Schwarzenbek. Bunt bemalte Kinderfiguren ermahnen Autofahrer in Schwarzenbek und Umgebung, langsam zu fahren. Jetzt ist „Hucky“ verschwunden.
„Hucky“ ist etwa 1,50 Meter groß, trägt ein rotes Base-Cap, cool mit dem Schirm nach hinten, gelbes T-Shirt, dreiviertellange Jeans. Der Job des starren Jungen ist es eigentlich, für Verkehrssicherheit im Wohngebiet Mühlenbogen in Schwarzenbek zu sorgen. Doch seit dem vergangenen Montag ist der hölzerne Streetbuddie „Hucky“ verschwunden. Sein Spender, Hartwig Holst, Präsident des gemeinnützigen Vereins „Biker fahren für Kinder“, sucht Zeugen. Was nach einem albernen Streich klingt, hat einen ernsten Hintergrund.
Verkehrssicherheit gerade in Wohngebieten und Schulen ist ein wichtiges Thema – nicht nur in der Europastadt. Die Stadtverwaltung hat an den Ortseingängen digitale Tafeln installiert, die die Geschwindigkeit messen und Autofahrer auf zu hohes Tempo hinweisen. Auch die Polizei ist aktiv, unternimmt regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen, verteilt zum Schulbeginn gemeinsam mit Kindern Äpfel und Zitronen an Autofahrer, die sich richtig verhalten haben (Apfel) oder eben zu schnell waren (Zitrone).
Zeugenaufruf: Wer hat „Hucky“ am Wohngebiet Mühlenbogen gestohlen?
Ergänzend dazu gibt es die sogenannten Streetbuddies, Warnfiguren aus Holz oder Kunststoff, die an neuralgischen Punkten deutlich sichtbar auf Gefahrenpunkte aufmerksam machen sollen. Eine dieser Figuren ist „Hucky“, der jetzt offensichtlich gestohlen wurde.
Hartwig Holst hat die Figur und eine weitere zum Jahresende 2020 gespendet. Beide standen im Bereich des Mühlenbogens, weil dort im verkehrsberuhigten Bereich, viele Kinder wohnen und oft zu schnell gefahren wird. Eine Figur ist noch da, „Hucky“ ist verschwunden. Holst sucht jetzt Zeugen, er bittet um Hinweise. Kontakt gibt es online unter der Biker-Webseite www.bffk-ev.de.
100 Euro kosten die wetterfesten Streetbuddies, gefertigt in der Louisenhof-Werkstatt
Denn die Streetbuddies sind nicht nur wichtig für die Verkehrssicherheit, sondern auch teuer. Gut 100 Euro werden für eine der wetterfesten Holzfiguren fällig, die in der Werkstatt der Louisenhof gGmbH entstehen.
Menschen mit Behinderungen fertigen die Figuren seit mehreren Jahren an. Den ersten Auftrag gab es im Jahr 2019 vom Schwarzenbeker Bürgerverein. Die Figuren sind nach Entwürfen von Mitarbeiterin Sonja Märkert gefertigt. Insgesamt 17 knapp 1,50 Meter hohe Figuren aus Holz waren so im ersten Schritt entstanden – finanziert durch den Bürgerverein, die Wirtschaftliche Vereinigung Schwarzenbek (WVS) sowie die Sponsoren Elke Steil und Heike Niemann (Immobilien), Doris und Mark Lehmann (Axa-Generalvertretung), Zaunfirma ZFG sowie Bürgervereinsmitglied Karin Schacht, die auch Initiatorin der Aktion war. Auch die Mitglieder des Vereins „Biker fahren für Kinder“ haben sich eingebracht. Mittlerweile stehen mehr als 20 Figuren im Stadtgebiet.
Karin Schacht kämpfte bei Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig für die Aufstellung
Zum Beginn der Aktion hatte sich Karin Schacht eine Lösung für die Hauptstraßen der Stadt gewünscht, deshalb mehrmals die ehemalige Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig bei deren Sprechzeiten auf dem Wochenmarkt aufgesucht und mit ihr diskutiert. Da aber an den Bundesstraßen 207, 209 und 404 eine Abstimmung mit dem Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr notwendig ist, wurde die Aktion auf Straßen vor Schulen und Kitas beschränkt. Das Ordnungsamt hatte die Standortsuche begleitet, Mitarbeiter des Bauhofes die ersten Figuren aufgestellt.
Mit dieser Verkehrssicherheitsaktion steht Schwarzenbek nicht alleine dar. Mit 83 Zentimetern deutlich kleiner sind allerdings die Müssener Streetbuddies in auffälligem Orange und mit einer Fahne. Diese sind aber auch günstiger: Für rund 50 Euro können die Figuren bestellt werden, die unter dem Namen Streetbuddie, Laumännchen oder Benni Brems im Internet vertrieben werden. Sie sind gut sichtbar – auch im Dunkeln: Dank reflektierender Farbe leuchten Augen, Herz und der Fahnenaufdruck, wenn sie von einem Scheinwerfer erfasst werden.
In Kollow warnen die kleinen Figuren Lkw-Fahrer bereits seit dem Jahr 2017
Zum Auftakt der Aktion spendete der ATR Landhandel gemeinsam mit dem Förderverein der Alten Schule Müssen sechs Streetbuddies. In Kollow hat die Buhck-Gruppe bereits 2017 Figuren aufstellen lassen, die an Lkw-Fahrer appellieren, freiwillig Tempo 30 im Ort zu fahren. Gesellschafter Thomas Buhck hatte die grünen Figuren gemeinsam mit Bürgermeisterin Ines Tretau aufgestellt, weil zahlreiche Lkw jeden Tag durch das Dorf zur von der Buhck-Gruppe betriebenen Deponie in Wiershop fahren.