Lauenburg. Neues Buch erklärt, wie der heutige Kreis Herzogtum Lauenburg wurde, was er ist. Und welche Rolle Otto von Bismarck dabei spielte.

Manch Bewohner und viele Politiker sind der Meinung, dass der Kreis Herzogtum Lauenburg etwas Besonderes ist. Tatsächlich ist diese Überzeugung mehr als nur Lokalpatriotismus: Wie sich das kleine sächsische Herzogtum über die Jahrhunderte entwickelt hat, welche Rolle die Fürstengeschlechter der Welfen und der Askanier dabei gespielt haben, dazu die Auswirkungen der deutsch-dänischen Konkurrenz sowie die Rolle des späteren Reichskanzlers Otto von Bismarck und von Preußen, darüber können Geschichtsinteressierte in einem neuen Buch lesen.

Neuerscheinung: das Buch zur Lauenburgischen Historie

Eckardt Opitz, Professor für Geschichte und bekannter Kenner der lauenburgischen Historie, hat das Buch „Das Herzogtum Lauenburg - Seine Geschichte in Texten, Bildern und Dokumenten“ verfasst. Das knapp 300 Seiten starke Werk erscheint in erster Auflage mit 1200 Stück zum Preis von 29,95 im Husum-Verlag (ISBN 978-3-96717-105-1).

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Mit " Das Herzogtum Lauenburg - Seine Geschichte in Texten, Bildern und Dokumenten " veröffentlicht Eckardt Opitz ein neues Buch zur Historie de des Herzogtums. © BGZ | Husum-Verlag

Heute gehört der Kreis Herzogtum Lauenburg zu den wenigen in Deutschland, deren Namen noch an die feudale Vergangenheit anknüpft, wie etwa der Kreis Grafschaft Bentheim im Südwesten Niedersachsens. Der Fortbestand des Herzogtum Lauenburgs im Kreisnamen ist vor allem Otto von Bismarck geschuldet. 1865, noch vor Gründung des Deutschen Kaiserreiches in Versailles, war Bismarck noch Preußischer Ministerpräsident, als er zugleich zum „Minister für Lauenburg“ ernannt wurde.

Herzogtum blieb fast 600 Jahre eigenständig

Mit dem Sieg der Preußen im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 war das Herzogtum wie auch die Herzogtümer Schleswig und Holstein an die Sieger gefallen. Über fast 600 Jahre hatte das Herzogtum Sachsen-Lauenburg, eines der kleinsten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, seine Position als reichsunmittelbares Fürstentum behaupten können.

Trotz wachsender wirtschaftlicher Probleme und Streit um den Kurfürstenstatus, trotz Erbfolgeauseinandersetzungen etwa nach dem Tod des letzten männlichen Askanierherrschers 1689, trotz Anbindung an das Kurfürstentum (Königreich) Hannover, an das napoleonische Frankreich und schließlich an Dänemark (bis 1864) – das Herzogtum Lauenburg blieb erhalten.

Tauschgeschäft: Preußen gibt das Herzogtum an Dänemark

Infolge des Wiener Kongresses waren große Teile des Herzogtums 1814/15 an Preußen gefallen. Das wiederum tauschte aber Lauenburg gegen das vormals schwedische und zuletzt dänische Vorpommern ein.

Auch Kopenhagen akzeptierte, dass das Herzogtum Lauenburg eigenständiges Mitglied des Deutschen Bundes blieb. Nachdem das Herzogtum an Preußen gefallen war, dauert es weitere zwölf Jahre, bis es 1876 - nach knapp 600 Jahren - seine Eigenständigkeit einbüßte. Es wurde in die preußische Provinz Schleswig-Holstein eingegliedert.

Ständeversammlung blieb bis ins 19. Jahrhundert bestehen

Schließlich verlor auch die feudal geprägte Ständeversammlung der „Ewigen Union der Ritter- und Landschaft“ ihre politische Bedeutung. 1586 waren auch die Städte Lauenburg, Mölln und Ratzeburg der Ständeversammlung beigetreten, die über Jahrhunderte die Geschicke des Herzogtums beeinflusst haben.

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Sie sicherte bis in das 19. Jahrhundert den Vertretern der ehemaligen Rittergütern und der Städte das Recht, über sogenannte Landtage, die sie selbst einberufen konnten, Einfluss auf Gesetze, Verwaltung und auch Steuern zu nehmen.

Der Name Kreis Herzogtum Lauenburg geht auf Bismarck zurück

Der heutige Name des Kreises geht auf einen Kompromiss zurück. Die Ritter- und Landschaft hatte ihren Wunsch, die preußische Provinz künftig „Schleswig-Holstein-Lauenburg“ zu nennen, aufgegeben, nachdem Otto von Bismarck den Vorschlag machte, dem neuen Landkreis den Namen „Kreis Herzogtum Lauenburg“ zu geben.

Es blieben weitere Besonderheiten: Der frühere herzögliche Landbesitz mit ausgedehnten Wiesen, Feldern und vor allem Wäldern blieb zum großen Teil bei Lauenburg, wurde nicht ins Preußische Staatsvermögen übernommen. Ein Teil des Sachsenwald fiel dagegen an den preußischen König. Der machte das Areal Fürst Bismarck, seinem „Minister für Lauenburgische Angelegenheiten“, zum Geschenk.

Ein falscher Gedenkstein für Till Eulenspiegel

Opitz wirft in seinem jüngsten Buch auch Fragen auf, die weniger geschichtsinteressierte Menschen in längst zurückliegende Zeiten entführen. So etwa die Geschichte von Till Eulenspiel in Mölln. Dem bekannten Possentreiber ist ein Stein in einer Nische der St. Nikola-Kirche in Mölln gewidmet. Laut Inschrift angeblich aus dem Jahr 1350, gehen Experten heute davon aus, dass diese aus dem 16. Jahrhundert stammen dürfte.

Bekannter Scherzbold und Possentreiber. Wer rund 200 Jahre nach Till Eulenspiegels Tod ihm im 16. Jahrhundert einen Andenken an der Möllner Kirche St. Nikolai geschaffen hat, ist dagegen ein Rätsel.
Bekannter Scherzbold und Possentreiber. Wer rund 200 Jahre nach Till Eulenspiegels Tod ihm im 16. Jahrhundert einen Andenken an der Möllner Kirche St. Nikolai geschaffen hat, ist dagegen ein Rätsel. © Mölln Toruismus | Dirk Palapies

Ist Ratzeburg heute auch Sitz der Kreisverwaltung, versäumt es Opitz nicht, einen Blick auf das ursprüngliche Zentrum des Herzogtums zu werfen. Für den Erhalt der verbliebenen Reste der Askanier- Residenz in Lauenburg wurden im Bundeshaushalt 2018 fast 2,5 Millionen Euro locker gemacht.

2,5 Millionen Euro für das frühere Lauenburger Schloss

Sachsenfürst Heinrich der Löwe hatte im 12. Jahrhundert slawische Siedler vertrieben, mit der Gründung des Bistums Ratzeburg (1180) und der Förderung der Stadt Lübeck stärkte er den Einfluss der Sachsen in der Region. Nachfolger Bernhard von Askanien festigte dann mit dem Bau der Lauenburg den Einfluss nördlich der Elbe weiter. Und wurde zum Stammvater der Herzöge von Sachsen-Lauenburg.

Verleger Ingwert Paulsen, Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Autor Eckardt Opitz, seine Tochter Catharina Opitz und Fotograf Reinhard Scheiblich (v.l.) präsentieren das neue Buch.
Verleger Ingwert Paulsen, Klaus Schlie, Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg, Autor Eckardt Opitz, seine Tochter Catharina Opitz und Fotograf Reinhard Scheiblich (v.l.) präsentieren das neue Buch. © BGZ | Stiftung Herzogtum Lauenburg

„Der Stiftung Herzogtum Lauenburg, mit seiner Lauenburgischen Akademie für Wissenschaft und Kultur war die Herausgabe dieses Standardwerkes zur Geschichte ein wichtiges Anliegen“, erläuterte Stiftungspräsident Klaus Schlie bei der Vorstellung des Buches. „Dabei wurden wir großzügig von der Dr. Werner Petersen Stiftung in Kiel bei der Erarbeitung und Herausgabe des Buches gefördert.“