Schwarzenbek. Der DRK-Ortsverein hat seinem langjährigen Geschäftsführer Stefan Fehrmann gekündigt.

Als Elfjähriger trat Stefan Fehrmann ins Jugendrotkreuz ein, arbeitete viele Jahre ehrenamtlich im DRK-Ortsverein Schwarzenbek mit, davon die letzten 18 Jahre hauptamtlich. Jetzt werden sich der DRK-Geschäftsführer und der Ortsverein-Vorstand vor dem Lübecker Arbeitsgericht treffen: Bereits Ende März hat der 45-Jährige die Kündigung erhalten.

Beide Parteien halten sich mit Äußerungen zurück: „Ich war zuvor und bin auch jetzt noch krankgeschrieben“, sagt Stefan Fehrmann, der sich wegen des Verfahrens nicht zu Details äußern will. „Das ist eine Personalangelegenheit, die wir nicht kommentieren. Wir wollen erst einmal eine Einigung mit Stefan Fehrmann erzielen, dann informieren wir die Mitglieder“, sagt der neugewählte DRK-Vorsitzende, Mark Lehmann. Es gehe aber rein um wirtschaftliche Gegebenheiten, denen sich der Ortsverein stellen müsse: „Wir leiden unter anderem unter Einnahmeverlusten durch fehlende Veranstaltungen und den geschlossenen Rot-Kreuz-Markt in der Corona-Krise.“

Vorm Arbeitsgericht geht es um die Höhe der Abfindung

Dem Vernehmen nach will sich der mehr als 930 Mitglieder zählende Ortsverein unwiderruflich von seinem Geschäftsführen trennen, geht es nur noch um die Formalitäten. Ebenfalls aus wirtschaftlichen Gründen hatte der Ortsverein bereits vor einiger Zeit die Arbeitszeit von Claudia Thomsen reduziert, die Stefan Fehrmann vor zwei Jahren als stellvertretende Geschäftsführerin und kaufmännische Leiterin an die Seite gestellt worden war.

Fehrmann selbst hält sich bedeckt. Sein Herz schlage weiterhin für das DRK: „Ich stehe voll hinter der Idee von Rotkreuz-Gründer Henri Dunant“, so der 45-Jährige, der sich jetzt aber wohl beruflich umorientieren muss: „In jeder Krise steckt auch eine Chance.“ Bei der Arbeitsgerichtsverhandlung in Lübeck wird es wohl vor allem um die Höhe einer möglichen Abfindung gehen.

DRK will künftig auf Geschäftsführerposten verzichten

Seine Entscheidungen als Geschäftsführer, betont der 45-Jährige, habe er nie im Alleingang getroffen, sondern stets in Abstimmung mit dem Vorstand: „Ich bin kein selbstständig handelnder Geschäftsführer gewesen, das gibt unsere Vereinssatzung auch gar nicht her.“ Diese Praxis bestätigt auch Mark Lehmann. „Wir treffen Entscheidungen in unserem vierköpfigen Vorstand. Das werden wir auch in Zukunft sogar noch verstärkt so machen, da eine Wiederbesetzung des Geschäftsführerpostens angesichts der finanziellen Situation nicht vorgesehen ist. Wir arbeiten an einer neuen Struktur, bei der die hauptamtlichen Mitarbeiter stärker eingebunden werden. Das ist aber ein Prozess, der ebenfalls im Fluss ist. Wir werden über die Neuausrichtung zuerst die Mitglieder informieren“, betont der Vorsitzende, der das Amt an der Spitze eines der größten DRK-Ortsvereine im nördlichsten Bundesland zum Jahreswechsel von Rechtsanwalt Joachim Vilmar übernommen hatte.

Lob für Geschäftsführer: „Ein Rotkreuzler durch und durch“

Vilmar war 29 Jahre Ortsvorsitzender und hatte in der Vergangenheit öfter lobende Worte für Fehrmann gefunden. „Ein Rotkreuzler durch und durch“, hatte Vilmar in einem Interview mit unserer Zeitung anerkennend über den scheidenden Geschäftsführer gesagt. Stefan Fehrmann hatte zunächst Tischler gelernt, dann eine Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und daran ein Studium der Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften) angeschlossen.

Im DRK-Zentrum an der Bismarkstraße 9 b stand Fehrmann, der auch eine Ausbildung als Feldkoch hat, deshalb häufig in der Küche – etwa um im Winterhalbjahr für die „Eintopftage“ des DRK-Ortsvereins auf dem Schwarzenbeker Wochenmarkt zu kochen oder für DRK-Veranstaltungen wie die Kohl-Tage oder den Nikolausmarkt. Seit dem Jahr 1999 gehört Fehrmann auch zum ehrenamtlichen DRK-Team, das die Kinder in „Tillhausen“ beim Stadtspiel in Mölln verköstigt. Auch im Katastrophenschutz ist Stefan Fehrmann mit dem DRK-Team aktiv. Beim Jahrhunderthochwasser im Juni 2013 versorgten Fehrmann und seine Mitstreiter die Fluthelfer mit Lebensmitteln. Auch jetzt in der Corona-Krise hatte er die Infrastruktur für die mögliche Versorgung von Helfern in der Kreisfeuerwehrzentrale in Elmenhorst organisiert.

Ob diese Aktivitäten ohne Stefan Fehrmann weiterhin angeboten werden, ist noch unklar. „Angesichts der finanziellen Situation müssen wir viele Angebote auf den Prüfstand stellen“, sagt Mark Lehmann dazu. Vermutlich hat nicht nur Corona zu den finanziellen Problemen des Ortsvereins beigetragen, sondern auch die wirtschaftlichen Unternehmungen wie etwa der Betrieb des Rotkreuzmarktes. Der war schon vor Jahren wegen der hohen Energiekosten vom ehemaligen Supermarkt am Verbrüderungsring in kleinere und günstigere Räume im Stadtzentrum umgezogen. Bei dem Gedanken zu helfen, hätten in der Vergangenheit nicht immer die Kosten zuerst im Fokus gestanden, sagt ein Insider.