Lauenburg (bd). 1635, als die Pest in Lauenburg wütete und die Wirren des Dreißigjährigen Krieges Schrecken und Armut in die Stadt brachten, schlossen sich “Steuerleute und Schiffsbediente“ zur Lauenburger Schifferbrüderschaft zusammen.

Die Aufgaben sind bis heute gleich geblieben: Jedes verstorbene Mitglied wird von den Schifferbrüdern zu Grabe getragen, auf Antrag wird den betroffenen Familien ein Sterbegeld ausgezahlt.

So traurig der Anlass für die Gründung war, so fröhlich ist seit nunmehr 375 Jahren der Höhepunkt im Gildeleben: die "Schipperhöge". Gefeiert wird sie im Jubiläumsjahr am 15. und 16. Januar.

Der Ablauf ist in einem schweinsledernen Statutenbuch geregelt. Freitag von 9 bis 12 Uhr müssen die Mitglieder im Mosaik ihren Jahresbeitrag in die Lade bezahlen, danach werden neue Schifferbrüder in Lauenburgs älteste Gilde aufgenommen. Um 20 Uhr beginnt der erste Festball, der um 21 Uhr für den traditionellen "Willkommtrunk" unterbrochen wird.

Der Sonnabend beginnt um 11 Uhr mit der Hauptversammlung, zu der in diesem Jahr nicht nur alle 135 Schifferbrüder, sondern auch befreundete Vereine und Verbände eingeladen wurden. Ehrengäste sind Bettina Kalytta, Leiterin des Wasser- und Schifffahrtsamtes Lauenburg, und Kreispräsident Meinhard Füllner.

Nach einem Vortrag des langjährigen Schriftführers Hans Fischer zur Geschichte der Gilde wird dann im Beisein von Pastor Andreas Schöer die neue Fahne vorgestellt, die mit Sponsorenhilfe aus den beiden einseitigen Fahnen von 1840 und 1865 repliziert werden konnte. Außerdem wurde die 1935 gestiftete Fahne im Jubiläumsjahr restauriert.

Um 14.30 Uhr beginnt der Umzug der mit Zylindern behüteten Schifferbrüder durch die Stadt, der vom Mosaik über Reeperbahn, Schüsselteich, B 5 und Askanierring zunächst zum "Historischen Festakt" im Schloss und dann über Fürstengarten, B 5, und Großer Sandberg in die Altstadt führt. Dort wird er traditionell am Alten Schifferhaus und am Elbschiffahrtsmuseum für die "Ehrentänze" des Vorstandes unterbrochen, ehe es über den Hohlen Weg, Fürstengarten, Büchener Weg und Reeperbahn zurück zum Mosaik geht. Dort können sich zunächst die Kinder auf der Tanzfläche austoben, ehe um 20 Uhr der zweite Festball beginnt.

Sehnsüchtig erwartet wird die "Schipperhöge" in jedem Jahr von den Lauenburger Kindern, die mit der "Lustigen Person" durch die Straßen der Stadt ziehen und Mitgliedern und Kaufleuten die Neujahrsgrüße der Gilde überbringen. Die Dankesgaben, Süßigkeiten und Obst, werden dann unter lautem Hurra-Geschrei "in die Grabbel" geworfen. Im bunten Flickenkleid steckt erstmals Frank Fischer. Er hat das Amt von Ralf Eckhoff übernommen, der es nach 27 Jahren aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung gestellt hatte.

In der Vergangenheit hatte sich oft die Spreu vom Weizen getrennt, wenn der Weg in die Altstadt führte. "Die Eltern hatten Angst, dass ihre Kinder in die Elbe fallen könnten", weiß Ralf Eckhoff. "Eine völlig unbegründete Furcht", sagt Andreas Panz, Schriftführer der Brüderschaft. Die "Lustige Person", acht Clowns mit ihren "Gehorsamshölzern", Begleitpersonal der Gilde, Polizei und Lehrer würden jederzeit für Sicherheit sorgen.

Bei der Vorbereitung der Kinder auf die "Schipperhöge" hat auch die Weingartenschule mitgeholfen: "Es hat sogar eine Unterrichtstunde über die Schifferbrüderschaft gegeben, damit den Kindern dieser Teil der Lauenburger Geschichte bewusst wird und in Erinnerung bleibt", freut sich Andreas Panz.