Curslack. Carola Buhk aus Curslack weckt Gurken, Kürbis und Co. ein. Ihre handgemachten Produkte begeistern – auch einen großen Feinkostladen.

Schon als kleines Mädchen passte Carola Buhk immer ganz genau auf, wenn in ihrer Familie nach dem Sommer die Ernte für die kältere Jahreszeit haltbar gemacht wurde. Und wann immer eine ältere Omi von ihren Rezepten erzählte, hörte sie ganz genau hin. „Ich kenne das Einkochen von Gemüse aus meiner Kindheit und habe mich schon immer dafür interessiert“, sagt die 56-Jährige. Dass ihre selbst eingekochten Gurken aber mal so gefragt sein würden, hätte sie bis vor ein paar Jahren nicht gedacht.

Zwar hatte Carola Buhk, die in Neuengamme aufwuchs und dort auf einem eigenen Stück Land Gemüse für den Eigengebrauch anbaut, schon immer einen Teil des Gemüses eingekocht. „Selbstgemacht schmeckt eben viel besser“, ist die 56-Jährige überzeugt. Aber 2018, nach einem „super Sommer“, fiel die Ernte besonders üppig aus, erinnert sich die 56-Jährige, die als Zahnarzthelferin in einer Praxis in Lohbrügge arbeitet.

„Mutterland“ war der erste Kunde von Carola Buhk

Auch wenn ein Glas der hausgemachten Gewürzgurken auf dem heimischen Abendbrottisch der Buhks nie fehlen darf: So viele Gläser mit eingemachtem Gemüse konnten sie nicht alleine leeren. Zunächst wurden einige Gläser an Freunde und Verwandte verschenkt, bis ein Nachbar Carola Buhk dazu ermunterte, es auch mal mit einem Verkauf zu versuchen. Mit Wohnort und Produktionsstätte am Curslacker Deich war der Name „Deichgurke“ schnell gefunden, erinnert sich die 56-Jährige. Das Label ziert eine Vierländerin in Tracht mit Gurkenfass vor der Brust.

Carola Buhk zog mit ein paar Gläsern los – und konnte als ersten Kunden mit „Mutterland“ gleich einen ganz dicken Fisch an Land ziehen: Spezialisiert auf traditionell hergestellte Delikatessen aus ganz Deutschland gilt das Feinkostgeschäft mit Stammhaus am Hamburger Hauptbahnhof als Branchentrendsetter und Mitbegründer des Regional und Craft Trends in Deutschland. Sie hätten ihr auch dabei geholfen und Tipps gegeben, ihre Produktion auf professionellere Beine zu stellen, erinnert sich Carola Buhk, die daraufhin Nährwerttabellen errechnete, während ihr Neffe ihr eine Internetseite erstellte.

Handgemacht statt Massenproduktion

Auch die Schlemmer-Fleischerei Schwiecker in Börnsen war eine der ersten Verkaufsstellen. Dort waren die ersten Gläser innerhalb weniger Tage ausverkauft, erinnert sich Carola Buhk. So kamen immer mehr Gläser in Umlauf, die Deichgurke wurde bekannter und die Zahl der Verkaufsstellen größer. Heute sind die Produkte der Deichgurke bei elf Verkaufsstellen wie auch bei Onkel Emma im Reetwerder, Hof Heine in Curslack oder im Automaten von Gladiators Gemüsegarten am Süderquerweg zu haben. Neuerdings gibt es das eingemachte Gemüse auch in der Haspa Curslack (Curslacker Deich 175) für 6 Euro pro Glas.

Doch es soll keine Massenproduktion werden, betont Carola Buhk, die daher auch schon Anfragen großer Supermärkte ausgeschlagen hat. Um die gefragte Anzahl an Gläser herzustellen, müssten sie irgendwann abfüllen lassen. „Und dann wäre es nicht mehr mein Produkt“, sagt Carola Buhk. Ganz allein ist sie aber heute schon nicht mehr: Wenn es im Spätersommer ans Eingemachte geht, dann bekommt sie Unterstützung von der Familie, helfen Tanten und Onkel beim Schnippeln, während die Schwiegermutter kocht und so dafür sorgt, dass die fleißigen Helferlein alle eine Stärkung bekommen.

Gemüse und Obst einkochen ist wieder im Trend

Etwa 2000 Gläser werden dann in der Garage nach und nach eingekocht. Dabei hat Carola Buhk auch schon mal vier Einkochautomaten gleichzeitig in Betrieb, während einer Platz für etwa 14 Gläser bietet. Einkochen, Einmachen oder Einwecken (abgleitet von den Gläsern des Unternehmers Johann Carl Weck) meint dasselbe: Lebensmittel werden in ein steriles Glas gefüllt und in einem kochenden Wasserbad unter Ausschluss von Luft in einem geschlossenen Topf erhitzt. Durch das Erhitzen dehnen sich Luft und Wasserdampf im Glas aus und es entsteht ein Überdruck. Beim Abkühlen ziehen sich Luft und Wasserdampf wieder zusammen und bilden ein konservierendes Vakuum. Die Methode Obst und Gemüse so für den Winter haltbar zu machen, ist uralt, heute liege sie aber wieder im Trend, weiß Carola Buhk. Doch während sich schon viele an selbst gemachtem Apfelkompott oder auch Fruchtmus probiert haben, sei sauer eingemachtes Gemüse eher selten.

Sechs verschiedene Sorten zählen zum Sortiment

Carola Buhk zählt sechs Sorten zu ihrem Sortiment, darunter drei verschiedene Gurken: Neben den pikanten Gewürzgurken gibt es auch Gurkentaler. „Sie passen perfekt zu Wurstbroten und schmecken auch auf einem Hot Dog super lecker“, sagt Carola Buhk. Besonders mild und daher auch für Menschen geeignet, die bisher keine Fans von eingelegten Gurken waren, sei die Aziagurke nach „Vierländer Art“. Mit ihrem zarten, gelblichen Fleisch ist die Senfgurke in den Vierlanden auch als „Gelegurke“ (gelbe Gurke) bekannt, erklärt Carola Buhk. Kürbis „süß sauer“ passe perfekt zu Bratkartoffelgerichten, während die Rote Beete nicht im Heringssalat fehlen darf und natürlich in Labskaus ein Muss ist, so Carola Buhk. Als mild und aromatisch beschreibt Carola Buhk ihren Sellerie, der in gemischten Salaten oder einfach pur gegessen werden könne. „Sellerie ist eher unscheinbar, wird aber unterschätzt“, ist Carola Buhk überzeugt. „Er ist unheimlich gesund und ein günstiges Superfood“, stellt die 56-Jährige fest.


Auf die Qualität ihrer Zutaten legt Carola Buhk großen Wert, verwendet ausschließlich frischen Ingwer, ganze Lorbeerblätter oder Pimentkörner. Mit Essig, Wasser und Zucker wird daraus ein Sud, der über die rohen Gurken im Glas gegossen wird –„damit sie schön knackig bleiben“. Rote Bete oder Kürbis werden hingegen ein wenig vorgekocht, bevor sie in die Gläser kommen. Und auch nach dem Einkochen sind sie noch nicht fertig zum Verzehr, sondern müssen erstmal noch ziehen: „Vor sechs Wochen kommt hier kein Glas raus“, sagt Carola Buhk.