Lauenburg/Lübeck. Im Elbschifffahrtmuseum Lauenburg kann man jetzt selbst in vergangene Jahrhunderte reisen. Wo das noch möglich ist.

In einem Museum auf Zeitreise zu gehen ist nichts Ungewöhnliches. Anhand der ausgestellten Exponate haben die Besucher einen Eindruck davon, wie die Menschen früher lebten und ihre technischen Möglichkeiten nutzten. Aber wie wäre es, selbst mitten drin im Geschehen zu sein? Mit den alten Salzfahrern an Bord zu gehen, Nase an Nase mit einem Schwein am Futtertrog zu sitzen oder mit einer Fischerfamilie im 19. Jahrhundert das karge Abendbrot zu teilen?

Eine Zeitmaschine braucht es dafür nicht. Die Reise in die Vergangenheit wird durch eine sogenannte Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) möglich. Zwölf Museen des norddeutschen Netzwerkes haben unter Federführung des Lübecker Museums das virtuelle Projekt gestartet. Mit dabei sind auch das Lauenburger Elbschifffahrtsmuseum und das Fischereimuseum in Hohnstorf.

Virtual Reality: Auge in Auge mit dem Mammut

Hufgetrappel – hinter einer kleinen Gruppe Urmenschen ziehen Rentiere vorbei. Plötzlich wird aus dem Getrappel ein Donnern, aus einer Staubwolke taucht ein riesiges Mammut auf, Aufregung in der Gruppe. Doch die Urmenschen vertreiben das Mammut mit ihren Speeren – gerade noch einmal gerettet! Der Betrachter ist inmitten eines Comics gelandet – eine der Intro-Geschichten für die sechs Themenwelten der Virtual-Reality-Brille. Immer geht es um das Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur, die mal Bedrohung, mal Arbeit, mal Schönheit, mal Verantwortung bedeutet.

So unterschiedlich die beteiligten Museen auch sind, entstanden ist ein unterhaltsamer Überblick, der neugierig machen soll auf die verschiedenen Konzepte. Umgesetzt wurde die gemeinsame Idee durch die Firma twinC aus Wuppertal. „Ziel ist es, die Bekanntheit der Häuser zu erhöhen, das kulturelle Erbe für die Zukunft zu bewahren und langfristig die Besucherzahlen zu erhöhen“, sagt Koordinatorin Melanie Meyer. Finanziell gefördert wurde das Projekt mir 311.000 Euro aus dem Europäischen Sozialfonds Das Museum Lüneburg leistet einen Eigenanteil von 40 Prozent der Gesamtkosten.

Virtual Reality: Man muss schwindelfrei sein – oder im Sessel sitzen

Wer neugierig geworden ist, muss nun nicht extra ins Museum Lüneburg fahren, um virtuell durch die Jahrtausende zu reisen. Alle beteiligten Einrichtungen erhalten die VR-Brille mit den Beiträgen der zwölf Museen. „In Kürze werden unsere Besucher die VR-Brille kostenlos nutzen können“, sagt Museumsleiter Jörn Bohlmann.

Spannend ist es allemal, Geschichte so hautnah zu erleben. Aber wer schon einmal eine solche Brille auf der Nase hatte, der weiß, dass man schwindelfrei sein sollte. Wenn sich vor den eigenen Augen der Boden plötzlich immer weiter entfernt, ist das schon ein seltsames Gefühl. Doch Jörn Bohlmann beruhigt: „Zu der Brille bekommen wir noch einen speziellen Sessel in dem man sich setzen kann und sich somit sicherer fühlt.“

Premiere am Sonntag im Freilichtmuseum Hitzacker

Auch auf der anderen Seite der Elbe, im Fischereimuseum Hohnstorf, können Besucher die VR-Brille bald ausprobieren. In einer der Themenwelt geht es mit dem Hohnstorfer Fischer Eckhard Panz auf die Elbe. Dabei taucht der Betrachter in einer Szene wie ein Fisch in die Reuse ein.

Wer nicht darauf warten möchte, die VR-Brille in Lauenburg oder Hohnstorf zu testen, sollte sich die öffentliche Premiere am kommenden Sonntag, 7. August nicht entgehen lassen. Von 11 bis 15 Uhr wird das Projekt im Archäologisches Zentrum Hitzacker (Elbuferstraße 2–4) vorgestellt.

Und dann geht die virtuelle Zeitreise los: Brille auf, starten und mittendrin im Geschehen sein.