Lauenburg. Erste gemeinsame Fragerunde für die vier Bewerber um das Bürgermeisteramt. So haben sie bei den älteren Wählern gepunktet.

Premiere im Kampf um das Bürgermeisteramt in Lauenburg: Erstmals stellten die vier Kandidaten sich und ihre Ziele im direkten Vergleich öffentlich vor. Der Lauenburger Seniorenbeirat hatte zu der Veranstaltung am Donnerstagnachmittag eingeladen. Rund 140 vorwiegend ältere Besucher saßen dicht an dicht im Restaurant Soltstraatenhus, um sich selbst ein Bild zu machen. Das Gedränge veranlasste Moderator Bernd Dittmer auch gleich zu einer Einstiegsfrage an alle Kandidaten: Wird die Suche nach einem großen Veranstaltungssaal in Lauenburg künftig zur Chefsache erklärt? Um es vorweg zu nehmen: Eine Lösung für dieses Problem zauberte keiner der Kandidaten aus dem Hut.

Bürgermeisterwahl in Lauenburg: Zehn Minuten Redezeit

Bei der Vorbereitung der Kandidatenrunde hatte der Seniorenbeirat nichts dem Zufall überlassen. Zunächst wurde die Reihenfolge der Redebeiträge ausgelost. Den Anfang machte Thorben Brackmann. Darauf folgte Anne-Marie Hovingh. Patric Hoffmann durfte sich als dritter Kandidat präsentieren und den Abschluss bildete Niclas Fischer. Die jeweilige Redezeit war streng begrenzt. Wenn Beiratsmitglied Degenhard Christen nach zehn Minuten die große Messingglocke schellen ließ, war Schluss, ohne Wenn und Aber. Fünf Minuten blieb dann Zeit, Fragen aus dem Publikum zu beantworten.

Diese strengen Regularien waren aber auch schon das Einzige, das an Kandidatenrunden erinnerte, die im Fernsehen vor Wahlen übertragen werden. Während der Redebeiträge blieben verbale Angriffe oder kleine Seitenhiebe auf die Mitbewerber aus. Es sei ein fairer Wahlkampf, betonten alle vier Bewerber am Rande der Veranstaltung.

Dicht gedrängt sitzen die Besucher im Soltstraatenhus. Nach Schließung des Mosaik gibt es in Lauenburg keinen Saal mehr.
Dicht gedrängt sitzen die Besucher im Soltstraatenhus. Nach Schließung des Mosaik gibt es in Lauenburg keinen Saal mehr. © Elke Richel | Elke Richel

Zehn Minuten Redezeit sind offenbar nicht viel, wenn man zum ersten Mal vor einer großen Runde potenzieller Wähler steht. Am Anfang aller Redebeiträge stand die ausführliche persönliche Vorstellung mit beruflichem Werdegang und familiären Verhältnissen. Dieser Teil nahm bei allen Kandidaten den größten Teil der Redezeit ein.

Gemeinsamer Nenner: Mehr Transparenz gegenüber Bürgern

Inhaltliche Aspekte gab es in den Beiträgen dann aber doch: Auf die Frage nach künftigen Wirtschaftsansiedlungen betonte der Kandidat der CDU, Thorben Brackmann (32), dass er dies zu einem seiner wichtigsten Schwerpunkte machen würde, sollte er Bürgermeister von Lauenburg werden. SPD-Kandidatin Anne-Marie Hovingh (35) stellte den Kontakt zu den Bürgern auch nach der Bürgermeisterwahl in den Fokus ihrer Rede. Beifall erhielt sie, als sie versicherte, auch nach der Wahl regelmäßig zu einem lockeren Austausch bei Kaffee und Kuchen einzuladen.

Der parteilose Kandidat Patric Hoffmann (49) betonte vor allem die Stärkung des Ehrenamtes als einen seiner Schwerpunkt. Seine politische und verwaltungsrechtliche Unerfahrenheit sehe er nicht als Nachteil. Sollte er ins Amt gewählt werden, würde er auf die Fachkompetenz innerhalb der Verwaltung bauen und mit den Fraktionen eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anstreben. Niclas Fischer (57) betonte dagegen seine langjährigen Erfahrungen in der Lauenburger Lokalpolitik und seine seinen guten Draht zum jetzigen Bürgermeister Andreas Thiede. Bürgermeister sei sein politisches Lebensziel, sagte er. Sollte er die Wahl gewinnen, wolle er sein Amt überparteilich und in weiterhin guter Zusammenarbeit mit allen Fraktionen ausüben.

Sowohl in den Nachfragen der Besucher, als auch in den Redebeiträgen der Kandidaten gab es einen Schwerpunkt: Die Transparenz politischer Entscheidungen müsse unbedingt verbessert werden. Degenhard Christen vom Seniorenbeirat merkte an, dass in den Sitzungen der politischen Gremien Beschlussvorlagen einfach so durchgewinkt werden, ohne dass auf den Zuschauerplätzen Zusammenhänge klar würden. Immer wieder wurde auch betont, dass man sich vom künftigen Bürgermeister oder der künftigen Bürgermeisterin mehr öffentliche Präsenz wünsche.

Geteiltes Echo auf die Vorstellungsrunde der Kandidaten

Bürgersprechstunden, Informationen auf allen Kanälen und die Möglichkeit der direkten Meinungsäußerung versprachen alle Bewerber im Falle ihrer Wahl.

Die meisten Besucher waren mit großen Erwartungen zur ersten Vorstellungsrunde der Bürgermeisterkandidaten gekommen. Das Echo anschließend war geteilt. „Der Lebenslauf hat bei allen Kandidaten einen zu großen Raum eingenommen. Ich habe kaum etwas darüber erfahren, was die Bewerber konkret tun möchten, um unsere Stadt voran zu bringen“, schätzte Gerhard Schüttler anschließend ein. Der 89-Jährige hatte eigentlich gehofft, am Ende der Veranstaltung genau zu wissen, wo er sein Kreuz machen soll. „Jetzt bin ich genauso schlau, wie vorher“, sagte er. Die 75-jährige Ute Höft war dagegen zufrieden mit der Vorstellungsrunde. „Mit war es vor allem wichtig, die Bewerber einmal persönlich kennenzulernen. Jetzt kann ich mit doch besser ein Bild machen“, sagte sie. Lene Groll (78) bedauerte, dass die Bewerber zu sehr an ihrem Wahlprogramm geklebt hätten. „Das kann man doch alles nachlesen, wenn man sich interessiert. Aber auf konkrete Nachfragen kam wenig“, fand sie.

„Vollkommen zufrieden“ mit der Vorstellungsrunde war dagegen Bernd Scharna. Er hätte sich schon vor der Veranstaltung festgelegt, wo er am 6. November sein Kreuz machen wird. „Das hat sich nach den vier Beiträgen voll bestätigt“, meinte der 72-Jährige.