Schwarzenbek. Rot-Kreuz-Retter üben den Umgang mit der Feldküche für den Katastrophenfall. Die Essensausgabe ist eine wichtige Einnahmequelle.

Im Jahr 2004 erfand der damalige Geschäftsführer Stefan Fehrmann die Eintopfaktion des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Seitdem ist die Suppenküche auf dem Wochenmarkt am Ritter-Wulf-Platz in Schwarzenbek ein Klassiker im Terminkalender der Stadt. Geändert hat sich im Laufe der vergangenen 17 Jahre nur Unwesentliches. Seit einigen Jahren gibt es statt eines wöchentlich wechselnden Eintopfs zwei, damit die Helfer am Wochenmarktstand den „Nachschub“ nicht verwechseln, benutzten die Köche gelbe und grüne Thermobehälter, um die frisch gekochten Eintöpfe auf den Ritter-Wulf-Platz zu bringen.

Neben dem Stand auf dem Wochenmarkt, der in der kalten Jahreszeit jeweils sonnabends ab 10.30 Uhr geöffnet ist, gibt es auch eine Ausgabe direkt am DRK-Zentrum an der Bismarckstraße 9 b. „Dieses Angebot spricht sich herum. In den vergangenen Jahren haben wir dort jeweils 20 Portionen direkt aus der Feldküche ausgegeben. Mittlerweile liegen wir bei 70 Portionen pro Ausgabetag — Tendenz steigend“, sagt Bereitschaftsleiter Philipp Holst (25). Der ausgebildete Feldkoch leitet gemeinsam mit seinem Stellvertreter Lasse Schmidt (32) das Küchenteam an der Bismarckstraße.

DRK-Suppenaktion auf dem Wochenmarkt in Schwarzenbek

Die Eintopfaktion ist nicht nur eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan der Schwarzenbeker, sondern auch in doppeltem Sinn wichtig für den 930 Mitglieder zählenden DRK-Ortsverein. Zum einen bessert der Verkauf der Eintöpfe, die für 3,50 Euro pro Portion zu genießen sind, die Kasse auf. Das ist gerade im Corona-Jahr wichtig, weil 2020 viele Veranstaltungen, bei denen das DRK auch die Verpflegung übernimmt, ausfielen. Auch andere Einnahmequellen wie der Rotkreuzmarkt waren lange geschlossen.

Deshalb werden die Überschüsse aus dem Suppenverkauf wohl zum überwiegenden Teil in den allgemeinen Haushalt fließen. Im vergangenen Jahr waren es 3500 Euro. Mit dem Geld werden die Jugendarbeit oder die Tafel unterstützt. Es werden aber auch Ausrüstungsgegenstände gekauft, die mit dem Etat der ehrenamtlichen Helfer nicht zu beschaffen sind.

Im Herzogtum Lauenburg gibt es drei Feldküchen

In der Feldküche dampft es wie im Hexenkessel: Köchin Mandy Meier ist seit 15 Jahren beim DRK und macht seit einiger Zeit in der Feldküche mit. Hier kocht sie ihren persönlichen Favoriten: Gulasch.
In der Feldküche dampft es wie im Hexenkessel: Köchin Mandy Meier ist seit 15 Jahren beim DRK und macht seit einiger Zeit in der Feldküche mit. Hier kocht sie ihren persönlichen Favoriten: Gulasch. © Stefan Huhndorf

Zum anderen ist die Eintopfaktion aber auch eine wichtige Übung für das Verpflegungsteam des DRK. „Es gibt drei Feldküchen im Kreis. Eine steht bei uns, eine weitere hat die DLRG Lauenburg und eine das DRK Börnsen. Es erfordert Übung, mit den Geräten umzugehen und die großen Mengen an Lebensmitteln zu verarbeiten. Das ist aber gerade bei großen Einsätzen wie den Fluten an der Elbe erforderlich, um die Helfer zu versorgen“, sagt Philipp Holst.

Trotzdem bleibt in diesem Jahr für das neunköpfige Kochteam und die „Schnippeldamen“ im Alter von 60 bis 88 Jahren durch das Coronavirus vieles anders. Es gelten Abstandsregelungen und Maskenpflicht – nicht nur beim Einkauf am Wochenmarktstand des DRK. Auch die Vorbereitungen laufen in zwei Schichten. Gekocht wird sowohl in der Küche des Ortsvereins an der Bismarckstraße als auch in der Feldküche, die in einem Zelt auf der Freifläche steht. Gut 30 Jahre ist das Gerät alt, das mit Gas oder Holz betrieben werden kann.

300 Liter Eintopf werden tags zuvor vorbereitet

300 Liter Eintopf bereiten die Köche jeden Sonnabend ab 6 Uhr morgens zu. In Thermobehältern kommt die Suppe frisch aus der Gulaschkanone auf den Wochenmarkt. Wegen Corona gibt es derzeit „Eintopf to go“. Ein Verzehr am Stand verbunden mit einem Klönschnack mit den DRK-Helferinnen oder Freunden am Bistrotisch ist derzeit nicht möglich.

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Im vergangenen Jahr gingen 9000 Portionen Suppe über den Verkaufstresen der ehrenamtlichen Helfer. In dieser Wintersaison sind es bislang 2400 Portionen. Bis zum 13. März wird noch verkauft, 18 Ausgabetermine sind bis dahin geplant. „Die Nachfrage ist hoch. Wir vermuten, dass viele Menschen wegen der Corona-Auflagen einfach ein Ziel suchen und jede Möglichkeit nutzen, etwas zu unternehmen. Deshalb kommen vermutlich auch mehr Kunden als gewohnt zu uns“, spekuliert Lasse Schmidt. „Hinzu kommt, dass der Eintopf aus der Gulaschkanone einfach besser schmeckt, als aus dem heimischen Kochtopf. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, und das hören wir auch immer wieder“, sagt Philipp Holst.

Vorbereitung der Eintöpfe ist aufwendig

Allerdings sind die DRKler bereits im vergangenen Jahr dazu übergegangen, nicht mehr großzügig mit der Kelle auszuschenken, sondern genau die 500 Milliliter abzumessen, damit angesichts steigender Kosten der Preis gehalten werden kann. Wer kein eigenes Gefäß mitgebracht hat, kann am Stand auch für 1,50 Euro einen wiederverwendbaren Behälter kaufen.

Die Vorbereitung der Eintöpfe ist aufwendig. Am vergangenen Neujahrswochenende gab es beispielsweise Gulasch und Rotkohleintopf. Für die fleischhaltige Suppe haben die Köche 40 Kilogramm Rindfleisch, 30 Kilo Zwiebeln, 25 Kilo Paprika und fünf Kilogramm Gewürzgurken zubereitet. „Die Rezepte probieren wir vorher in kleineren Mengen aus. Wenn wir die ideale Mischung haben, wird alles genau notiert, damit wir das Gericht später nachkochen können. Einfach hochrechnen lassen sich Standardrezepte beispielsweise von Chefkoch.de nicht“, sagt Philipp Holst.

Am kommenden Wochenende können sich die Wochenmarktbesucher auf klassischen Erbsen- und auf polnischen Sauerkrauteintopf freuen.

  • Das ist der Speisenplan:

16. Januar: Kartoffeleintopf, Grünkohleintopf

23. Januar: Möhreneintopf, russische Soljanka

30. Januar: Steckrübeneintopf und „DRK-Spezial“

6. Februar: Erbseneintopf

13. Februar: Linseneintopf, Pichelsteiner Wirsingtopf

20. Februar: Kartoffeleintopf, Königsberger-Klopse-Eintopf

27. Februar: Bohneneintopf, Linseneintopf

6. März: Chili con Carne, Dithmarscher Kohleintopf

13. März: Eintöpfe der Saison