Geesthacht/Lauenburg. Zum zweiten Mal binnen fünf Monaten erhöhen die Versorgungsbetriebe Elbe ihre Preise für Strom und Gas. Das ist der Grund.

„Das habe ich so noch nicht erlebt“, sagt Denis Recknagel, Vertriebsleiter der Versorgungsbetriebe Elbe (VBE), die in Lauenburg und Boizenburg sowie den umliegenden Ortschaften der Grundversorger in den Bereichen Strom, Gas und Wasser ist. Nach einer Preiserhöhung zum 1. Dezember 2021 folgt nun zum 1. Mai 2022 die nächste Preiserhöhung.

Strom, Gas, Wasser: Preiserhöhung für Kunden der Versorgungsbetriebe Elbe

In der Grundversorgung steigt etwa der Preis für eine Kilowattstunde Erdgas zum 1. Mai von 15,23 Cent auf 17,62 Cent. Bestandskunden zahlen in der gleichen Preisstufe 1, die Jahresverbräuche zwischen 2870 und 65.907 Kilowattstunden umfasst, künftig statt 11,26 nun 11,78 Cent je Kilowattstunde.

Für Kunden, denen von ihrem Anbieter der Vertrag gekündigt wurde und die dann in die Grundversorgung fallen, wird es ab Mai besonders teuer: Für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 27.000 Kilowattstunden werden dann 4900 Euro im Jahr fällig, Bestandskunden im Tarif „VBE-Starter“ zahlen für den gleichen Gasverbrauch 3323 Euro. Rund 1000 Euro weniger zahlt aktuell ein Kunde in der Nachbarstadt Geesthacht bei den dortigen Stadtwerken.

Unterschiedliche Strategien beim Gas-Einkauf an der Energiebörse

Recknagel begründet die Preisunterschiede mit verschiedenen Beschaffungsstrategien an der Leipziger Energiebörse „European Energy Exchange“ (EEX). „Wir sind als Stadtwerke zu klein, als dass wir dort selbst aktiv werden können, beziehen unsere Gasmengen über Zwischenhändler“, erläutert der Vertriebschef. Statt auf eine sogenannte Vollversorgung, bei der Gasversorger eine bestimmte Menge für einen langen Zeitraum im Voraus erwerben, setzten die Versorgungsbetriebe auf kurze Einkaufsintervalle.

„Das hat viele Vorteile, weil wir so näher am Marktgeschehen sind“, sagt Recknagel. Eingekauft wird, wenn die Preise gerade am günstigsten sind. Doch günstige Preise gibt es derzeit nicht am Gasmarkt: Von einem Einkaufspreis von zwei Cent pro Kilowattstunde sind die Preise binnen eines Jahres auf 30 Cent gestiegen. Recknagel: „Die Börsenpreise für Strom und Gas haben ein extremes Niveau erreicht.“

„Die Börsenpreise für Strom und Gas haben ein extremes Niveau erreicht“, sagt Denis Recknagel, Vertriebsleiter.
„Die Börsenpreise für Strom und Gas haben ein extremes Niveau erreicht“, sagt Denis Recknagel, Vertriebsleiter. © BGZ / Elke Richel | Elke Richel

Während die Versorgungsbetriebe Elbe die Preiserhöhung zum Dezember 2021 noch mit dem erhöhten Energiebedarf durch die Industrie nach dem coronabedingten Lockdown, die neu eingeführte CO2-Steuer sowie den erhöhten Verbrauch der Privathaushalte durchs Homeoffice begründeten, ist jetzt der Ukraine-Krieg der Auslöser. Nach dem russischen Angriff vom 24. Februar kam es an der Gasbörse zu Preissprüngen von mehr als 70 Prozent. „Endet der Krieg, endet auch die Spekulation“, hofft Recknagel.

Lauenburg: Gaspreis für Privathaushalte berechnet sich aus drei Faktoren

Für Privathaushalte berechnet sich der monatliche Gaspreis aus drei Faktoren: den Beschaffungskosten, den Entgelten für die Netznutzung sowie den Steuern und Abgaben. Während Letztere kaum gestiegen sind, sorgt vor allem der Krieg gegen die Ukraine für Preissteigerungen. Zwar hat Russland (liefert bisher 55 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases) seine Liefermengen nicht reduziert. Allein die Drohung reicht aber schon aus, um an den Energiebörse die Preise stark steigen zu lassen.

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Während die Versorgungsbetriebe Elbe ihre Preise zum 1. Mai erneut erhöhen, wollen die Stadtwerke Geesthacht ihre zum 1. Januar erhöhten Preise halten. „Wenn wir die reinen Energiepreise sehen, müssen wir 2022 nichts anpassen“, sagt Markus Prang, Leiter der Stadtwerke Geesthacht. Allerdings gebe es Faktoren, die nicht in der Maßgabe des Versorgungsunternehmens  lägen: So soll zum 1. Juli die EEG-Umlage in Höhe von derzeit 3,723 Cent je Kilowattstunde Strom gestrichen werden. Dann würden die Preise sinken. Erhöhungen seien aber durch die künftig vorgeschriebenen Füllstände der Gasspeicher  möglich. Sollten die nicht in Zeiten, in denen Gas günstig auf dem Markt ist, befüllt werden können, sollen die Mehrkosten auf die Verbraucher umgelegt werden. In einer Beispielrechnung ist im Gesetzentwurf der Bundesregierung von denkbaren Kosten in Milliardenhöhe die Rede.

Wer angesichts  dieser Aussichten zu einem anderen Anbieter wechseln möchte, kann sich die Mühe sparen: Laut Vergleichsportal Verivox ist der günstigste Gasanbieter bei Neuabschluss eines Vertrages derzeit fast doppelt so teuer wie der Tarif der Stadtwerke Geesthacht. Und auch für Lauenburg gilt: Selbst im teuren Grundversorgungstarif für Erdgas liegen die Versorgungsbetriebe noch in den Top 10 der günstigsten Anbieter.