Schwarzenbek. Beim dritten Biathlon-Cup kämpften nur sieben Teilnehmer um den Sieg und eine möglichst ruhige Atmung. Wie die Schützengilde reagiert.
„Kalte Finger am Abzug“ hatte die einstige Weltklasse-Sportlerin Kati Wilhelm als größtes Problem beim Biathlon bezeichnet – zumindest wenn die Temperatur weit unter dem Gefrierpunkt liegt. Damit hatten die Teilnehmer beim Sommer-Biathlon der Schwarzenbeker Schützengilde nicht zu kämpfen, wohl aber mit ihrer Nervosität und Atemnot.
Beim dritten Biathlon-Cup der Gilde herrschten am Sonntag, 23. April, frühlingshafte 16 Grad. An den Temperaturen kann es nicht gelegen haben, dass bei der Kombination aus Laufen und Schießen nur vier Männer und drei Frauen teilnahmen. Als einer von wenigen Vereinen im Norden besitzt die Schützengilde seit drei Jahren eine mobile Biathlon-Anlage samt vier Lasergewehre.
Schwarzenbeker Schützengilde: Nur sieben Teilnehmer beim Sommer-Biathlon
Doch trotz Einladung traf der Cup bei den benachbarten Schützenvereinen wie bereits zuvor auf ein sehr verhaltenes Interesse: Lediglich Ole Klöser und Toni Seiffert (beide 24) vom Schützenverein Sachsenwald (Aumühle-Wohltorf) waren der Einladung gefolgt, dazu Triathlet Dietrich Köcher (62) aus Güster, Markus Thiede von der Gilde sowie drei Teilnehmerinnen aus den Reihen der Schützengilde mit Melanie Bär an der Spitze.
Während die Veranstalter um Schützenkönig und Biathlon-Fan Siegfried Koslowski noch rätseln, warum der Cup auf so geringe Resonanz trifft, hat Seiffert eine mögliche Erklärung: „Die meisten Schützen sind einfach zu alt.“ Die Vereine plagen Nachwuchssorgen. Beim Schützenwesen bilde die Elbe eine Nord-Süd-Grenze: Während das Schützenwesen in Niedersachsen noch beliebt sei, habe es im Norden stark abgebaut.
Biathlon-Cup künftig als Pausenfüller beim Sachsenwaldlauf?
In diesem Jahr hatte sich die Gilde deshalb extra den TSV Schwarzenbek als Partner geholt sowie den Ortsjugendring mit seinen Angeboten für Kinder. Das lockte zwar Zuschauer, aber keine Teilnehmer. Eine Idee ist nun, den Sommer-Biathlon nicht mehr den Schützen, sondern etwa den Läufern beim Sachsenwaldlauf am 3. September als Pausenfüller anzubieten.
„Ich mag den Wettbewerb Mensch gegen Mensch“
Dietrich Köcher kennt den Biathlonsport sonst nur aus dem Fernsehen: „Ich mag Massenstart und Staffelrennen, den Wettbewerb Mensch gegen Mensch – so wie auch bei meiner Sportart“, sagt der 62-jährige Triathlet. Im vergangenen Jahr war Köcher das erste Mal dabei: „Ich wollte eine neue Herausforderung ausprobieren.“
Kalte Finger sind dabei nicht das Problem, wohl aber Atemnot und ein zu hohen Puls, der nach dem Laufen das Zielen erschwert. Während Köcher über die lange Distanz mit zwei jeweils 800 Meter langen Runden noch als zweiter hinter Sieger Toni Seiffert einlief, hatte der 62-Jährige sich beim Sprint über zwei mal 200 Meter besser im Griff, machte die wenigsten Fehlschüsse und gewann souverän.
Klopfender Puls und das Ringen nach Atem
Er habe nicht mehr Anvisieren können, bekannte hingegen Ole Küsel: „Beim Liegendschießen ging es noch, aber beim stehenden Anschlag ging der Atem zu stark“, so der 24-Jährige. Der schnelle Puls und das tiefe Atmen sind eher ein Problem der Amateure – die Profis kämpfen am Schießstand neben kalten Fingern mit einem ganz anderen Problem: der Nähmaschine. Kommen die durchtrainierten Profis zu langsam zur Schießbahn, fällt der Puls zu schnell ab. Die Folge: Der ganze Körper beginnt sich unkontrolliert hin- und herzubewegen – wie eine Nähmaschine.
Ein Phänomen, das Organisator Koslowski schon beobachten konnte: Seit 2015 fährt der regelmäßig zum Biathlonweltcup ins bayerische Ruhpolding: „Ich kannte Biathlon zuvor auch nur aus dem Fernsehen, wollte immer schon mal hin, aber dafür muss man rechtzeitig buchen.“ Von der Atmosphäre in der Wettkampfarena ist der Schwarzenbeker immer wieder begeistert: „Da herrscht eine Stimmung wie beim Fußball.“ Angefeuert werde jeder Athlet: „Unsere eigenen natürlich ein bisschen mehr“, so Koslowski, der auch 2024 wieder einen Sommerbiathlon in Schwarzenbek anbieten will.