Ratzeburg. Waldschützer und Erneuerer sollen in regelmäßigen Symposien zu Wort kommen. Darüber berät am Montag, 28. März, ein Ausschuss.
Mit ihrem Vorstoß, Bürger und Naturschützer über einen Waldbeirat in die Entwicklung der Kreisforsten einzubinden, sind SPD und Linke vergangenes Jahr an der schwarz-grünen Kreistagsmehrheit gescheitert. Jetzt unternimmt die SPD-Fraktion einen neuen Anlauf. Forderung: Einmal jährlich soll die Kreisverwaltung einen aktuellen Waldzustandsbericht auf einer öffentlichen Veranstaltung vorstellen und sich der Diskussion stellen.
Über einen SPD-Antrag zu einem solchen Symposium berät am Montag, 28. März, der Ausschuss für Forsten, Energie, Umwelt und Klimaschutz des Kreises. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17.45 Uhr in der Kreisfeuerwehrzentrale in Elmenhorst (Lankener Weg 26).
SPD und Linke wollen Kreisforsten zu Klimawald umbauen
Die Sozialdemokraten sehen wie viele Umwelt- und Naturschützer großen Handlungsbedarf: Mit gut 25.000 Festmetern ist in den Kreisforsten bereits bis März die Hälfte des für 2022 geplanten Holzeinschlags Stürmen zum Opfer gefallen. Ein Umbau zu einem klimastabileren Wald sei unverzichtbar, sagt die SPD-Kreistagsabgeordnete Anika Pahlke. Als größter kommunaler Waldbesitzer Deutschlands (rund 9000 Hektar) trage der Kreis eine besondere Verantwortung, weiter wachsenden Schäden durch langanhaltende Trockenheit, Schädlingsbefall und Sturmschäden vorzubeugen.
Für einen bestmöglichen Schutz der Wälder sei ein enger Schulterschluss mit den Menschen notwendig, mahnt Pahlke. „Wie viel Diskussionsbedarf es gibt, hat die Forsteinrichtung (Forstplanung, die Red.) im vergangenen Jahr gezeigt.“ Den neuen Vorstoß verbinden die Sozialdemokraten mit der Warnung, die Zeit laufe davon, die Kreisforsten für den Klimawandel umzubauen. Sie verweisen auf das Konzept eines gemeinsam mit den Linken verabschiedeten Lauenburgischen Klimawaldes. Kernpunkt: Die Stärkung und der Umbau der Wälder mit ortstypischen Gehölzen auf natürlichem Weg, damit diese den Klimawandel überstehen, soll den Vorrang erhalten vor herkömmlicher Bewirtschaftung und Holzgewinnung.
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Ohne gezieltes Aufforsten werde ein rascher Umbau der Wälder nicht gelingen
In mehreren wichtigen Punkten gehen die Meinungen zwischen Modernisierern und Vertretern der herkömmlichen Forstwirtschaft weit auseinander. Ohne gezieltes Aufforsten werde ein rascher Umbau der Wälder nicht gelingen: Eine natürlicher Anpassung an die sich wandelnden Gegebenheiten daure zu lang, um mit dem fortschreitenden Klimawandel mithalten zu können, so ein Argument aus der Forstwirtschaft. Nebeneffekt: Wer gezielt aufforstet, kann über die Wahl der Bäume vorgeben, wie viel Holz später geerntet werden kann.
Nach dem Nein zum Waldbeirat will die SPD mit regelmäßigen Symposien eine Beteiligung der Bürger etablieren, um nicht den Waldbewirtschaftern allein das Feld zu überlassen. Auf diesem Wege solle „die notwendige Öffentlichkeit geschaffen werden, um das Thema auch unabhängig von der Tagespolitik zu bewegen“, hofft der SPD-Kreistagsabgeordnete Bernward Peterburs. „Auch in Verantwortung für kommende Generationen müssen wir heute die richtigen Stellschrauben drehen.“
„Der Umbau der Kreisforsten hat vor Jahrzehnten begonnen“
Der Umbau der Kreisforsten habe schon vor Jahrzehnten begonnen, sagt dagegen Marcus Deinert, Leiter des Fachdienstes Kreisforsten. Der Anteil der für die Bauwirtschaft so wichtigen Fichten hat sich demnach in den vergangenen Jahrzehnten fast halbiert, von 17 auf heute noch zehn Prozent in den kreiseigenen lauenburgischen Wäldern.
Für die Zukunft und einen klimastabileren Wald nur auf ortstypische Laubgehölze wie Buche oder Eiche zu setzen, macht aus Sicht vieler Forstwirte keinen Sinn. Sie setzen auf eine Mischung aus Laub- und bestimmten Nadelgehölzen. Deinert schwebt ein Mix vor, der auch den Anforderungen der Bauwirtschaft gerecht werden könne: „Die Kiefer kommt an trockenen Standorten besser als die Fichte zurecht, ebenso die Weißtanne, die tiefer wurzelt.“ Lärchen und Douglasien könnten das Angebot ergänzen.
Buche wird auch in Jahrzehnten noch in größerer Menge zur Verfügung stehen
Aber auch die von der Bauwirtschaft als eher minderwertig eingestufte Buche könne an Bedeutung gewinnen. Deinert: „Der technische Fortschritt macht es möglich, auch Buche vermehrt einzusetzen, als Konstruktionsvollholz.“ Damit sich die Brettschicht-Elemente nicht verziehen, wird das Buchenholz erst geschnitten, die Enden miteinander verzahnt, die Teile verleimt und gepresst.
Derartige Balken sind zwar deutlich teurer und schwerer als etwa solche aus Fichtenholz, sie weisen jedoch eine hohe Traglast auf. Und, wichtig für die Natur: Buche wird voraussichtlich auch in Jahrzehnten noch in größerer Menge zur Verfügung stehen, wenn Fichten nur noch in für sie besonders günstigen Biotopen überlebt haben.