Lauenburg/Scharnebeck. Bereits das Schiffshebewerk gilt als Touristenattraktion. Bald auch die Schleuse? Das hofft die Samtgemeinde – und auch Lauenburg.

Was für ein ehrgeiziger Plan: In Scharnebeck soll Europas höchste Schleuse entstehen. Sie wird einen Höhenunterschied von 38 Metern ausgleichen und die größten Binnenschiffe befördern können. Gilt schon das Schiffshebewerk als Touristen­attraktion, wird die Schleuse nach Fertigstellung technisch Interessierte aus aller Welt anziehen. Läuft ­alles wir geplant, beginnt der Bau der großen Schleuse im Jahre 2026. Von dem künftigen Touristen­ansturm in Scharnebeck könnte auch Lauenburg profitieren. Umgekehrt ist Scharnebeck daran gelegen, sich die gastronomische und touristische Infrastruktur der Schifferstadt zunutze zu machen.

Schifffahrt: In Scharnebeck sollen die größte Binnenschiffe befördert werden

Ein erstes Gespräch über derartige Möglichkeiten gab es während der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Rettungswesen, Tourismus und Kultur am Mittwochabend. Der Bürgermeister der Samtgemeinde Scharnebeck, Laars Gerstenkorn, war nach Lauenburg auf Einladung der Verwaltung zum Gedankenaustausch gekommen. Eigentlich hatte die Lauenburger Wählergemeinschaft (LWG) diesen Austausch über Ländergrenzen hinweg schon im vergangenen Jahr angeregt, doch Corona machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.

Während der Diskussion wurde jedoch schnell klar: Ehe es an die großen Projekte geht, könnten zunächst kleinere dafür sorgen, dass Touristen, die dem Elbe-Radweg folgen, sich zwischen Lauenburg und den Gemeinden auf der anderen Elbseite besser zurechtfinden. Ausschussvorsitzender Werner Büker (CDU) regte nicht nur eine länderübergreifende, bessere Beschilderung des Radweges an, sondern auch eine Zusammenarbeit auf dieser Ebene. Da konnte die Lauenburger Tourismusmanagerin Manuela Eisenschmidt einhaken: „Wir sind in regelmäßigem Austausch mit den Mitarbeitern der Scharnebecker Touristinformation. Wer zu uns kommt, erhält auch Hinweise, was es auf der anderen Elbseite zu entdecken gibt“, berichtete sie.

Alte und neue Industriekultur als länderübergreifendes Projekt

„Im Bereich Tourismus sind wir frei. Da müssen wir keine Ländergrenzen beachten“, sagt Laars Gerstenkorn, Bürgermeister der Samtgemeinde Scharnebeck.
„Im Bereich Tourismus sind wir frei. Da müssen wir keine Ländergrenzen beachten“, sagt Laars Gerstenkorn, Bürgermeister der Samtgemeinde Scharnebeck. © Gemeinde Scharnebeck | Gemeinde Scharnebeck

Knapp 20 Kilometer liegt Lauenburg vom niedersächsischen Scharnebeck entfernt. Mit dem Schiffs­hebewerk, der historischen Palmschleuse, dem alten E-Werk und mit dem Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ könnten technisch Interessierte schon jetzt eine Route wie aus einem Guss angeboten bekommen.

Darin waren sich an diesem Abend alle einig. „Lauenburg kann außerdem mit der historischen Altstadt punkten und mit gastronomischen Betrieben, die Scharnebeck fehlen. Diese Angebote könnte man in ein Paket packen, von dem alle profitieren könnten“, schlug Laars Gerstenkorn vor. Und auch wenn bis zur Fertigstellung der Schleuse noch viel Wasser die Elbe runterfließen wird, denkt der Bürgermeister der Samtgemeinde auch daran schon: „Wir haben gar nicht die Übernachtungskapazitäten, damit die vielen Besucher länger als einen Tag vor Ort sein können. Auch da sehe ich noch viel Spielraum, zu kooperieren“, sagte er.

Samtgemeinde Scharnebeck tut sich schwer mit der touristischen Vermarktung

Bisher, so räumte der Bürgermeister ein, tut sich die Samtgemeinde bei der touristischen Vermarktung ihrer Region schwer. „Wir kämpfen mit der Konkurrenz der Lüneburger Heide und anderen Highlights in Niedersachsen“, sagte er. „Das geht uns ja nicht anders. Wir stehen in Schleswig-Holstein in Konkurrenz zu den Küstenregionen. Deshalb müssen wir uns ja auf unsere Stärken besinnen“, meinte Reinhard Nieberg, Lauenburgs Amtsleiter für Stadtentwicklung.

Eine große Chance sieht Gerstenkorn auch darin, dass einer Zusammenarbeit kaum rechtliche Schranken gesetzt sind, anders als beispielsweise bei Bauvorhaben. „Im Bereich Tourismus sind wir frei. Da müssen wir keine Ländergrenzen beachten“, sagte er.

Der Elbe-Radweg verbindet Lauenburg und Scharnebeck

Was Lauenburg und die Samtgemeinde Scharnebeck verbindet, ist der Elbe-Radweg. Über die Elbbrücke geht es nach Hohnstorf. Die Anbindung zum Schiffshebewerk erfolgt über den Radweg Alte Salzstraße. Sowohl Lauenburg, als auch die Samtgemeinde Scharnebeck setzen auf Radtouristen, die im Idealfall ein paar Tage bleiben.

Potenzial für gemeinsame Projekte gibt es genug. In diesem Monat wurde der Elbe-Radweg von der Europäischen Union in die Interreg Europe Datenbank aufgenommen, die für nachhaltigen Tourismus steht. Gerade ist das Handbuch Elberadweg 2022 erschienen. Es umfasst alle Etappen der 1300 Kilometer langen Strecke von der Nordsee bis zum Riesengebirge – natürlich auch mit Informationen zu Lauenburg und Scharnebeck.