Lauenburg. Beim Festumzug der Schipperhöge goss es wie aus Eimern. Doch davon ließ sich niemand die Laune verderben.

„Alljöhrlich in de Wintertied, kamt de Schippers von wied und sied. Un fiert hier in ern Sündagsrock de Schipperhög mit Eiergrog“, so heißt es in einem überlieferten Vers eines unbekannten Lauenburger Heimatdichters. Bitterkalt war es am Sonnabend (14. Januar), dem zweiten Tag der Schipperhöge, dazu goss es wie aus Eimern. Da kam der Eiergrog vor dem traditionellen Umzug der Schifferbrüderschaft gerade recht. So mancher schwarze „Sündagsrock“ triefte bald vom Regen.

Schipperhöge: Der Umzug durch die fahnengeschmückte Stadt lockte auch diesmal viele Schaulustige an – Schietwetter hin oder her. Von je her erweisen die Schifferbrüder damit ihrem Patron, dem Bürgermeister, die Ehre. Eingerahmt von den bunten Clowns marschieren die Schifferbrüder vom Hotel Bellevue in Richtung Schloss.

Auch die mitgeführten Fahnen haben eine Bedeutung

Ein Hingucker waren wir immer die alten Schiffsmodelle, die heutzutage von den Kindern der Schifferbrüder getragen werden. Früher übernahmen diese Aufgabe die jüngeren Mitglieder der Brüderschaft. Die bunten Bänder an den Mützen zeigten die Jahre ihrer Mitgliedschaft an.

Auch die mitgeführten Fahnen haben eine Bedeutung: Die Trauerfahne stammt aus dem Jahre 1811. Eine weitere ist seit 1935 im Besitz der Schifferbrüderschaft. Sie wurde von der Stadt Lauenburg zum 300. Geburtstag gestiftet. Die neuste Fahne stammt aus dem Jahre 1985 und erinnert an das 350-jährige Bestehen. Die Brüderschaft besitzt noch eine weitere Fahne aus dem Jahr 1894. Die ist aber wegen ihrer einzigartigen Machart so wertvoll, dass sie bei den Umzügen nicht mitgeführt wird.

Küsse für den Bürgermeister und Stühlerücken

Bürgermeister Andreas Thiede hatte sich auch in Schale geschmissen. Als die Schifferbrüder vom Musikzug begleitet am Schloss eintrafen, zog er seinen schwarzen Zylinder. „Vivat!“ lautet der traditionelle Gruß und Zeichen der Ehrerbietung. Zur Belohnung gab es Küsschen von den Clowns.

Die Kapelle spielte zum Tanz auf, und da ließ sich auch der Bürgermeister nicht lange bitte. Für ihn war es die letzte Schipperhöge, die er als Patron feiern durfte. Im nächsten Jahr wird seinem Amtsnachfolger Thorben Brackmann die Ehre zuteil.

Schipperhöge: Niemand würde es wagen, sich dann ungebührlich zu benehmen

Die Aufnahme neuer Mitglieder war noch vor dem Umzug erfolgt. Und wie immer, wenn es besonders feierlich ist, bei geöffneter Lade. Niemand würde es wagen, sich dann ungebührlich zu benehmen. Im schweinsledernen Buch der Brüderschaft aus dem Gründungsjahr 1635 steht geschrieben: „und wer darwider handelt soll in zwölf Schilling Straffe und nach Grobheit der Dinge in ein mehres verfallen sein.“

Das Stühlerücken in der Führungsriege der Brüderschaft begleitet jede Schipperhöge. So gab Beisitzer Hans Zenker das Amt an Dirk Mangelmann ab. Ebenfalls abgelaufen war die Amtszeit der Vorstände Jörn Budnik, Sascha Meyer und Jebs Günzel. Sie wurden durch André Grundmann, Thomas Lohmann und Thomas Porath ersetzt.