Ratzeburg/Lauenburg. Ein Rundgang durch das Kreismuseum Ratzeburg zeigt Kindern, dass nicht alle Adligen reich waren und was die Kurwürde bedeutete.
Gerade Kinder haben Menschen in prunkvoller Kleidung, aufwendig gestaltete Schlösser und große Feste vor Augen, wenn sie von Adligen in der Vergangenheit hören oder lesen. Doch auch viele ältere und selbst Erwachsene denken an Fürsten, Könige und Kaiser. Die große Mehrzahl der vielen kleinen Adelshäuser verlor aber mit dem ausgehenden Mittelalter und in der frühen Neuzeit immer mehr an Bedeutung. Dass keinesfalls alles Prunk und Reichtum war, können junge Teilnehmer einer Führung durch das Kreismuseum in Ratzeburg anschaulich erleben.
Start ist heute, 18. Juli, um 15 Uhr im Foyer des Kreismuseums, Domhof 12, in Ratzeburg. Gedacht ist das Angebot für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben und 13 Jahren.
Erlebnisführung im Kreismuseum Ratzeburg: Wie die Adligen gelebt haben
Sachsen-Lauenburg wurde im Mittelalter von einer Linie des Askanier-Geschlechts beherrscht. Von Lauenburg aus führten sie als Herzöge das Land. Sie zählten damit auf dem Papier zum Hochadel, eigentlich weit ab vom niederen Dienstadel der Ritter, Barone oder Grafen. Die Realität war jedoch eine andere.
Über lange Zeit hatten die Askanier vom Salzhandel zwischen Lüneburg und der Hanse, besonders Lübeck profitiert, der Handelsweg führte durch das Herzogtum. Doch über die Jahrzehnte verloren die Lauenburger Askanier-Herzöge immer mehr an politischer Bedeutung.
Lauenburgs Askanier verlieren im Kampf um die Kurwürde
Nach der Entmachtung Heinrichs des Löwen durch Kaiser Barbarossa im 12. Jahrhundert versuchten sie mehrfach, die sächsische Kurwürde für sich zu sichern. Bedeutete diese doch, dass die entsprechend ausgestatteten Adelshäuser das Recht hatten, den jeweiligen deutschen König mitzuwählen.
Zu diesen teils teuren Versuchen und Streitigkeiten mit anderen sächsischen Adelshäusern um die Kurwürde kamen teils kriegerische Auseinandersetzungen mit Nachbarn wie Dänemark und besonders den Hansestädten. Unter dem Vorwand, die Lauenburgischen Sachsenherzöge würden Raubrittern freie Hand lassen, Kaufleute der Hanse zu überfallen und auszurauben, zog 1420 ein von Lübeck und Hamburg aufgestelltes Söldnerheer nach Bergedorf.
Raubritterburg? Söldner der Hanse erobert Bergedorf
Mehr als 4000 Mann belagerten die dortige Burg und erzwangen die Kapitulation der kleinen 40-köpfigen sächsischen Burgbesatzung. Die Lauenburger Herzöge verloren Bergedorf an die Hanse: Über mehr als 400 Jahre wechselten sich Hamburg und Lübeck in der Kontrolle des kleinen Bergedorf und der wichtigen Furt durch die Bille ab.
Weil den Lauenburger Askanier-Herzögen das Geld auszugehen drohte, verpfändeten sie zeitweilig Landstriche und Städte, so etwa Mölln. Ein auch nur halbwegs standesgemäßer Betrieb des Hofes in Lauenburg mit vielen Bediensteten, Jagden und Festen erforderte enorme Kraftanstrengungen, die die Askanier immer mehr überforderten.
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Verarmte Askanier verpfänden Landstriche und Städte
Ein Blick in die Räumlichkeiten des gut 250 Jahre alten Ratzeburger Herrenhauses vom Foyer bis zum großen Festsaal lässt erahnen, dass allein für Planung und Bau des prachtvollen Gebäudes viele hoch spezialisierte Handwerker und Künstler, teils aus dem ferneren Ausland, mitgewirkt haben.
Heute ist das Gebäude Sitz des Kreismuseums Herzogtum Lauenburg. Einen Blick darauf, wie dort in der Vergangenheit gewirtschaftet und gearbeitet wurde, gewährt auch ein Blick in die historische Küche mit gemauerter Herdstelle, Tonkrügen und großen Töpfen.