Schwarzenbek. Das Projekt “Wichteln mal anders“ erfreut die Kunden. So viele Menschen auf die Tafel angewiesen, dass es einen Aufnahmestopp gibt.

Freitag, 10.30 Uhr, die Temperaturanzeige zeigt 1 Grad. Gefühlt sind es minus 10 Grad Celsius. Die Luft ist schneidend kalt. Dennoch warten bereits eine halbe Stunde vor Öffnung mehrere Senioren vor der Tür der Tafel des DRK Schwarzenbek. Sie wissen nicht, dass sie eine Überraschung erwartet: Der Verein Aktive Senioren hat der Tafel 30 Wichtelpakete gespendet, die heute verteilt werden.

Unter dem Motto „Wichteln mal anders“ haben die Aktiven Senioren vor einigen­ Wochen einen Spendenaufruf gestartet. „Wir wollten etwas Gutes tun zu Weihnachten“, sagt Patrick Göring, erster Vorsitzender des Vereins. „Normalerweise organisieren wir viele Veranstaltungen im Laufe eines Jahres für Senioren – Ausfahrten, verschiedene Feste und Spielenachmittage“, ergänzt Kassenwartin Ursula Behnke. Aber in diesem Jahr ist alles der Corona-Krise zum Opfer gefallen. Darunter auch die Weihnachtsfeier, die traditionell in Schröders Hotel ausgerichtet wird. Enttäuschung bei allen Beteiligten.

1500 Euro für die Schwarzenbeker Tafel

„Wir haben gemeinsam überlegt, auf welche Weise wir den Senioren in unserer Stadt in diesen schwierigen Zeiten eine Freude machen können“, sagt Patrick Göring. So entstand die Idee, Wichteltüten zu füllen und an ältere Mitbürger zu verteilen – unter anderem über die Tafel. Insgesamt 125 Wichtelpakete hat der Verein gepackt, 30 für die Tafel, 60 Tüten werden von den ambulanten Pflegediensten des DRK verteilt, zehn Tüten an private Senioren, einige werden an Obdachlose verschenkt. Gefüllt sind die Tüten mit Weihnachtstee, einem kleinen Stollen, Plätzchen, Marzipan, Nüssen und Mandarinen.

Finanziert wurden die Präsente aus Spenden. „Wir haben rund 1500 Euro zusammenbekommen“, sagt Ursula Behnke. Unterstützt worden ist der Verein von der Kreissparkasse in Schwarzenbek und den regionalen Immobilienunternehmen ID Nord und ID Plus.

Aufbau der Tafel auch mit Sachspenden

„Wir haben auch Sachspenden bekommen“, verrät die Kassenwartin. Eine Schwarzenbekerin habe 30 Paar Socken gestrickt, über die sich jetzt die Senioren der Tafel freuen können. Bei den eisigen Temperaturen sicherlich ein gelungenes Geschenk. „Wir freuen uns sehr über die Aktion“, sagt Mark Lehmann, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Schwarzenbek.

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Nach einer kurzen Schließung im März läuft die Lebensmittelausgabe durchgehend. Seit September besitzt die Tafel eine Kühltheke, in wenigen Tagen kommen zwei Kühlkammern dazu, um Waren frisch zu halten. Gefördert worden sind die Geräte zu 100 Prozent über das Sonderprogramm „Ehrenamt stärken. Versorgung sichern“ aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung.

Schwarzenbeker Tafel ist am Limit

„Die brauchen wir dringend“, sagt Martin Lenz von der Tafel. Rund 25 Senioren kommen regelmäßig zur 11-Uhr-Ausgabe am Freitag. 500 Personen sind in der Kartei der Tafel registriert. Tendenz steigend – zumindest was den Bedarf angeht. „Wir bekommen derzeit viele Anrufe von Menschen, die gern als Kunde zu uns kommen würden“, sagt er, „Aber wir sind am Limit und haben derzeit Aufnahmestopp.“ Mit der Corona-Pandemie seien die Spenden deutlich zurückgegangen, bis zu 60 Prozent weniger an Molkereiprodukten, Wurst und Käse kämen herein. Auch an Süßwaren herrsche Mangel. Lenz bedauert: „Da können wir derzeit nichts anbieten.“

Es fehlen aber auch an Helfern. „Der harte Kern sind zehn Ehrenamtliche, die jeden Tag von 7 bis 14 Uhr für die Tafel tätig sind“, sagt Lenz. Eine Arbeit, die viel von den Ehrenamtlichen abverlangt, die aber notwendig ist, wie der steigende Bedarf zeigt. Umso größer die Freude bei den Helfern und den Kunden über die Wichteltüten. „Das ist für mich und meine Frau“, sagt ein Kunde in gebrochenem Deutsch. Er guckt in die Tüte und lächelt, als er den großen Schokoladenweihnachtsmann sieht.