Lauenburg. Die Tour mit dem „Kaiser“ aus Lauenburg auf der Weser soll im Juli 2022 gelingen. Der Ticketverkauf dafür hat bereits begonnen.

Bis vor ein paar Tagen musste Kapitän Markus Reich noch zittern. Jetzt hat er die Zusage endlich in der Tasche: Der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“, darf während seiner nachgeholten Jubiläumstour im nächsten Jahr die Anleger der Flotte Weser nutzen. „Ich habe jetzt monatelang gebaggert. Jetzt hat die Ungewissheit endlich ein Ende“, sagt er erleichtert.

Kapitän Markus Reich hat viel Arbeit investiert, damit die Jubiläumstour nun 2022 etwas wird.
Kapitän Markus Reich hat viel Arbeit investiert, damit die Jubiläumstour nun 2022 etwas wird. © Elke Richel | Elke Richel

Markus Reich hat nicht gezählt, wie viele Stunden er und seine Crew bisher mit der Organisation der Reise in die ehemalige Heimat des „Kaisers“ verbracht haben. „Man glaubt gar nicht, wie viel Arbeit in dieser Tour steckt. Die Details müssen langfristig geplant und abgesichert werden“, sagt er. Dabei stand die Tour vor zwei Jahren schon fast bis ins Detail. Doch dann kam Corona dazwischen und die Tour musste abgesagt werden.

Noch einmal möchte die Crew die Fans der „Kaisers“ nicht enttäuschen: Mit der Verschiebung der Weser-Reise um gleich zwei Jahre hoffte die Mannschaft auf der sicheren Seite zu sein. Wie berichtet, war die geplante Fahrt an die Weser im August 2020 auf vielen Teilstrecken bereits ausgebucht.

Das 1900 gebaute Schiff in Lauenburg vor Verschrottung gerettet

Heute gehört der „Kaiser“ wie das Schiff von den Lauenburgern liebevoll genannt wird zur Stadt wie die Elbe und die historische Altstadt. Vielen Bewohnern ist es wahrscheinlich gar nicht bewusst, dass Lauenburg für den im Jahre 1900 in Dresden gebauten Raddampfer im wahrsten Sinne des Wortes nur ein rettender Hafen war. Bis dahin hatte er die Weser unter dem Kiel.

Die Männer vom Förderverein für das Lauenburger Elbschifffahrtsmuseum müssen damals jede Menge Weitsicht gehabt haben, als sie den Schiffsveteran vor der Verschrottung retteten. Bis dahin war das Dampfschiff auf der Weser zwischen Beverungen, Höxter und Holzminden eingesetzt, wo es der vor vier Jahren verstorbene Ernst Schmidt vom Förderverein entdeckte. Er war es auch, der seine Mitstreiter 1970 für den Dampfer begeisterte. Allein die Überfahrt und die Begegnungen mit den DDR-Behörden war schon ein Abenteuer.

An der Weser denkt man mit Wehmut an den „Kaiser“ zurück

Das man vor über 50 Jahren den Raddampfer einfach so weggegeben hat, tut heute sicher vielen in der Gegend um Holzminden leid. Im August 2019 das titelte das Westfalen-Blatt „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben.“ Das war natürlich nicht ernst gemeint und bezog sich auch nicht auf den uralten Gassenhauer. Die Kollegen kündigten die Ankunft des Lauenburger Raddampfers an. Doch zwischen den Zeilen schwang trotzdem etwas Wehmut mit.

Doch 1970 präsentierte sich der „Kaiser“ keineswegs als Schmuckstück. Im Gegenteil. Zunächst lag er immer wieder auf dem Trockenen. Die Ausstattung des Dampfers und die behördlichen Vorschriften passten nicht mehr zusammen. Auch der technische Zustand trieb dem damaligen Geschäftsführer des Fördervereins, Gerhard Groth, Sorgenfalten auf die Stirn.

Heute müssen sich Schiff und Mannschaft nicht verstecken. Mithilfe von Fördermitteln ist das „schwimmende Wahrzeichen“ von Lauenburg in gutem technischen und optischen Zustand.

Weser-Fahrt vom 13. bis 31. Juli – Ticketverkauf hat begonnen

Die Tour startet am 13. Juli 2022. Am 31. Juli legt der „Kaiser“ wieder in Lauenburg an. Die alte Planung einfach wieder aus der Schublade zu holen, ist nicht möglich. Viele Hotels, die bei der Planung 2019 noch auf der Liste standen, haben die Corona-Krise nicht überlebt. Und einige Kapitäne von Fahrgastschiffen auf der Weser sahen im „Kaiser“ und in den geplanten Rundfahrten plötzlich eine Konkurrenz. Kein Wunder: Auch dort haben Lockdown und Beschränkungen den Reedern ordentlich zugesetzt. „Wir haben viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, dass wir uns gegenseitig sogar helfen können“, sagt Markus Reich.

Jetzt aber geht der „Kaiser“ erstmal in die Winterruhe. An diesem Wochenende wird er von der Crew wieder mit vielen Lichtern versehen. So wird er dann vor der Kulisse der Altstadt festliche Stimmung verbreiten. Bevor im April die nächste Saison beginnt, geht es zum Check auf die Hitzler-Werft. Und dann kann es fast schon losgehen auf die große Fahrt an die Weser.

Wer mehr über die Tour und die Teilstrecken erfahren möchte, schickt eine E-Mail an tickets@rad
dampfer-kaiser-wilhelm.de.