Lauenburg. Streng nach alter Sitte geht es bei den Lauenburger Schützen zu. Warum der neue Patron für eine Überraschung sorgen könnte.
Die gewonnene Bürgermeisterwahl ist abgehakt. Dass daran noch andere Verpflichtungen hängen, hat Thorben Brackmann jetzt einmal mehr erfahren. Kraft seines neuen Amtes ist er nämlich auch Patron der traditionsreichen Lauenburger Schützengilde von 1666. Eine Abordnung der Offiziere überbrachte ihm die Einladung zum diesjährigen Schützenfest. Von Sonnabend, 1., bis Montag, 3. Juli, wird er nicht nur jede Menge Spaß haben, sondern auch Pflichten, die dem jeweiligen Patron seit Jahrhunderten auferlegt sind.
Das geht schon mit der Kleiderordnung los. „Muss ich wirklich zwei Tage lang die schwere Bürgermeisterkette tragen?“, fragte der frischgebackene Patron ein wenig unsicher. Da konnte Major Hans-Ulrich Kröppelin beruhigen: „Bei den internen Treffen im Hause des Königs geht es leger zu“, erklärte er. Anders allerdings, wenn sich die altehrwürdige Gilde in der Öffentlichkeit zeigt und streng nach alter Sitte den Traditionen folgt. Nicht nur die Bürgermeisterkette ist dann Pflicht, sondern – ganz wie es dem Patron geziemt – schwarzer Anzug und Zylinder. Die hat sich Thorben Brackmann schon mal zugelegt. „Passt!“, befanden die Offiziere.
Der Patron verleiht dem König seinen Beinamen
Am Sonnabend halten sich die offiziellen Pflichten des Patrons noch in Grenzen. Bei der Eröffnung des Festes um 14.30 Uhr am Schützenhaus (Restaurant Elbterrasse am Fürstengarten) muss er nur ein paar Grußworte sprechen. Ernst wird es am Sonntag. Um 11.30 Uhr versammeln sich die Kompanien der Gilde und der befreundeten Vereine am alten Marktplatz in der Altstadt.
Von dort aus geht es im schweißtreibenden Marsch hinauf zum Schloss. Hier empfängt der Patron die Offiziere der Gilde im Schloss, während das „Fußvolk“ auf dem Schlossplatz wartet. Von Hans-Ulrich Kröppelin gab’s einen dezenten Hinweis: „Damit den Schützen dort die Zeit nicht lang wird, ordert der Patron im Namen der Stadt ordentlich Getränke, so will es die Tradition.“ Thorben Brackmann schrieb fleißig mit.
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Ab 15.15 Uhr beginnt im Schützenhaus der wichtigste Teil des Festes: der Schuss auf die Königsscheibe nach alter Überlieferung. Gegen 17 Uhr sollte dann feststehen, wer in diesem Jahr die neue Majestät der Gilde wird. Das erfährt zunächst nur der Patron, der bis zur Proklamation um 20 Uhr auf dem Schlossplatz zur Verschwiegenheit verpflichtet ist. Allerdings muss er dann spontane Kreativität unter Beweis stellen. Es obliegt nämlich dem Patron, dem neuen König einen passenden Beinamen zu verpassen.
Schuss auf die Königsscheibe – außer Konkurrenz
Am Montag, 14 Uhr, zeigt sich die neue Majestät bei einem Umzug durch die Stadt den Lauenburgern. Die Strapazen der vergangenen drei Tage sind den Schützen dann meist anzusehen. Gespannt werden sich dabei viele Augen auch auf den neuen Patron der Gilde richten.
Der könnte übrigens sogar für eine Überraschung sorgen: Als ihm bei seiner Vereidigung von Offizieren der Gilde ein Orden ans Revers geheftet wurde, erwähnte der Kapitänleutnant seine Waffenausbildung. „Ich werde auf die Königsscheibe schießen, wenn auch besser nicht mit der Panzerfaust“, kündigte er damals unter dem Gelächter der Schützen an. Natürlich nur außerhalb der Konkurrenz, wie er jetzt versicherte.