Ochsenwerder. Der Gärtner baut die Naturkost ganzjährig an, derzeit im Gewächshaus. Mit hohen Energiekosten hat er kein Problem.
Frischen Feld- und Winterportulaksalat erntet Axel Sannmann auch in der kalten Jahreszeit fast täglich. Der Gärtner baut in seiner Gärtnerei am Ochsenwerder Elbdeich 195 ganzjährig frischen Salat an, hat sich bereits vor 15 Jahren auf das grüne Blattgemüse spezialisiert. Im Winter wachsen die Salate in seinem rund 2500 Quadratmeter großen Gewächshaus.
Frischer Salat, der mit Frost gut klarkommt
Seine Salate verkauft Sannmann auf dem Gemüsegroßmarkt in Hamburg an einen Großhändler. Zu seinen Kunden zählen außerdem Wochenmarkthändler, die die Ware auf seinem Hof abholen. Sie verlangen für 100 Gramm Feld- oder Winterportulaksalat „zwei bis drei Euro“, sagt der Gärtner.
Die unter Glas angebauten Salate seien Bio-Ware, aber nicht zertifiziert, berichtet Sannmann, der im Sommer im Freien auch chemische Pflanzenschutzmittel verwendet. Dann baut er auf etwa 3000 Quadratmetern ausschließlich Feldsalat an der frischen Luft an. „Winterportulaksalat habe ich nur von Oktober bis Mitte April“, sagt er.
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Früher baute der 62-Jährige auch Tomaten an, doch diesen Bereich habe er aufgegeben, „weil die Preise irgendwann zu weit im Keller waren“. Mit der ausländischen Konkurrenz habe er nicht mithalten können.
Mit den extrem gestiegenen Energiekosten habe der Gemüsegärtner keine Probleme: „Das Gewächshaus wird nicht beheizt.“ Leichter Frost sei kein Problem. Die Salatpflanzen würden kurzzeitig die Köpfe hängen lassen, sich aber schnell wieder berappeln sobald die auftauen. Im Zweifelsfall könne er dann an einigen Tagen nicht an seine Kunden verkaufen. „Dann gibt es halt mal nichts.“
Im Mai startet erstmals ein Verkauf ab Hof
Schwierig werde es erst, wenn der Salat länger als vier Wochen Frost bekommt, betont Sannmann: „Dann könnte er trockenfrieren, zu viel Flüssigkeit verlieren. In so einem Fall würden die Pflanzen von ihm mit Wasser berieselt, um wieder Feuchtigkeit aufzutanken. „Das ist aber schon viele Jahre her, dass das mal notwendig war“, sagt der Gärtner und fügt hinzu: „Inzwischen haben wir ja keine langen, kalten Winter mehr in Deutschland.“
Von Mai an können auch Privatleute Sannmanns frische Salate direkt vom Erzeuger erwerben: „Mein Sohn und dessen Frau wollen hier auf dem Hof einen Direktverkauf starten. Die beiden werden das im Nebenerwerb machen.“ Neben Salat soll dann in einem Gewächshaus im vorderen Bereich des Hofes auch diverses Gemüsesaatgut angeboten werden.
Der Hofladen ist nicht die erste wesentliche Neuerung in der Gärtnerei: Seit 2021 gibt es dort auch Selbsternte-Parzellen. Um die Kundenbetreuung kümmern sich ebenfalls Sannmanns Sohn und dessen Frau. „Ich helfe beratend“, sagt der Gärtner. Die Zahl der Kunden wachse stetig: „Vergangenen Saison waren es 26. So viele haben sich bereits für die kommende Saison angemeldet – und und darunter sind viele Neukunden.“ Zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober können die Parzellenpächter 15 vorgepflanzte Gemüsesorten großziehen und ernten.
Seine Salate kauft Sannmann im Wochen-Rhythmus als wenige Zentimeter hohe Jungpflanzen. Bis die Topfballen erntereif sind, vergehen zehn bis zwölf Wochen. „Im Sommer dauert es aufgrund der Wärme nur halb so lange.“ Der Gärtner schneidet die Pflanzen am Wurzelhals ab, packt sie in Kisten und verkauft sie kiloweise – „insgesamt etwa neun bis zehn Tonnen im Jahr“. Umgerechnet seien das etwa 350.000 kleine Topfballen.
Den Betrieb vor 25 Jahren übernommen
Dass er Jahr für Jahr kaum Verluste bei der Salaternte erleidet, macht den 62-Jährigen schon etwas stolz: „Der Anbau ist nicht so einfach, denn Feldsalat braucht viel Schatten. Wenn es im Sommer mehr als 27 Grad Celsius sind, spanne ich deshalb Netze über die Salate, denn sonst werden die Blattränder braun. Der Geschmack des Salats ändert sich dadurch nicht, aber er sieht dann eben nicht mehr gut aus.“
Axel Sannmann machte sich vor 25 Jahren selbstständig, übernahm damals den Betrieb von seinem Vater. „Davor habe ich aber auch schon hier gearbeitet, denn ich war 15 Jahre lang bei meinem Vater angestellt.“ Der 62-jährige Single kümmert sich um den Salatanbau als Ein-Mann-Betrieb, „ganzjährig“. Auf Saisonkräfte hat er die vergangenen vier Jahre verzichtet. „Es ist immer schwerer geworden, Mitarbeiter zu finden.“ Da spare er sich lieber den Aufwand, den die Suche nach Personal mit sich bringt, und macht alles allein. „Ich baue eben nur so viel an, wie ich selbst schaffe“, sagt der Gärtner.
Im Winter hat Sannmann weniger Arbeit mit seinen Salaten als im Sommer. „Dann habe ich auch Zeit für Reparaturen und Ausbesserungsarbeiten“, sagt Sannmann. Außerdem habe er dann Zeit, um sich zu erholen: „Demnächst geht es nach Amrum, auf meine Lieblingsinsel.“ Er genieße es, sich im Hotel bedienen lassen zu können und sei ansonsten viel an der frischen Luft: „Ich bin dann von morgens bis abends auf den Beinen und mache ausgedehnte Spaziergänge über die ganze Insel.“
Sannmann ist seinen Salat regelmäßig selbst, zweimal pro Woche. „Ich mag die leichte Nussnote an beiden Sorten.“ Der Gärtner mixt ihn dann mit zugekauftem weiterem Gemüse „und mit Zitronenjoghurt vom Milchhof Reitbrook als Dressing“. Ein weiteres interessantes Dressing „und einfach herzustellen“ sei der Saft einer frisch gepressten Zitrone mit Honig und Zucker, weiß Sannmann.