Lauenburg/Büchen. Bislang ist der Naturschutz für die ehemalige Grenzregion im Kreis Herzogtum Lauenburg löchrig. Ein große Lücke soll jetzt geschlossen werden.
Bislang klafft im Grünen Band entlang der früheren, fast 1400 Kilometer langen innerdeutschen Grenze im Herzogtum Lauenburg eine Lücke zwischen Büchen und der Elbe im Süden. Diese soll geschlossen werden. Wo in anderen Bundesländern die ehemaligen Grenzstreifen zu „Nationalen Naturmonumenten“ erklärt wurden, zeigt sich der Norden jedoch zurückhaltend.
Zunächst soll der Schutz für wertvolle Areale mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren wie Seeadlern, Kranichen, Bibern und vom Aussterben bedrohten Fischen und Insekten ausgedehnt werden. Der bestehende Flickenteppich soll durch wertvolle Flächen ergänzt werden. Dazu haben die Landesregierung, der Kreis Herzogtum Lauenburg und der Zweckverband Schaalsee-Landschaft eine gemeinsame Absichtserklärung erarbeitet.
Bund zahlt nicht mehr für Flächenkauf, Land stockt Mittel auf
Bis 2007 konnten Bundesmittel in Anspruch genommen werden, um Flächen anzukaufen oder naturnah umzugestalten. Geld aus Berlin steht dem Zweckverband Schaalsee-Landschaft dafür nicht mehr zur Verfügung. In ihrer gemeinsamen Willensbekundung sagen Kiel und der Kreis nun dem ZSL zu, weiteres Geld für Mitarbeiter zu geben.
Bislang mühen sich vier Angestellte, meist in Teilzeit, die Aufgaben zu erfüllen, eine Dreiviertelstelle soll helfen, die Arbeit zu bewältigen. Dabei wird der Aufgabenzuwachs enorm. Das Betreuungsgebiet soll nicht nur länger, sondern auch breiter und nicht zuletzt dichter werden.
In Mecklenburg reicht das Gebiet bereits bis vor die Tore von Wittenburg im Südosten und Gadebusch beziehungsweise Rehna weiter im Norden. In Schleswig-Holstein umfasst es die wesentlichen Teile der Lauenburgischen Seenlandschaft einschließlich Ratzeburger See und Schaalsee.
Zweckverband ist bislang für 4800 Hektar verantwortlich
Erster Schritt ist die Übertragung von Flächen, die bisher unter Verwaltung der Lauenburgischen Kreisforsten stehen. „Wir sind bislang verantwortlich für rund 4800 Hektar in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Nord-West-Mecklenburg und Ludwiglust-Parchim“, bestätigt eine Biologin des Zweckverbandes.
Beim Verband sollen nicht nur alle Fäden zusammenlaufen. Als Projektträger wird er künftig die Gesamtverantwortung für die Entwicklung tragen.
Verband Schaalsee-Landschaft soll Projektträger werden
Laut dem ausgehandelten „Letter of Intend“ werden Institutionen wie die Landgesellschaft Schleswig-Holstein, die Integrierte Station Lauenburgische Landschaften in Mölln-Uhlenkolk und auch die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein (SNSH) dem Zweckverband Schaalsee-Landschaft zuarbeiten, „um ein einheitliches Vorgehen zu gewährleisten“. Der Ausschuss für Forsten, Energie, Umwelt- und Klimaschutz des Lauenburgischen Kreistags berät am Montag, 24. Oktober, um 17.45 Uhr in der Feuertechnischen Zentrale in Elmenhorst (Lankener Weg 26) öffentlich.
Allein im Lauenburgischen soll das Betreuungsgebiet um viele Hundert Hektar wachsen. Wo das Geld für den Erwerb weiterer Flächen nicht reicht, soll an Pachtlösungen oder Vertragsnaturschutz gearbeitet werden. Ohne dass wertvolle Flächen erworben werden, soll erreicht werden, dass schützenswerte Areale bewahrt und weiter entwickelt werden können.
BUND fordert seit vielen Jahren Schutz für mehr Flächen
Schon vor Jahren hat etwa der BUND ein Areal bei Witzeeze erworben. Ziel: Das Flüsschen Delvenau renaturieren, es als Biotop für Bachneunaugen und den vom Aussterben bedrohten Schlammpeizger zu sichern. Ein Großteil der Schutzgebiete liege im Osten, hatte seinerzeit Hans-Heinrich Stamer (BUND) bedauert.
„Wichtig ist, diese Flächen in Richtung Westen auszudehnen, um noch mehr Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen zu schaffen“, so Stamer. Dies soll jetzt im Herzogtum vorangetrieben werden – gut drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs.