Lauenburg. Manche hatten ihn schon für tot erklärt. Doch immer mehr neue Marktbeschicker melden Interesse an. Was die Stadt richtig macht.
Eine Umfrage im April dieses Jahres hatte es an den Tag gebracht: Vor allem jüngere Leute wünschen sich auf dem Lauenburger Wochenmarkt ein breiteres Angebot, Bioprodukte und mehr Einkaufserlebnisse. Die Stadt hatte eine Offensive gestartet, um den Markt zu retten. Denn immer mehr Lücken zwischen den Ständen zeigten deutlich: Das Interesse war geschwunden – und zwar bei Marktbeschickern wie bei Kunden.
Dorothee Meyer – in der Verwaltung für Stadtmarketing zuständig – hatte es nach Auswertung der Umfrage von Kunden und Händlern geahnt: „Um neue Händler für Lauenburg zu begeistern, muss man einen langen Atem haben.“ Den hat sie auf jeden Fall. Auf zahlreichen Höfen in der Umgebung geht sie seitdem Klinken putzen – und holt sich oft Absagen ein. Die meisten Anbieter von regionalen Produkten haben entweder kein Interesse, ihre Waren auf Wochenmärkten anzubieten oder ihren Platz längst gefunden.
Wochenmarkt in Lauenburg: Neuer Stand mit Biogemüse
Manchmal spielt aber auch der Zufall mit. Wilko Scherkl aus Hittbergen war nämlich gerade auf der Suche nach einem Markt, auf dem er sein Gemüse anbieten kann. „Meine Frau und ich haben den Biohof erst seit Kurzem übernommen und sind dabei, ihn zu einem Demeterhof zu entwickeln. Wir haben geschaut, welcher Markt zu uns passt, vor allem von der Entfernung her“, erzählt er. Und da sei der Lauenburger Wochenmarkt ideal. Ein Anruf bei der Verwaltung, und die Sache war perfekt.
Wilko Scherkl ist Gemüsebauer mit Leib und Seele. Vor seiner Selbstständigkeit hatte er in Müssen auf dem Louisenhof ökologischen Landbau betrieben. 60 Mitarbeiter hatte er da – alle mit körperlicher oder geistiger Behinderung. Ihnen konnte er vermitteln, wie viel Spaß es macht, Gemüse im Einklang mit der Natur zu produzieren. Die Liebe zu seinen Produkten spürt man auch am Wochenmarktstand. Immer wieder sprüht er Mangold, Lauch und Möhren mit einem feinen Wassernebel ein. „Die Hitze macht dem Gemüse zu schaffen“, sagt er.
Das Bewusstsein für gesunde Ernährung ist gewachsen
Auch wenn der Biobauer seinen Stand erst ein paar Mal in Lauenburg aufgebaut hat, weiß er, dass die Entscheidung richtig war. „In den letzten zwei Jahren ist das Bewusstsein für gesunde Ernährung deutlich gestiegen“, hat er festgestellt. Ein paar Stammkunden hat er auch schon, so wie Hilde Reinstorf.
Die 82-Jährige kennt den Lauenburger Wochenmarkt wie ihre Westentasche. Schließlich hat sie selbst hier noch bis vor zwei Jahren lang Obst, Gemüse, Eier und Kartoffeln vom Familienhof in Buchhorst angeboten. „Von guten Anbietern auf dem Wochenmarkt profitieren alle Händler. Je vielfältiger die Produktpalette, desto lieber kommen die Kunden“, weiß sie.
Käse, Wurst und Fleisch vom Rinderhof in Vorderhagen
Ganz neu auf dem Lauenburger Wochenmarkt ist der Stand, den Vera Slusalek betreibt. Hier gibt es Wurst und Rindfleisch sowie Milch und Käse aus der Hofmolkerei. Eigentlich stand der Wagen des Hofes Weitenfeld aus Vorderhagen viele Jahre regelmäßig auf dem Lüneburger Wochenmarkt.
Doch Dorothee Meyer hat persönliche Beziehungen spielen lassen. „Die Besitzer des Hofes sind meine Nachbarn. Ich habe sie gefragt, ob sie noch nach Lauenburg wechseln wollen“, erzählt sie.
Aus anfänglicher Skepsis wurde ein Testbesuch. Ab sofort ist der Stadt mittwochs und sonnabends auf dem Wochenmarkt zu finden. Buttermilch, Joghurt und verschiedene Käsesorten aus eigener Produktion bietet Vera Slusalek an. „Wer’s frischer kann, der schwindelt!“, so der Slogan des Hofes zwischen Bleckede und Boizenburg.
Claudia Polienko vom Hof Rosenhagen aus Wendhausen bei Lüneburg bietet Blumengebinde an. Sie war durch die Werbeaktion der Stadt in den sozialen Netzwerken auf den Lauenburger Wochenmarkt aufmerksam geworden. Mittlerweile hat sie schon Stammkunden, die sich von ihren kunstvollen Gebinden verzaubern lassen.
Zwei Veranstaltungen pro Jahr auf dem Wochenmarkt
Die Umfrage unter Kunden und Händlern im April hatte aber auch noch etwas anderes erbeben: Zu einem Marktbesuch gehört mehr als frische Produkte zu einem erschwinglichen Preis. „Die Leute wünschen sich den Wochenmarkt als Treffpunkt und Erlebnisort“, weiß Dorothee Meyer.
Für mehr Sitzgelegenheiten zum Klönen will die Stadt noch sorgen. Zweimal im Jahr soll es auf dem Wochenmarkt Thementage mit besonderen Höhepunkten geben. Der nächste Thementag ist im Herbst vorgesehen. „Das klappt nur, weil die Händler alle mitziehen. Es ist eine positive Stimmung zu spüren“, freut sich Dorothee Meyer.