Lauenburg. Katharina die Große entstammt den Askaniern, wie der Lauenburger Herzog Julius Franz. Vortrag über Strategien fürstlicher Familien.

Was hat Katharina die Große mit Herzog Julius Franz von Lauenburg zu tun? Nichts? Oder vielleicht doch? Während sich die eine als Katharina II. den Beinamen die Große verdiente, war Julius Franz ein kleiner Herzog in Lauenburg. Was sie verbindet? Sie entstammten beide dem Adelsgeschlecht der Askanier, die im heutigen Herzogtum Lauenburg ansässig waren.

Vortrag auf Einladung der Stiftung Herzogtum Lauenburg

Katharina und Georg zeigen exemplarisch, wie adlige Dynastien durch strategisches Handeln ihre Macht sicherten oder erweiterten. Dr. Franziska Hormuth hat dies am Beispiel der Herzöge von Sachsen-Lauenburg untersucht. „Die Dynastie war im ausgehenden Mittelalter und in der Frühen Neuzeit die zentrale Institution einer Herrschaft“, sagt die Historikerin. Am Donnerstag, 28. April, kommt sie auf Einladung der Stiftung Herzogtum Lauenburg in die Schifferstadt, um ihre Arbeit um 19.30 Uhr im Elbschifffahrtsmuseum (Elbstraße 59) vorzustellen. Anmeldung unter info@stiftung-herzogtum.de oder Tel. 04542/870 00 .

Katharina wurde 1729 als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst-Dornburg geboren und gehörte zur anhaltinischen Linie des Adelsgeschlechts. 1745 heiratete sie Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf, den zukünftigen russischen Zaren Peter III.. Nachdem sie 1762 seine Entmachtung betrieben hatte, bei der ihr Ehemann ermordet wurde, übernahm sie als Zarin Katharina II. die Alleinherrschaft in Russland, das sie 34 Jahre lang regierte.

Böhmischer Generalfeldmarschall als Herzog von Lauenburg

Julius Franz gehörte zur Sachsen-Lauenburgischen Linie der Askanier: 1644 in Prag geboren hielt er sich zumeist auf seinen Gütern in Böhmen auf und brachte es bis zum Generalfeldmarschall in österreichischen Diensten. Nach dem Tod seines Bruders wurde er 1666 auch Herzog von Lauenburg. Als er 1689 starb, wurde das Herzogtum den Welfen zugeschlagen und damit sogar zeitweise britisch: Georg Ludwig von Braunschweig-Lüneburg wurde 1714 als Georg I. zum König von Großbritannien gekrönt.

Laut Hormuth waren die Herzöge von Sachsen-Lauenburg eine Dynastie aus der großen Gruppe kleiner Fürsten mit regionalen Betätigungsfeldern und regional verankertem Konnubium. Darunter versteht man die Einheirat in andere Gesellschaftsschichten, was allerdings nicht dem Selbstverständnis als Dynastie mit Anrecht auf eine Kurwürde entsprach.

Vergeblich bemühten sich die Lauenburger um die Kurwürde

Über den Lüneburger Salzhandel sowie den Elbzoll nahmen die Herzöge viel Geld ein, das sie benutzten, um sich zwei Mal vergeblich um die Kurwürde zu bemühen. Die Kurfürsten, das Wort stammt vom mittelhochdeutschen kur für Wahl, waren die ranghöchsten Fürsten im Heiligen Römischen Reich, denen das alleinige Recht zur Wahl des Königs zustand.

Hormuths Forschung beginnt im Jahr 1296, als das Herzogtum Sachsen in Sachsen-Wittenberg (inklusive Kurwürde) und Sachsen-Lauenburg (ohne Kurwürde) geteilt wurde. 1314 hatten beide Herzogtümer an der Königswahl teilgenommen, was zu einem Stimmenpatt führte: Der Habsburger Friedrich der Schöne und der Wittelsbacher Ludwig der Bayer regierten als Gegenkönige, bis Ludwig 1322 siegte. 1356 landet die Kurwürde endgültig bei Wittenbergern.

Askanier wirkten auch im heutigen Ostdeutschland

In der Folge musste das Herzogtum Lauenburg die Stadt Mölln an Lübeck verpfänden. Als 1422 die männliche Erblinie der Wittenberger erlosch, probierten es die Lauenburger noch einmal – und unterlagen diesmal gegen die Wettiner. Und auch Julius Franz gelingt es letztlich nicht, das Herzogtum Lauenburg für seine Töchter zu sichern – obwohl es eine weibliche Erbfolge gab. Stattdessen fällt nach kriegerischer Auseinandersetzung Lauenburg an Braunschweig-Lüneburg, das zudem die die von den Lauenburgern lange ersehnte Kurwürde erhält.

Die Askanier hatten vor allem im hohen und späten Mittelalter eine herausragende geschichtliche Bedeutung für weite Teile des heutigen Ostdeutschlands. Albrecht der Bär (um 1100-1170) war ihr erster bedeutender Vertreter, der als Zeitgenosse und Rivale Heinrichs des Löwen (Welfen) und Konrads des Großen (Wettiner) die deutsche Besiedelung der slawischen Gebiete mit vorangetrieben und schließlich die Mark Brandenburg begründet hatte. Der Name Askanier geht auf die Burg Aschersleben in Sachsen-Anhalt zurück, die ins Lateinische übersetzt zunächst „Ascharie“ und ab 1320 „Ascani“ hieß. Mit dieser nicht ganz korrekten Übersetzung suchte die adlige Familie ihre Herkunft bis zu Ascanius, dem Sohn des trojanischen Helden Aeneas herzuleiten – um ihre eigene Bedeutung zu erhöhen.