Lauenburg. Sabine und Joern Schmidt stehen bei jedem Wetter auf dem Wochenmarkt. Stammkunden wissen das zu schätzen.
Als Sabine und Joern Schmidt im Januar 1998 erstmals ihren Gemüsestand an der Alten Wache aufbauten, ahnten sie nicht, dass die mit dem Lauenburger Wochenmarkteinmal „Silberhochzeit“ feiern würden. Erst als Dorothée Meyer aus der Stadtverwaltung mit dem großen Blumenstrauß vorbei kam und zum 25. Jubiläum gratulierte, rechneten sie nach. „Unglaublich, wie die Zeit vergeht“, meinte Joern Schmidt staunend.
In 25 Jahren haben die beiden Gemüsebauern aus Ochsenwerder in der Schifferstadt treue Stammkunden gefunden. Auf die Schmidts können sich die Besucher des Wochenmarktes eben verlassen – egal, ob die Sonne scheint oder es wie aus Eimern gießt und sich die Reihen der Händler schon mal lichten. Sabine und Joern Schmidt bauen ihren Stand an jedem Sonnabend und Mittwoch auf. „Wir betreiben unseren Gemüsebetrieb in dritter Generation. Schon mein Großvater schwor auf die drei großen „W“ der Landwirtschaft: Wind, Wetter, Wirtschaftskraft. Rumjammern gibt es nicht, das wurde mir in die Wiege gelegt“, sagt Sabine Schmidt.
Lauenburger Wochenmarkt: 60 Sorten Tomaten. Wo gibt es denn so was?
3000 Quadratmeter Gewächshausfläche, ein Hektar Freiland – Joern und Sabine Schmidt bauen das meiste Gemüse selbst an, was sie auf dem Wochenmarkt verkaufen. Mittlerweile wächst ihre Stammkundschaft auch um junge Leute. „Die Idee von einer gesunden, nachhaltigen Lebensweise setzt sich immer mehr durch. Die Leute essen gern, was in ihrer Region wächst“, freut sich die Gemüsebäuerin.
Natürlich müssen die Schmidts besonders im Winter Obst und Gemüse dazu kaufen. Tomaten reifen derzeit nun mal nicht heimischen Gefilden. Aber Joern Schmidt tüftelt schon wieder an neuen Züchtungen oder versucht altes Saatgut zu beschaffen. Tomaten sind die große Leidenschaft des 61-Jährigen. Seine Züchtungen haben fantasievolle Namen: Schwarze Fahrenheit Blue, die gelbe Ananas, flaschenförmige Uriburi, das dickfleischige bulgarische Ochsenherz, das gestreifte Feuerwerk und die üppige Vierländer Platte. Sie duften herrlich und haben ein wunderbares Aroma. Ein Grund mehr, sich auf den Sommer zu freuen.
Regionale Produkte und Erlebnisshopping
„Solche individuellen Angebote sind es, die wir brauchen“, sagt Dorothée Meyer, die in der Lauenburger Verwaltung für das Stadtmarketing zuständig ist. Seit Frühjahr vergangenen Jahres kümmert sie sich auch um den Wochenmarkt. Seitdem gibt es mehrere neue Händler, die ihre regional erzeugten Produkte anbieten.
In diesem Jahr will die Marketingchefin noch eine Schippe drauf legen. „Im Sommer haben wir begonnen, uns mit den etwa 20 Händlern zum regelmäßigen Stammtisch zu treffen. Da kommen viele Ideen auf den Tisch, die wir gemeinsam umsetzen können. So soll as auch 2023 thematische Veranstaltungen auf dem Wochenmarkt geben, bei denen das Einkaufserlebnis in den Vordergrund rückt.
Außerdem setzt die Stadt auf die oft jahrelangen Erfahrungen der Händler. „Sie wissen genau, was sich die Kunden wünschen und noch vermissen“, sagt Dorothée Meyer. Als erste Reaktion auf eine Umfrage zum Wochenmarkt im vergangenen Jahr gibt es inzwischen weitere Sitzgelegenheiten an der Alten Wache. Zwei weitere Wünsche stehen noch aus: mehr Grün und vor allem einen stolperfreien Belag in der Fußgängerzone.
Geplante Lesegärten beleben auch den Wochenmarkt
Was die Attraktivität des Wochenmarktes betrifft, da setzt die Marketingexpertin ganz auf die sogenannten Lesegärten, die das neue Medienzentrum umrahmen werden. „Davon profitieren auch die Wochenmarktbesucher, die sich nach dem Einkauf zu einem Schnack bei einer Tasse Kaffee treffen können. das erhöht die Aufenthaltsqualität in der gesamten Innenstadt“, ist sie überzeugt.
Sabine und Joern Schmidt aus Ochsenwerder freuen sich über die neuen Perspektiven für den Wochenmarkt. Vielleicht gelingt es dadurch nicht nur neue Kunden, sondern auch neue Händler zu gewinnen, sind sie sich einig. Auch wenn die beiden mit Anfang 60 noch nicht ernsthaft ans Aufhören denken, wissen sie aus eigener Erfahrung, dass es schwer ist, Nachwuchs für die Marktstände zu gewinnen. „Mit uns wird wohl die Wochenmarktkarriere der Familie Schmidt zu Ende gehen“, bedauern sie.