Kreis Pinneberg. Wer sich jetzt eindecken will, sucht meist vergeblich. Auch die Nachfrage nach Kaminen ist explodiert.
Spätestens seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine steht das Thema Heizen im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Es geht um Alternativen zu Gas und Öl, denn Russland ist ein Hauptlieferant dieser Rohstoffe. Auch Holz als Heizmittel ist längst kein Geheimtipp mehr. Viele Brennholzhändler im Kreis nehmen vorerst keine neuen Bestellungen auf, müssen ihre Kunden vertrösten.
Auch bei der Relllinger Forstbaumschule Ostermann bekommen Kunden derzeit kein Holz. Brennholz ist ausverkauft. Bestellungen für die Herbstsaison können ab Mitte August wieder aufgegeben werden. Auch die künftigen Preise sind offen. „Wir informieren Sie, sobald wir wieder Brennholz auf Lager haben“, ist auf ihrer Website zu lesen.
Holzhändler: Holzpreise haben sich ungefähr verdoppelt
Ähnlich sieht es beim Kamin- und Brennholzservice Münstermann in Groß Offenseth-Aspern aus. Der Schüttraummeter Kaminholz, der voriges Jahr noch 80 Euro kostete, wird für 140 Euro angeboten – und ist laut Website ausverkauft.
Der Inhaber von Kaminholz-Nord, Pascal Sommerfeld, sagt, dass er kaum fertiges Kaminholz von den Holzproduzenten erwerben kann. „Das liegt daran, dass diese ebenfalls kaum Rohholz bekommen.“ Aus den Rohhölzern stellen die Holzproduzenten das fertige Brennholz her. Es kann demnach nur produziert werden, wenn es genug Rohholz gibt.
Pascal Sommerfeld sagt, die Holzpreise hätten sich ungefähr verdoppelt. Obwohl Holz im Pinneberger Baumarkt Toom ausverkauft ist, werden dort noch immer jede Menge Brennholzlager angeboten. Ein Brennholzlager mit Geräteraum naturfarben kostet beispielsweise 749 Euro.
Fakeshops im Internet bieten Brennholz an - Verbraucher sehen keine Ware
Nach einem Bericht des NDR hängen die Brennholz-Lieferprobleme nicht nur mit der hohen Nachfrage zusammen, sondern auch mit dem Ukrainekrieg. Durch den Krieg seien wichtige Holz-Lieferketten unterbrochen. Wer für den kommenden Winter Brennholzvorräte anlegen möchte, hat es also schwer. Im Handelsblatt wird sogar vor gefälschten Internetseiten gewarnt, die vorgeblich Brennholz verkaufen. Die Preise in diesen sogenannten Fakeshops seien verlockend gering, allerdings würde nach Bezahlung nicht geliefert.
Selbst direkt bei den Förstern im Wald Brennholz zu kaufen, ist momentan nicht einfach. Rolf-Martin Niemöller ist Förster in der Bezirksförsterei Hohenwestedt. Er ist bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein angestellt und berät als Bezirksförster private und kommunale Forstbesitzer. Er wundert sich über die große Brennholznachfrage im Sommer: „Richtige Brennholzzeit ist eigentlich im Winter“.
Brennholz muss zwei Jahre trocknen
Um der Nachfrage gerecht zu werden, beginne er schon jetzt mit Holzfrüheinschlag. Buche und Nadelholz könne er schon fällen. Nadelholz sei allerdings nicht besonders beliebt bei den Kunden. „Normalerweise erledigt man den Holzeinschlag hauptsächlich im Winter, denn wenn die Bäume keine Blätter haben, ist das Fällen einfacher.“
Langfristig mehr Brennholz zu produzieren sei theoretisch möglich. Niemöller sagt aber auch: „Holz, das ich jetzt fälle, muss zwei Jahre trocknen, bis es als Brennholz verbrannt werden kann.“ Trockne das Brennholz nicht lange genug, brenne es nicht effektiv und qualme noch dazu. „Dann beschweren sich die Nachbarn oder der Schornsteinfeger“ sagt er und lacht.
Brennholz hat eine niedrige Priorität
Wer es mit dem Holztrocknen eilig habe, könne eine Biogasanlage einsetzen. Energieeffizient sei das nicht. Bei ihm werde allerdings ohnehin nur Rohholz verkauft. Die Käufer müssen sich also selber um die Weiterverarbeitung kümmern. Ob das Holz vor dem Verbrennen ausreichend getrocknet werde, könne er nicht kontrollieren.
„Momentan hat Brennholz eine niedrige Priorität. Zuerst kommt Stammholz, dann Palettenholz und zuletzt Brennholz“, erklärt Niemöller. Der Grund dafür sei, dass Stammholz deutlich wertvoller sei als Brennholz, denn aus ihm würden unter anderem Bretter hergestellt.
Trotz der erhöhten Nachfrage würde Brennholz aus dem Wald nicht häufiger geklaut als früher. Dass die Leute ihr Holz im Wald selber schlagen, sei vorstellbar. „Allerdings müssen die dann auch lizenziert sein“ sagt er. So etwas wie einen Kettensägenführerschein brauche man dazu schon.
Steigende Nachfrage nach Brennholz hat mehrere Gründe
Wenn auf lange Sicht mehr Holz produziert werden solle, seien auch mehr Arbeiter notwendig, denn „irgendwer muss das Holz auch fällen“. Zur Zeit habe man als Neukunde kaum eine Chance. „Die Forstbesitzer vergeben ihr Rohholz vor allem an langjährige Abnehmer wie Nachbarn und Freunde.“
Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise für Energieholz aus den Staatsforsten im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 um 6,3 Prozent gestiegen. Eine Ursache für die stärkere Nachfrage könnten vor allem die deutlich höheren Preise für andere Energieträger sein. Zudem werde die Umrüstung auf Biomasseheizungen vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle seit geraumer Zeit gefördert. Dadurch steige die Nachfrage ebenfalls.
Insgesamt seien die Erzeugerpreise für Produkte des Holzeinschlags in Deutschland im Jahresdurchschnitt 2021 um 14,8 Prozent gegenüber 2020 gestiegen. Das sei der erste Preisanstieg für Rohholz aus den Staatsforsten seit 2014.
Preissteigerung für Brennholz ist erheblich
Die Preissteigerung sei zum einen auf die erhöhte Nachfrage nach Bauholz zurückzuführen. Das schlage sich auch auf die Preise für Rohholz nieder. Zum anderen würde vermehrt Schnittholz, also Balken, Holzbretter, Leisten und Furniere, exportiert. Exporte gingen zum Beispiel in die USA. Aber auch nach China wird Holz aus Deutschland geliefert.
Die Erzeugerpreise für Produkte des Holzeinschlags aus den Staatsforsten sind im Mai 2022 um 32,8 Prozent höher als im entsprechenden Vorjahresmonat und um zwei Prozent höher als im Vormonat, so das Statistische Bundesamt. Es zeichnet sich somit ein Trend der weiteren Holz-Teuerung ab. Damit steigen auch die Brennholzpreise für den Endverbraucher erheblich. Das kommt noch zu der schlechten Verfügbarkeit hinzu.
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Brennholz: Hohe Nachfrage auch bei Öfen
Obwohl Brennholz teuer und knapp geworden ist, kaufen immer mehr Menschen Kamine. Stefan Wildraut von Hark Kamin- und Kachelofenbau Halstenbek lässt durchblicken, dass es eine Herausforderung sei, der große Nachfrage gerecht zu werden: „Im Laden ist viel los. Ständig klingelt das Telefon, während neue Kunden zur Tür hereinkommen.“ Intern spreche man von einer Nachfrage, die um das Drei- bis Vierfache gestiegen sei. Vor allem Monteure seien knapp, was die Lieferzeiten verzögere. „Irgendjemand muss schließlich die Kamine einbauen.“ Wartezeit vermutlich bis Dezember.
Ähnlich sieht es beim Ofen-Forum Elmshorn aus. Auf der Website wird darum gebeten, wegen der hohen Nachfrage für Beratungsgespräche einen Termin zu vereinbaren. Einfach in den Ladenkommen und einen Ofen kaufen, ist schwierig.