß. Die aktuelle Grenze für Feinstaub liegt bei 40 Milligramm pro Kubikmeter. Der Ofen Sendai vom Anbieter Hase emittiert nur 9 Milligramm.
Ähnlich effektiv ist der Lima IQ vom selben Hersteller, der sogar mit einem blauen Umweltengel ausgezeichnet wurde. „Bei den Werten handelt es sich immer um Prüfstandergebnisse“, so der Fachhändler. Jeder Kaminofen-Besitzer heize jedoch mit anderem Holz, das trockener oder feuchter sein kann. Auch die Witterung vor Ort spiele dabei eine Rolle. „Der Lima IQ hat eine digitale Steuerung und gleicht diese Unterschiede aus“, schwärmt Haese: „Dafür braucht er aber einen Stromanschluss.“ Auch bei einem Stromausfall funktioniere der Ofen, die automatische Anpassung funktioniere dann aber nicht.
Einige Kaminöfen haben sogar eine Kochmöglichkeit
Die Versorgungssicherheit im Falle eines Blackouts stehe aktuell für die Mehrzahl seiner Kunden im Vordergrund, so Haese: „Früher war es vor allem die Gemütlichkeit und die angenehme Strahlungswärme, die von einem brennenden Feuer ausgeht. Heute fragen die Leute, ob der Ofen auch eine Kochmöglichkeit bietet.“ Die kann bei einigen Anbietern zumindest nachgerüstet werden.
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Was macht aber die Effizienz moderner Kaminöfen aus? „Der Brennraum ist kleiner, die Temperatur höher“, sagt Haese. Dafür haben die Hersteller die Sauerstoffführung in den Öfen verändert: Nach dem Anheizen erreichen moderne Kaminöfen sehr schnell Temperaturen von mehr als 100 Grad. Dabei zerfallen die Zellulosemoleküle, die den Hauptbestandteil des Holzes bilden, in gasförmige Kohlenwasserstoffe – das Holz verbrennt dankt der optimierten Sauerstoffzufuhr nahezu schadstofffrei, zurück bleibt nur etwas Asche.
Für die Größe der Holzscheite gilt das „Merkel-Maß“
Dafür ist allerdings trockenes Holz notwendig: Frisches Holz enthält etwa 40 bis 60 Prozent Wasser, bei Brennholz sollte der Anteil bei 20 Prozent liegen. Ist das Holz zu feucht, wird die beim Verbrennen erzeugte Wärme gebraucht, um das Wasser zu verdampfen – es entstehen keinen hohen Temperaturen, dafür viel Qualm.
Haese nutzt Anfeuerholz, das aus dünnen Stäbchen besteht und zumeist Nadelholz ist. Darauf kommen ein bis zwei Holzscheite – nicht mehr. Für die Größe der Scheite gelte das „Merkel-Maß“ sagt der Ofenexperte, lächelt und formt mit den Händen eine Raute.
Papier oder Pappe haben im Ofen nichts zu suchen
Angezündet wird von oben, am besten mit einem ökologischen Anzünder. Papier oder Pappe haben im Kaminofen nichts zu suchen, sagt Haese, genauso wenig wie behandeltes Holz. Kleber und Lacke setzen beim Verbrennen Schadstoffe frei und verrußen den Ofen: „Die einfache Regel ist: Nehmen sie nur einheimisches, unbehandeltes Holz, das gut getrocknet wurde.“
Wer will, kann auch Äste oder Bäume aus dem heimischen Garten verfeuern – sie müssen nur trocken genug sein. Ob Laub- oder Nadelholz ist weitestgehend egal: Die Scheite sind zumeist aus Laubholz, weil dies weniger Harz enthält und rußfreier verbrennt. Von Holzbriketts rät Haese ab, ebenso von nachrüstbaren Filtern für Alt-Öfen. „Die setzen sich schnell zu und es ist nicht sicher, dass sie die gesamte Heizperiode ihre Wirkung erfüllen.“
Wovon Haese auch abrät – einen Ofen selber anzuschließen: „Das ist nicht verboten, aber Ofen und Anschluss müssen anschließend vom Schornsteinfeger abgenommen werden. Wer da Fehler macht, für den kann es teuer werden.“
Starke Dunstabzugshauben wirken sich auf den Kaminabzug aus
Denn die Bestimmungen sind kompliziert: So muss, wer keinen Schornstein hat, nachträglich einen einbauen lassen. Doch ein Edelstahlkamin an der Außenwand reicht mittlerweile nicht mehr aus: Der Schornstein muss über den Dachfirst hinausragen, um eine bessere Verwirbelung der Abgase zu erreichen.
Und wer eine Küche mit Dunstabzugshaube hat, darf ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen keinen Kaminofen betreiben. Denn durch die starken Abzugshauben entsteht ein Unterdruck im Haus, der sich auch auf den Abzug im Kaminrohr auswirken kann.