Lauenburg. Die Preise an der Energiebörse sind gesunken. Warum die Versorgungsbetriebe Elbe die Preise dennoch nicht angepasst hat.

Die Großhandelspreise für Strom und Gas sind an der Leipziger Energiebörse seit Jahresbeginn stark gefallen, liegen fast auf dem Niveau vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022. Warum Verbraucher davon nicht profitieren, erläutert Denis Recknagel von den Versorgungsbetrieben Elbe aus Lauenburg.

„Es ist halt die Börse. Dort wird nicht mit den tatsächlichen Preisen gehandelt, sondern mit Erwartungen“, sagt der Vertriebsleiter der Versorgungsbetriebe Elbe. Vier Mal hatte der Versorger, der im Bereich Boizenburg und Lauenburg rund 20.000 Haushalte mit Strom, Gas, Wärme, Wasser und Internet versorgt, bei der Preisrallye des vergangenen Jahres seine Tarife angepasst.

Lauenburg: Versorgungsbetriebe hatten auf kurze Einkaufsintervalle gesetzt

„Das hat bei unseren Kunden für erhebliche Irritationen gesorgt“, sagt Recknagel. Hintergrund: Statt auf eine sogenannte Vollversorgung hatten die Versorgungsbetriebe Elbe an der Leipziger Energiebörse auf kurze Einkaufsintervalle gesetzt. Bei geringen Kursschwankungen kann man so ein Schnäppchen machen, bei den stetig gestiegenen Preisen des Vorjahres mussten die Versorgungsbetriebe nachjustieren. Um das Fünffache war etwa der Gaspreis im vergangenen Jahr gestiegen, um danach wieder abzustürzen.

Die Versorgungsbetriebe Elbe haben in Boizenburg und Lauenburg etwa 20.000 Kunden.
Die Versorgungsbetriebe Elbe haben in Boizenburg und Lauenburg etwa 20.000 Kunden. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Versorgungsbetriebe hatten mit steigenden Preise gerechnet

Ende 2022 zog das Unternehmen einen Schlussstrich unter die Praxis und kaufte einen Großteil der Strommengen für 2023 ein – in Erwartung weiterhin steigender Preise. „Entgegen unseren Erwartungen haben sich nun aber die Preise nach unten bewegt“, sagt Recknagel, der den Kunden dafür verspricht, dass es in diesem Jahr bei der einen Preisanpassung zum 1. Januar 2023 bleiben wird.

16,51 Cent kostet die Kilowattstunde (kWh) im Tarif „GasKompakt“ jetzt bei den Versorgungsbetrieben, am 1. Januar 2022 waren es 11,16 Cent. Der günstigste Anbieter auf Verivox bietet hingegen 12,34 Cent/kWh an (mit einjähriger Laufzeit und Neukundenbonus). Ähnlich sieht es beim Strom aus: Im Tarif „Bonbon“ werden 52,47 Cent/kWh fällig, in der Grundversorgung 58,37 Cent. Im Vergleich zum 1. Januar 2022 sind dies zwischen 20 (Bonbon) und 25 Cent (Grundversorgung) mehr. Beim günstigsten Anbieter sind es 38,76 Cent.

Schleswig-Holsteiner haben kräftig beim Gas gespart

Ursache für den Preisrückgang sind unter anderem der bisher milde Winter, die gut gefüllten Speicher sowie Einsparungen bei Industrie, Gewerbe und Haushalten. Laut SH-Netz, dem größten Gasnetzbetreiber im Norden, haben Endkunden und Unternehmen in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr rund 3100 Gigawattstunden (GWh) Erdgas verbraucht – das sind 1013 GWh oder 24,6 Prozent weniger als im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022.

„Der Januar war relativ mild, wodurch die deutlich sichtbaren Sparanstrengungen der Privathaushalte und Unternehmen natürlich erleichtert wurden“, erläutert Matthias Boxberger, Aufsichtsratsvorsitzender von SH Netz, die Auswertung. Mit Blick auf den nächsten Winter und die derzeit sinkenden Füllstände der Gasspeicher sei es aber wichtig, bei den Einsparbemühungen nicht nachzulassen – auch wenn die Inbetriebnahme der LNG-Terminals zu einer gewissen Entspannung betragen würde. Zum Vergleich: 1000 GWh entsprechen dem Jahresverbrauch von etwa 50.000 Einfamilienhäusern mit einem Durchschnittsverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas im Jahr.

Billiganbieter gingen 2022 reihenweise pleite

Denis Recknagel sieht durchaus die Gefahr, dass bei einem Frosteinbruch, einem ungünstigen Kriegsverlauf in der Ukraine oder Problemen bei den LNG-Terminals die Preise an der Energiebörse wieder hinaufschnellen könnten. Für Kunden bei Stadtwerken und großen Anbietern sei dies unproblematisch.

Günstige Anbieter, die Energie tagesaktuell auf den sogenannten Spotmärkten kaufen, könnten dann wieder in eine Schieflage geraten. Im vergangenen Jahr hatten einige derartige Anbieter Insolvenz angemeldet, ihre Kunden fielen dann in die Grundversorgung mit zumeist teuren Tarifen. „Bis September vergangenen Jahres haben wir jedem Neukunden, der in die Grundversorgung gefallen ist, unsere Sondertarife angeboten“, sagt Recknagel.

Strom- und Gaspreisbremse reduziert die aktuellen Tarife

Doch es gibt auch zwei gute Nachrichten: Die weggefallene EEG-Umlage (Erneuerbare-Energien-Gesetz), die rund 4,43 Cent betrug, wurde schon seit Juli 2022 automatisch von den Rechnungen abgezogen. Im neuen Jahr greift nun auch die vom Bundestag beschlossene Strom- und Gaspreisbremse: „Die Energiekosten werden werden für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 40 Cent bei Strom und 12 Cent bei Gas je Kilowattstunde gedeckelt“, erläutert Recknagel.

Für die verbliebenen 20 Prozent gilt der normale Preis. Beim Strom, vorausgesetzt der Verbrauch ändert sich nicht, zahlen Kunden der Versorgungsbetriebe dann 42,57 Cent statt 52,47 Cent pro Kilowattstunde, beim Gas 12,9 statt 16,61 Cent. „Das setzt unsere Preise wieder etwas in ein Verhältnis zu den Marktpreisen“, so Recknagel.