Lauenburg. Nach zwei Jahren Pause feiert die Lauenburger Gilde wieder ein Schützenfest. Auf die Königsscheibe dürfen aber nur Männer schießen.

Jetzt hat bald wieder alles seine Ordnung: Vom 2. bis 4. Juli gibt es in Lauenburg wieder ein Schützenfest – nach altem Brauch und strenger Sitte. Wann hatte es das in der Geschichte der Lauenburger Schützengildevon 1666 auch schon gegeben, dass ein König gleich drei Jahre lang die Amtswürde trägt? Matthias Pagel („Der Reisefreudige“) ist sicher nicht böse darüber, dass er die Königskette bald abgeben darf.

Als er im Juli 2019 die schwere Königskette umgelegt bekam, hat er bestimmt nicht damit gerechnet, dass er die Würde des Amtes drei Jahre lang tragen wird. Im uralten Regelwerk der Gilde steht nämlich geschrieben, dass ein „ausgedienter“ Schützenkönig mindestens fünf Jahre lang warten muss, um sich wieder ins Amt zu schießen.

Fest ist der Höhepunkt des Jahres für die Lauenburger Gilde

Es ist normalerweise der Höhepunkt das Jahres für die Lauenburger Gilde: das traditionsreiche Schützenfest. Nie soll es in all den Jahrhunderten ausgefallen sein, abgesehen von der Zeit des Zweiten Weltkriegs – und in den vergangenen zwei Jahren. Da machte Corona den Lauenburger Schützen einen Strich durch die Rechnung.

2020 gab es ja zumindest noch eine abgespeckte Version. Ganz wollten die Schützen nämlich nicht auf das Brauchtum verzichten. 13 Mitglieder der Gilde von hohem Rang waren vor dem Schützenhaus angetreten und warteten darauf, dass der traditionelle Kranz weit über die Elbe hinweg den Beginn des neuen Schützenjahres verkündet – auch wenn dieses mit dem Abschluss der Zeremonie schon gleich wieder beendet war.

Gilde-Kommandeur für drei Jahre wieder gewählt

Im vergangenen Jahr fiel dann auch die Mini-Variante des Schützenfestes aus. Doch das ist Schnee von gestern. Auf das Wort vom Gilde-Kommandeur Hans-Ulrich Kröppelin hatten die Schützen während der Generalversammlung gewartet: In diesem Jahr gibt es wieder ein Schützenfest, so wie es Brauch ist in der Schifferstadt.

Hans-Ulrich Kröppelin hatte übrigens einen weiteren Grund zur Freude: Er wurde für weitere drei Jahre als Kommandeur der Gilde gewählt. Wie es bei den Lauenburger Schützen üblich ist, gab es jede Menge Ehrungen für langjährige Mitgliedschaften. Ulf Milschlag und Michael Niemeyer wurden jeweils zum Oberleutnant befördert.

An dem genauen Ablauf des diesjährigen Schützenfestes wird noch gefeilt. Für die musikalische Begleitung sorgt in diesem Jahr ein Spielmannszug aus Kampen.

Neue Zeiten machen auch vor der Gilde nicht Halt – oder doch?

So traditionsbewusst die Lauenburger Gilde auch ist, neuen Zeiten verschließt sie sich nicht – zumindest solange die nicht den alten Bräuchen widersprechen. Über Videokonferenzen hat vor 356 Jahren niemand eine Regel aufgestellt. Und so blieb der Vorstand auch während des Corona-Lockdowns im ständigen Austausch.

Anders sieht es mit einer anderen Regel aus: „Nach altem Brauch und guter Sitte“ ist es Frauen nicht gestattet, in Konkurrenz zu den Männern ihre sichere Hand und ihr gutes Auge unter Beweis zu stellen. 2017 wagten die Schützen immerhin eine Satzungsänderung: die Gründung einer Damengruppe in der Gilde. Seitdem gibt es den Lauenburger Schützenkönig – und eine Damenkönigin.